Lust auf neue Musik? Wir empfehlen zehn aktuelle Tracks von Stuttgarter Musikern und Bands vor, die den März-Soundtrack definitiv bereichern.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - In unregelmäßigen Abständen geben wir hier Hör- und Sehempfehlungen aus der Stuttgarter Popszene. Weil seit dem letzten Mal einige Zeit vergangen ist, kommen diesmal gleich zehn neue und neueste Tracks zum Zug. Wer sich alle anhört, stellt fest: Autotune ist noch lange nicht tot, Punk aber auch nicht (siehe Song zehn).

 

Los geht's aber mit Joni und seinem Social-Media-Clip "Verschwende die Zeit". 

Joni - Verschwende die Zeit

Nicht weniger als sechs Models spielen im Joni-Video mit. Der Sänger mischt melodiösen Pop mit ein bisschen Trap und Autotune. Passend zur Musik geht es um "perfekte Menschen, süchtig nach Herzen". Was sich vielleicht etwas arg pädagogisch wertvoll anhört, kommt im Video dann doch ziemlich glaubwürdig daher:

Everdeen - By The Water

Das Trio Everdeen hat schon etliche sehr ambitionierte Videos vorzuweisen, in denen die Musiker meist selbst auftreten - das kann ja auch nicht jeder. "By The Water" bietet den von der Band mittlerweile gut etablierten, dreampop-infizierten Indie-Rock. Da stimmt im Grunde alles:

Simeon - Chillaxxx

Simeon sind äußerst Streaming-kritisch, gehen jetzt aber doch wieder auf Youtube. Wie bei Joni geht es auch hier um den Social-Media-Stress, den ja nicht nur die ganz Jungen kennen, sondern auch all jene, die sich nach mehr "Chillaxxx" sehnen. Dazu wird hübsch selbstironisch formationsgetanzt, am Ende fliegen Seifenblasen und zum Schluss wird geputzt.

Dia - Yungfrau

Von Dia hatte man eine Weile nichts gehört. Jetzt aber gibt's sogar mehr als ein Lyrics-Video, und auch hier ist man mit Autotune und dem Songtitel "Yungfrau" nah am Zeitgeist. Vitali Ehrets Genuschel über das Glück des ersten Mals ("Und jetzt machen wir einbisschen na na na") ist weiterhin in der Popwelt einmalig. Doch, das macht wirklich Spaß:

Jauche - Bring it on

Jauche sind Ralv Milberg, Max Rieger und Thomas Zehnle - also im Grunde wieder so eine Nordbahnhof-Supergroup, auch wenn nur noch der Erstgenannte wirklich in Stuttgart residiert. Vielleicht ist es auch deshalb gelungen, die ursprünglich stundenlangen Ambient-Jams zu einem im Grunde amtlichen Minimal-Electro-Track zu kondensieren. Für das Album "Wayne", erschienen Ende Februar, wurden trotzdem wieder 70 Stunden Aufnahmen in sieben Tracks zusammengefasst. Darunter neben Songs wie "Burg Teck" auch dieser: 

Jamhed - Appleteenie

Auch beim aktuellen Jamhed-Album hatte Ralv Milberg die Finger im Spiel. Die Musik darauf ist ja schon gut, das Video zum Song "Appleteenie" aber nochmal eine Spur toller. Die Musiker haben Helmkameras aufgesetzt und man kann sich im Video gewissermaßen wie einer der vier Jamheds fühlen. Dass dabei ordentlich mit dem Kopf gewackelt wird, ist nicht zuletzt der Musik geschuldet.  

An Early Cascade - Echoes

Die örtliche Post-, Emo- und Hardcore-Szene schöpft nach der angekündigten Rückkehr von Heisskalt auf die Bühnen neue Hoffnung. Dabei gab es auch davor schon (neben anderen) An Early Cascade, die deren Erbe weiterführen. "Echoes" ist eine übersteuerte Achterbahnfahrt durch allerlei aufgewühlte Gefühlswelten: 

Lostboy Lino - Du fehlst

Lostboy Lino stellt sich in einer Mail an die Redaktion als "das nächste Talent aus Stuttgart" vor. Zum Song "Du fehlst" heißt es: "Keine Markenklamotten, keine teuren Klunker, und obwohl das Video offensichtlich in Stuttgart spielt, bleibt die Erwartung unerfüllt, protzige Autos zu sehen." HipHop ohne Bling Bling also, aber mit offenem Verdeck über die Friedrichstraße geht schon und ein türkis leuchtender Pool kommt auch irgendwann ins Bild. Ein schöner Soundtrack für Sehnsüchtige im Frühling:

Luis Ake - Bitte lass mich frei

Warum sollte Karlsruhe-Stuttgart eigentlich ein Gegensatz sein? Luis Ake oszilliert zwischen beiden Polen, kriegt ein Porträt in den "Badischen Neuesten Nachrichten" und posiert doch mit VfB-Bettwäsche beim Blick ins Bushido-Buch. Er schreibt auf Facebook bewegende Geschichten zu einem Cover, das er von einem allzu schnell verglühten österreichischen Popstern "geklaut" hat. Dazu kommen beste Kontakte zu Die Selektion.

Neben alledem qualifizeren ihn Tracks wie "Bitte lass mich frei" samt des herrlichen, in Perugia gedrehten Videos für diese Kolumne mit ihren uneingeschränkten Pop-Empfehlungen:

Die Heydays - Vom Leben und Sterben und anderem Scheiß

Weitgehend abseits vom Glitzer und Glamour der einschlägigen Locations, Internetforen und Szenen sind Die Heydays so etwas wie die besseren Toten Hosen nach einem Date mit Schmutzki. Aufrichtige Texte treffen auch auf dem aktuellen Album "Heute nicht morgen vielleicht" eingängige Punkrock-Tracks, die immer wieder mit dem perfekt passenden Neunziger-Gitarrensolo aufgepeppt werden. Das kann man übrigens auch live mit bestem Gewissen empfehlen: