Der neue Vorsitzende im Kreis, Colin Sauerzapf, erklärt, warum er sich gegen Grüne und Linke und für die SPD entschieden hat. Und was sich seiner Meinung nach bei den Sozialdemokraten ändern muss.

Digital Desk: Michael Bosch (mbo)

Ludwigsburg - Colin Sauerzapf ist neuer Vorsitzender der Jusos im Kreis Ludwigsburg. Der 21-jährige Physikstudent sitzt auch im Gemeinderat von Remseck.

 

Herr Sauerzapf, haben Sie sich als neuer Vorsitzender konkrete Ziele gesetzt?

Ich möchte gemeinsam mit dem restlichen Vorstand den Fokus auf Digitalisierung und den Klimaschutz legen. Mir ist es wichtig, dass dabei die Frage nach der sozialen Gerechtigkeit – auch wenn diese Phrase abgedroschen klingt – nicht hinten runter fällt. Wir müssen aufpassen, dass wir die Lasten der Umstrukturierung nicht nur auf die Schwächsten in der Gesellschaft abladen. Denn die können – wenn wir den Klimawandel nehmen – schon statistisch am wenigsten dafür. Wenn ich mehr habe, dann konsumiere ich eben auch mehr.

Was wollen Sie für junge Menschen tun?

Wir wollen den ÖPNV ausbauen. Kleinere Städte dürfen nicht abgeschottet sein. Am besten wäre es, wenn niemand im Kreis mehr ein Auto bräuchte. Es macht schon einen Unterschied, ob ich eine halbe Stunde mit dem Auto, oder zwei mit Bus und Bahn zur Uni oder zum Ausbildungsplatz brauche. Und dann wollen wir dafür sorgen, dass Schulen digital besser ausgestattet werden. Zudem brauchen wir Breitband und freies WLAN an öffentlichen Plätzen, nicht nur in den großen Städten.

Wie sind die Jusos im Kreis aufgestellt?

Auch wenn die Ergebnisse der SPD bei den letzten Kommunalwahlen nicht so gut waren, sind die Jusos gut aufgestellt. Wir haben zwei Vertreter im Kreistag und etliche in den Gemeinderäten.

Warum haben Sie sich dazu entschlossen, ihre politischen Ziele bei der SPD zu verfolgen?

Für mich ist die SPD die Partei, die die Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft immer noch am besten angeht. Ich war tendenziell immer schon links eingestellt, habe aber bei den anderen Parteien, die auch in Frage gekommen wären, zu viele Gründe gefunden, die gegen sie gesprochen haben.

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Was spricht denn gegen die Grünen und die Linken?

Die Linken sind mir zu wenig kompromissbereit, und die Grünen im Land machen unter Winfried Kretschmann meiner Meinung nach zu wenig Sozialpolitik.

Trotzdem haben die Grünen die SPD in der Wählergunst überholt. Woran krankt es bei ihrer Partei – vielleicht auch auf kommunaler Ebene?

Zunächst einmal: An meiner Einstellung zur Sozialdemokratie ändert das nichts, ob die Partei bei zehn oder bei 25 Prozent steht. Die SPD muss wieder zur Kümmerer-Partei werden. Dazu brauchen wir in den Ortsvereinen wieder mehr aktive Mitglieder, die auf die akuten Probleme der Menschen eingehen. In Ostdeutschland ist es leider schon passiert, dass die AfD in diese Rolle gerutscht ist.

Was erwarten Sie vom neuen SPD-Bundesvorstand?

Ich finde es gut, dass die Mitglieder und der Parteitag mitreden und nicht mehr nur einen Vorschlag abnicken. Und auch die Duos sind eine gute Idee. Allerdings ist es schade, dass Hoffnungsträger wie Franziska Giffey oder Lars Klingbeil nicht antreten. Ich würde mich freuen, wenn sich das Kandidatenfeld noch ein bisschen verjüngt.