Hannes Wolf ist neuer Trainer beim Hamburger SV. Wir blicken aus diesem Anlass zurück auf seine Zeit beim VfB Stuttgart – die hatte Höhen und Tiefen.

Sport: Dirk Preiß (dip)

Stuttgart - Der Hamburger SV hat sich am Dienstagnachmittag überraschend von Trainer Christian Titz getrennt. Dessen Nachfolger ist vor allem in Stuttgart kein Unbekannter: Hannes Wolf. Für den heute 36-Jährigen beginnt nun also seine zweite Mission Aufstieg im Profifußball. In der Saison 2016/2017 heuerte er beim VfB an und schaffte mit den Stuttgartern die direkte Rückkehr in die Bundesliga. Ende Januar 2018 endete dann die Ära des langjährigen Dortmunders mit einer Mischung aus Rücktrittsangebot und Entlassung. Dazwischen passierte so einiges.

 

Der Beginn: Der damalige VfB-Manager Jan Schindelmeiser kam nach Stuttgart, als Trainer Jos Luhukay bereits im Amt war. Der Niederländer sollte den VfB nach dem Abstieg stabilisieren und wieder nach oben führen. Doch schnell war klar: Die beiden können nicht miteinander. Vor allem in Sachen Kaderzusammenstellung hatten Trainer und Sportchef unterschiedliche Auffassungen. Die Folge: Luhukay musste bereits am 15. September 2016 gehen, am 21. September wurde Hannes Wolf (mit Assistent Miguel Moreira) vorgestellt – für viele überraschend. Wolf trainierte seinerzeit die U 19 von Borussia Dortmund, die er zuvor – wie zweimal die B-Junioren – zum Meistertitel geführt hatte. Er hatte von Jürgen Klopp und Thomas Tuchel gelernt. Schindelmeiser erzählte, er hätte notfalls im Garten von BVB-Chef Hans-Joachim Watzke übernachtet, um Wolf von der Borussia loszueisen.

Das erste Heimspiel läuft brillant

Der Schnellstart: Wolf startete mit nur zwei Tagen Vorbereitung mit einem Auswärtsspiel in Bochum (seiner Geburtsstadt). Dem 1:1 folgte der eigentliche Startschuss. Im Heimspiel gegen die SpVgg Greuther Fürth setzte der Coach die von Schindelmeiser verpflichteten jungen Spieler (Benjamin Pavard und Carlos Mané) ein, das Team siegte 4:0.

Der erste Rückschlag: Schon zwei Wochen später setzte es den ersten herben Rückschlag. Der VfB verliert das Auswärtsspiel bei Dynamo Dresden mit 0:5. Das Team berappelte sich aber schnell wieder und spielte konstant, bis zu Beginn der Rückrunde eine weitere Durststrecke mit mehreren sieglosen Spielen folgte. Diese ging mit dem Derbysieg gegen den Karlsruher SC zu Ende.

Die große Party: Der VfB kann sich gegen Ende der Saison zwar nicht absetzen und verliert sogar das vorentscheidende Duell gegen Aufstiegskonkurrent Hannover 96. Dennoch ist ein Spieltag vor Saisonende die Rückkehr so gut wie perfekt. Alles klar macht der VfB am letzten Spieltag gegen die Würzburger Kickers (4:1). Danach stürmen die Fans den Rasen und feiern danach den Aufstieg mit dem Team auf dem Cannstatter Wasen. Gefeierter Held: Trainer Hannes Wolf. Trainer und Mannschaft machen anschließend gemeinsam Urlaub auf Ibiza.

Der erste Knacks: Wolf und Schindelmeiser planen die erste Bundesligasaison nach dem Aufstieg. Der Coach genießt das volle Vertrauen der Clubführung, sein Vertrag wird Ende Juli 2017 bis Mitte 2019 verlängert. Bei Jan Schindelmeiser nehmen die Dinge einen anderen Lauf. Der Sportvorstand muss noch vor Saisonbeginn gehen, für ihn kommt Michael Reschke. Wolf akzeptiert die Entscheidung, so richtig glücklich scheint er über den Wechsel aber nicht zu sein. Reschke ergänzt die blutjunge Truppe erst einmal um erfahrene Spieler.

Große Emotionen im Spiel gegen den BVB

Die Bundesliga: Zum Saisonauftakt verliert der VfB in Berlin, seinen ersten Sieg in der Bundesliga feiert Hannes Wolf im Heimspiel gegen den 1. FSV Mainz 05. Holger Badstuber trifft, die Stuttgarter sammeln fortan aber eher unregelmäßig Punkte.

Der große Schock: „Es waren dramatische Minuten“, sagte Wolf nach der Partie des VfB gegen den VfL Wolfsburg. Christian Genter war mit dem Gesicht gegen das Knie des herausstürmenden Wolfsburger Keepers Koen Casteels geknallt, war kurz bewusstlos und musste mit mehreren Brüchen im Gesicht in die Klinik. Einige Minuten lang war unklar, wie bedrohlich die Lage des Kapitäns ist. Wolf verfolgte die Szenen auf dm Rasen stehen und sichtlich schockiert mit. Am Ende ging alles einigermaßen gut aus. Der VfB gewann die Partie, Gentner feierte schon einige Wochen später ein Comeback.

Der emotionalste Sieg: Wolf ist zwar in Bochum geboren, aber eigentlich ein Dortmunder Junge. Umso schöner war für ihn das Heimspiel im November 2017 gegen „seinen“ BVB. 2:1 gewinnt der VfB die Partie, Wolf rennt nach dem Schlusspfiff jubeln zu seinen Spielern. Versüßt wird der Erfolg durch das überraschend schnelle Comeback Gentners.

Die Krise: Zum Ende der Vorrunde gelang dem VfB nicht mehr viel. Aus fünf Spielen holten die Stuttgarter nur einen Punkt. Nach der Winterpause gelang zwar ein Sieg über Hertha BSC, es folgten jedoch zwei weitere Niederlagen. Nach acht Spielen mit nur einem Sieg und dem 0:2 gegen den FC Schalke kam es zur Trennung. Wolf habe angedeutet, die Spieler nicht mehr zu erreichen, gab die Vereinsführung an – und handelte. Tayfun Korkut wird Wolfs Nachfolger.

Trotz des Scheiterns beim VfB hat sich Hannes Wolf einen Namen gemacht. Er wird während der WM TV-Experte bei der ARD und als DFB-Trainer des Jahres 2017 ausgezeichnet. Einen Trainerjob zu Beginn der neuen Saison ergattert er aber nicht. Nun startet er in Hamburg seine zweite Aufstiegsmission, der Vertrag mit dem VfB wird aufgelöst, was die Stuttgarter finanziell entlastet.