An der 1,6 Kilometer langen Trasse wird nach wie vor unter Zeitdruck gearbeitet, damit sie im Mai 2018 für den Verkehr freigegeben werden kann. Nächste Woche beginnt die technische Ausstattung des 460 Meter langen Tunnels.

Sindelfingen - In der Hitze des späten Vormittags gönnen sich die rund 20 Arbeiter kaum eine Atempause. Unter Hochdruck errichten sie die Wände der Löschwasser- und Regenklärbecken vor dem Tunnel der Darmsheimer Nordumfahrung. In die Röhre führt ein Graben, der bereits das gesamte 460 Meter lange Bauwerk durchzieht. Nach und nach wird die Leitung verlegt, durch die im Brandfall sofort 70 000 Liter Löschwasser gepumpt werden können während das Vorratsbecken wieder nachgefüllt wird. Joachim Dörner, der Projektleiter des Stuttgarter Regierungspräsidiums, überwacht den Fortschritt der Bauarbeiten. Bisher hat er offenbar alles gut im Griff. „Wir liegen im Kosten- und im Zeitplan“, versichert der 61-Jährige. Und das soll auch so bleiben. Nahezu rund um die Uhr überprüft er die Arbeitsabläufe, damit weiterhin ein Rad ins andere greift.

 

LED-Beleuchtung und Kameras

„Nächste Woche beginnt die technische Ausstattung des Tunnels“, sagt Dörner. Es werden Leitungen und Kabel verlegt – in die 33 Nischen, in denen es Notrufeinrichtungen gibt, wie auch jeweils vor den Tunnelportalen. Gebraucht werden die Kabel für die LED- Beleuchtung, mit der Decken, Wände und die 1,20 Meter breiten Gehwege links und rechts der beiden jeweils 3,75 Meter breiten Fahrspuren illuminiert werden. Und zudem für die drei Hydranten, die vier Turbinenlüfter, die Sprinkleranlage und die Kameras, mit welchen der Tunnel ebenfalls ausgestattet wird.

Die Alarme und Bilder laufen bei der Rettungsleitstelle ein. Daran gekoppelt sind die Polizei, die Feuerwehr und die Straßenmeisterei. Außerdem bedarf es der Beleuchtung des Fluchttunnels in der Mitte des Bauwerks, der über einen Durchgang mit Türen zu erreichen ist. Nicht zuletzt müssen auch die Kabel für die digitalen Anzeigetafeln vor den Röhren verlegt werden, die im Notfall auch auf eine Sperrung hinweisen.

Akribie beim Tunnelbau

Wenn die Verkehrsteilnehmer etwa wegen eines Feuers ihr Fahrzeug stehen lassen müssen, um zu Fuß aus dem Tunnel zu flüchten, müssen sie im ungünstigsten Fall 115 Meter zurücklegen – nämlich dann, wenn sie sich genau in der Mitte zwischen einem Portal und dem Rettungsstollen befinden. Hinweistafeln – im Fachjargon Fluchtwegkennungen – informieren über den genauen Standort. Die Passanten sollen sofort erkennen können, ob der Weg zum Tunnelausgang kürzer ist als der zum Fluchttunnel. „Es gibt niedrige Schrammborde“, ergänzt Selina Foss, die damit die Erhöhung zum Gehweg meint, „über sie kommen auch Rollstuhlfahrer drüber.“ Der Höhenunterschied von drei Zentimetern sei auch für Behinderte gut zu überwinden.

Die Rohbauarbeiten sind seit Juni beendet. Wie so oft lag der Teufel im Detail. Denn das Tunnelbauwerk windet sich leicht durch den Stollen. Vom Ost- bis zum Westportal gibt es einen Höhenunterschied von 14 Metern. Außerdem neigt sich die Fahrbahn wechselweise jeweils nach links und rechts um sechs Grad. Daher war Akribie erforderlich, um die Innenschale der Röhre herzustellen. Was für eine Herausforderung das war, sieht man an den Fugen der 34 Betonblöcke mit eingelassenen Stahlgittern, aus denen das Bauwerk besteht. Sie verlaufen an fast keiner Stelle gleichmäßig. Um im Zeitplan zu bleiben, wurden auch Nachtschichten eingelegt.

„Wir wollen, dass das Ganze nicht mehr als 32 Millionen Euro kostet“, sagt Dörner. Auch im Blick auf den Rettungsstollen, der zunächst nicht geplant war und 13,5 Millionen Euro teuer ist. Da es sich um eine Landesstraße handelt, wird das Land alle Kosten übernehmen. Die Umfahrung mit neuen Straßenanschlüssen im Osten von Darmsheim soll die derzeit stark frequentierte Ortsdurchfahrt entlasten. Vor allem die Pendler, von denen viele im Daimler-Werk arbeiten, können so eine weiter nördlich gelegene Route wählen.

Schäden nach Sprengungen

Tunnelmaße:
Der 460 Meter lange Hauptstollen ist 8,30 Meter hoch und 11,80 Meter breit. Er wurde aus östlicher Richtung in den Berg gesprengt. Von Westen her wurde nördlich neben der Hauptröhre ein 230 Meter langer, 2,50 Meter breiter und drei Meter hoher Rettungsstollen in den Berg getrieben.

Sprengungen:
Fast 500-mal gingen die Mineure ans Werk, um das Gestein zu sprengen. Für 54 Gebäude in der Umgebung waren zuvor Gutachten über den baulichen Zustand angefertigt worden. Fünf Eigentümer meldeten bisher eher geringe Schäden durch die Erschütterungen. Die Häuser werden vom Regierungspräsidium demnächst abermals begutachtet.

Baustelleninfo
: Für die Besucher der Baustelle an der Döffinger Straße gibt es eine Info-Tafel. Wer Fragen hat, kann sich werktags von 8 Uhr bis 17 Uhr im Baubüro erkundigen.