Sporthilfe will Sportklinik-Anteile an Stadt verkaufen und plädiert für Neubau beim Krankenhaus Bad Cannstatt. Eine Sanierung samt Neubau am heutigen Standort scheint damit vom Tisch.

Bad Cannstatt - Seit Jahren wird um einen Neubau der Sportklinik in Bad Cannstatt gerungen. Nun könnte es sein, dass die Stadt das renommierte Spezialkrankenhaus übernimmt, weil der Hauptgesellschafter, die Sporthilfe Württemberg, die künftigen Investitionen nicht stemmen kann. Eigentlich schienen Neubau und Modernisierung der Sportklinik am heutigen Standort in der Taubenheimstraße auf einem guten Weg. 2015 gab der Technikausschuss nach vielen Diskussionen grünes Licht. Obwohl das Gremium damals nicht zu 100 Prozent glücklich darüber war, waren sich alle Beteiligten einig, dass es Zeit dafür wurde. Denn die Raumnot in der renommierten Fachklinik, die jedes Jahr dem Gemeinderat glänzende Bilanz- und Fallzahlen präsentieren konnte, war damals schon erdrückend. Zudem schien die Lösung, die Zukunft der Sportklinik weiter am heutigen Standort zu planen, auch alternativlos.

 

60 Millionen Euro

Die Neubaupläne, die Geschäftsführung und Aufsichtsrat jahrelang im Neckarpark geschmiedet hatten, mussten ein Jahr zuvor wieder begraben werden. Die ersten geschätzten Baukosten von 35 bis 40 Millionen Euro waren schnell auf 60 Millionen Euro angestiegen. Eine Summe, die selbst für eine finanziell kerngesunde Sportklinik und der Aussicht auf Zuschüsse, nicht zu stemmen gewesen wäre.

Da der Vorschlag der Stadt Stuttgart, die 2008 insgesamt 49 Prozent vom Hauptgesellschafter, der Sporthilfe Württemberg, übernommen hatte, die Fachklinik im Krankenhaus Bad Cannstatt zu integrieren, ebenfalls schnell vom Tisch war, blieb unterm Strich nur noch übrig, den Altbau am heutigen Standort zu modernisieren und durch einen Neubau zu ergänzen. Geschätzte Kosten: 40 bis 50 Millionen Euro.

Synergien mit dem KBC

Mittlerweile ist auch diese Lösung Makulatur. Denn inzwischen liegt eine Machbarkeitsstudie vor, wie die Sportklinik am städtischen Krankenhaus Bad Cannstatt (KBC) eine neue Bleibe finden könnte, weiterhin eigenständig, mit eigenem Gebäude und eigener Adresse, aber unter Nutzung von Synergien mit dem KBC etwa bei den OP-Kapazitäten. Demzufolge will die Sporthilfe Verkaufsgespräche mit der Stadt Stuttgart aufnehmen. „Vorstand und Mitgliederversammlung haben dies entschieden“, bestätigt Jürgen Zimmermann, seit 2003 Geschäftsführer der Sportklink die neue Entwicklung. In einer Betriebsversammlung seien kurz darauf die Mitarbeiter informiert worden. „gerade bei diesem Thema wollen wir unsere Mitarbeiter frühzeitig einbinden“, so Zimmermann.

„Langfristig betrachtet ist diese Lösung sicher die richtige Strategie“, so der Geschäftsführer, der seit fast 30 Jahren bei der Sportklinik arbeitet und so natürlich sehr gut aus eigener Erfahrung weiß, was eine Modernisierung samt Neubau in der Taubenheimstraße bei laufendem Betrieb für „ein Kraftakt“ sei. Zudem mache es auch Sinn, sich an eine große Klinik anzugliedern und so die vorhandenen Strukturen zu nutzen. „Wichtig ist natürlich, die Marke Sportklinik und die Eigenständigkeit zu behalten“, betont der Geschäftsführer. Aber das sei über einen Neubau gesichert. „Der steht nun halt nicht, wie einst geplant, im Neckarpark, sondern in Nachbarschaft zum KBC.“

Unzureichende Ausstattung

Allerdings befinde man sich natürlich noch ganz am Anfang einer künftigen Entwicklung der Fachklinik und es müssen noch „jede Menge Gespräche über Inhalte und Kosten“ geführt werden. Als erste Jahreszahl wird in diesem Zusammenhang 2028 genannt, denn momentan müsse die Stadt bekanntlich noch den umfangreichen Umbau am Katharinenhospital in der Innenstadt stemmen.

Unabhängig von der neuen Entwicklung wird 2019 am heutigen Standort investiert und die aktuelle Raumsituation in einigen Bereichen zügig verbessert. „Die Ausstattung ist unzureichend, es gibt noch Mehrbettzimmer ohne Dusche“, so Zimmermann. Da die Fachklinik einen vergleichsweise hohen Anteil an Privatpatienten habe, müsse hier der Standard vergleichbarer Kliniken erreicht werden.

Im kommenden Jahr wird bereits viel Geld in die Ebene 2 investiert. Sie wird komplett zu einer Komfortstation umgebaut. Ein Jahr später folgt dann Ebene 1. Die Kosten: rund 2,8 Millionen Euro. Modernisiert wurden bereits OP-Säle und ein Teil der Fußböden. Und im kommenden Jahr werden auch noch die Umkleideräume in Angriff genommen. „Wir wollen damit auch ein Signal für unsere Mitarbeiter setzen“, so Geschäftsführer Jürgen Zimmermann.