Martin Krüger leitet seit dem 1. Juli das Kinderhaus in Stuttgart-Büsnau. Er fand erst über einige Umwege zu seinem Traumjob. Bereuen tut er das aber keinesfalls. Und er hat sich einiges vorgenommen.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Büsnau - Kinder reden nicht lange um den heißen Brei, sie geben direktes Feedback. „Diese ehrliche Rückmeldung, die man sofort bekommt, das ist das Schöne. Ganz direkt, ohne Theater“, sagt Martin Krüger. Der Pädagoge hat am 1. Juli die Leitung des Kinderhauses Büsnau übernommen und bestätigt: Das Sprichwort „Kindermund tut Wahrheit kund“ stimmt. Der 40-Jährige mit den roten Locken lebt für die Arbeit mit Kindern. „Es ist schön, sie auf ihrem Weg zu einem mündigen Menschen begleiten zu können“, sagt Krüger. Der Vorteil der Sozialarbeit: Man habe keinen Erziehungsauftrag, könne aber dennoch positiv Einfluss auf die Entwicklung der Kinder nehmen. „Das macht die Arbeit so spannend.“

 

Den Berliner Dialekt hat er mitgenommen

Sein beruflicher Weg führte Martin Krüger über Umwege in die Pädagogik. „Eigentlich wollte ich das schon von Anfang an, aber mit 16 war ich noch nicht bereit dafür und habe erst eine andere Leidenschaft verfolgt“, sagt der Mann mit der bärigen Erscheinung, den bunt tätowierten Armen und dem Nasenpiercing. Er hat zunächst Tischler gelernt, später Großhandelskaufmann und Naturkostfachberater. Erst dann verschlug es ihn in den pädagogischen Bereich.

Diese Umwege bereut er aber keinesfalls: „Alles, was ich gelernt habe, kann ich hier einbringen.“ Das handwerkliche Geschick kommt ihm in der Werkstattarbeit gelegen, die Buchhaltung im Kinderhaus ist für ihn auch kein Problem.

Geboren ist Martin Krüger im Norden Sachsen-Anhalts, „80 Kilometer von Wolfsburg entfernt“, lange Zeit hat er in Berlin gelebt. Den Zungenschlag hat er mit nach Stuttgart genommen. Wegen der Arbeit verschlug es den Pädagogen 2018 in die baden-württembergische Landeshauptstadt. Die vergangenen anderthalb Jahre hat er an der Pestalozzischule gearbeitet und hat darüber auch die Kinder- und Jugendhäuser in Vaihingen kennengelernt. In Büsnau hat er im Sommer die Nachfolge von Frank Otto Huber angetreten, der das Kinderhaus 30 Jahre lang geleitet hat.

Die großen Fußstapfen seines Vorgängers machen ihm keine Angst

Das sind freilich große Fußstapfen. Verglichen werden möchte Krüger mit seinem Vorgänger aber nicht – „det würde kenem von beden jerecht“, sagt er selbstbewusst. Die Arbeit von Frank Otto Huber erkennt er natürlich als das an, was sie ist: herausragend. „Aber ich habe meine eigenen Füße und werde eigene Abdrücke setzen.“

Für das Kinderhaus hat Martin Krüger, der vor wenigen Wochen erst Vater eines Sohnes geworden ist, große Pläne: Er will es nicht nur für die Kinder, sondern für Büsnauer jedes Alters öffnen. „Das Haus lebt von den Menschen“, sagt Krüger. Jeden Mittwochnachmittag gibt es nun ein Familiencafé. Zwischen 15 und 18 Uhr haben Eltern die Möglichkeit, das Haus zusammen mit ihren Kindern kennenzulernen. Wer mag, könne auch einfach so auf einen Kaffee am Nachmittag reinspazieren. Zudem kann man das Kinderhaus nun für Geburtstage und Feiern mieten. Und wer eine Yoga-Gruppe habe, aber keinen Übungsraum, der könne sich ebenfalls an das Team des Kinderhauses wenden, nennt Krüger ein weiteres Beispiel.

Das Haus soll ein Treffpunkt im Ort werden

Der neue Leiter spricht von Aufbruchstimmung. „Es ist ein Prozess. Wir müssen auch erst die Bedarfe ermitteln und wollen nicht an den Menschen vorbeiplanen.“ Mit seinen Kolleginnen Britta Krüger – „der Name ist Zufall, wir sind weder verwandt noch verschwägert“, so Martin Krüger, und Viktoria Dixon möchte er Neues einführen, aber auch an Bewährtem festhalten. Kinderkino, Bogenschießen, die Kinderküche und die Werkstatt sowie die Carrera-Bahn werden weiterhin zum Angebot des Kinderhauses gehören.

Der Kinoraum könne aber beispielsweise auch für Theater genutzt werden. Und überhaupt: „Wir haben hier unendlich viele Möglichkeiten, wie wir unsere Räume nutzen können“, sagt der 40-Jährige. In den nächsten Wochen und Monaten will das Team ein neues Konzept für das Kinderhaus ausarbeiten. „Ich möchte, dass die Büsnauer das Haus wieder wahrnehmen, als einen Treffpunkt im Ort“, sagt Krüger.