Der neue Mietspiegel zeigt: die Mieten in Stuttgart sind in den vergangenen beiden Jahren um 7,2 Prozent gestiegen. Der Mieterverein spricht von einem Markt, der „aus den Fugen geraten“ sei. Hausbesitzer sehen das anders.

Chefredaktion : Holger Gayer (hog)

Stuttgart - Das Wohnen in Stuttgart wird immer teurer. Ausweislich des neuen Mietspiegels, den der Stuttgarter Ordnungsbürgermeister Martin Schairer (CDU) und der Leiter des Statistischen Amts der Landeshauptstadt, Thomas Schwarz, am Freitag vorgestellt haben, sind die Mieten in Stuttgart in den vergangenen beiden Jahren um 7,2 Prozent gestiegen. Dies sei die zweithöchste Steigerung in den vergangenen zwanzig Jahren, sagte Schairer. Nur im Betrachtungszeitraum 2015/2016 seien die Mieten noch stärker gestiegen – nämlich um 7,7 Prozent. Beim letzten Mietspiegel, der vor zwei Jahren vorgelegt worden war, betrug die Steigerung 6,0 Prozent.

 

Stuttgart ist ein teures Pflaster, das wissen wir und das hat sich erneut bestätigt“, sagte Schairer. Trotzdem wohnen aktuell 614 000 Menschen in der baden-württembergischen Landeshauptstadt – Tendenz weiter steigend. Im Durchschnitt wachse Stuttgart jedes Jahr um ein Prozent. „Und die, die ein Dach über dem Kopf haben, fühlen sich auch sauwohl bei uns“, sagte der Ordnungsbürgermeister, der ein gebürtiger Stuttgarter ist.

Hausbesitzer halten die Steigerung für moderat

Angelika Brautmeier beurteilt die Lage grundsätzlich anders. „Wohnen in Stuttgart wird nahezu unerschwinglich“, sagt die Geschäftsführerin des Stuttgarter Mietervereins und präsentierte ihre eigene Rechnung: „Betrug die Durchschnittsmiete des Mietspiegels zu Beginn des Jahrzehnts noch 7,40 Euro pro Quadratmeter, so liegt sie inzwischen bei 9,60 Euro pro Quadratmeter – eine Steigerung um 30 Prozent in nur acht Jahren.“ Diese Zahlen zeigten, „dass der Mietmarkt aus den Fugen geraten ist“. Für Normalverdiener sei es kaum noch zu schaffen, in Stuttgart zu wohnen.

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Dem widerspricht Klaus Lang deutlich. Er wolle die Steigerung um 7,2 Prozent nicht schön reden, sagt der Vorsitzende des Haus- und Grundbesitzervereins: „Aber wenn wir diese Zahl in Relation zu dem sehen, was Propheten und Auguren prophezeit hatten, nämlich eine zweistellige Steigerungsrate, fällt der jetzige Mietspiegel doch moderat aus.“ Von einer Explosion der Mieten könne jedenfalls keine Rede sein.

Dies sei der Verdienst der überwiegend privaten Vermieter, die den Stuttgarter Wohnungsmarkt überwiegend beherrschten. Nach einer Erhebung des Statistischen Amtes der Stadt hätten 62 Prozent der privaten Vermieter die Miete seit Einzug des Mieters nicht erhöht. „Dieses Ergebnis zeigt, dass die privaten Vermieter im Gegensatz zu den Gewerblichen und Wohnungsunternehmen die bestehenden Möglichkeiten zu Mieterhöhungen bei weitem nicht ausschöpfen und deshalb nicht als Buhmann taugen“, so Lang.