Im neuen Kurzgeschichtenband der Filmakademie widmen Studenten sich dem Neid – ein heikles Thema im Kunstbetrieb. Der Dozent und Herausgeber Michael Achilles erklärt, warum.

 

Ludwigsburg - An diesem Donnerstag feiert die Filmakademie die Premiere ihres zweiten Kurzgeschichtenbandes. Studenten von Filmakademie, Animationsinstitut und Akademie für Darstellende Kunst haben Kurzgeschichten rund ums Thema Neid geschrieben. Für den Kunstbetrieb haben sie sich damit auf heikles Terrain begeben. Der Dozent und Herausgeber Michael Achilles erklärt, warum.

Herr Achilles, zum zweiten Mal erscheint ein Kurzgeschichtenband der Filmakademie. In diesem Jahr ist Neid das Thema – ziemlich gewagt. Wie kamen Sie darauf?

Neid ist allein schon deshalb ein tolles Thema, weil er uns allen bestens bekannt ist, es aber keiner zugibt. Zudem hat Neid viele Formen. Er kann heimtückisch sein, dann ist er destruktiv und kann uns kaputt machen, so wie einen Gollum in „Der Herr der Ringe“. Er kann aber auch eine Quelle der Motivation sein, uns beflügeln und zu Neuem antreiben.

Ist Neid also auch gut?

Nein. Es sei denn, ich habe die Kraft, ihn zu überwinden.

Sie haben an der Filmakademie viel mit künstlerisch aktiven Menschen zu tun. Ist Neid bei Künstlern besonders ausgeprägt ?

Ja, das denke ich. Wer sich in einer Branche bewegt, die davon lebt, dass innerste Gefühle aufs Papier oder die Leinwand gebracht werden müssen, die aber auch knallharten Wettbewerb kennt, dem ist Neid bestens vertraut. Das beginnt bei uns an der Filmakademie schon bei den Präsentationen zum Ende des Studienjahres. Da hört jeder genau hin, welcher Film am meisten Applaus bekommt.

Der Kurzgeschichtenband beinhaltet Geschichten von Studenten ganz unterschiedlicher Disziplinen. Das sind Regisseure, Drehbuchautoren oder Schauspieler. Schreiben die unterschiedlich?

Ich habe in den vergangenen beiden Jahren alle Geschichten gelesen, die unserem Aufruf zur Einreichung einer Kurzgeschichte gefolgt sind. Da waren Kameraleute, Producer, Regisseure, Drehbuchautoren, Schauspieler und Animationsstudenten dabei. Von allem etwas, eine Kategorisierung fällt da schwer. Ich würde jedoch sagen, dass Drehbuchautoren struktureller ans Werk gehen, Schauspieler hingegen impulsiver. Das ergibt eine schöne Mischung.

Warum wollen angehende Schauspieler und Filmleute überhaupt Kurzgeschichten schreiben?

Bei vielen gibt es die Sehnsucht, etwas ganz eigenes, Intimes erzählen zu können. Beim prosaischen Schreiben ist man auf sich allein gestellt, während es beim Film neben dem Drehbuchautor noch den Regisseur, den Producer und so weiter gibt. Da reden viele mit.

Gibt es jetzt jedes Jahr einen Kurzgeschichtenband?

Ja. Unser erster Band war ein großer Erfolg. Das bestärkt. Und die freundschaftliche Verbindung zu Philipp Keel, dem Verleger des Diogenes-Verlags, beflügelt uns auch. Er hat wie schon beim ersten Band „Schluss striche“ die Schirmherrschaft übernommen. Und ich bin zuversichtlich, dass er es beim dritten auch tun wird. Das Thema gibt es übrigens schon. Es lautet: Krieg.