Stefan Wolf ist neuer Wirtschaftsförderer in Korntal-Münchingen. Die Kommune hat die Stelle aufgewertet und nun eine Stabsstelle daraus gemacht. Wolf soll sich nun stärker als es seinem Vorgänger Manfred Reick möglich war, um die Unternehmen in der Stadt kümmern.

Korntal-Münchingen - Als erste Kommune im Strohgäu hat Korntal-Münchingen nun eine Stabsstelle für Wirtschaftsförderung. Bis zu seiner Pensionierung im vergangenen Februar hatte Manfred Reick, ehemals Leiter des Bürger- und Liegenschaftsamtes, diese Aufgabe mit erledigt.

 

Herr Wolf, es war schwer, einen Termin bei Ihnen zu bekommen . . .
Das stimmt, es lag schlicht daran, dass ich seit dem ersten Augenblick sehr, sehr gut beschäftigt bin.

Was beschäftigt Sie?
Zur Zeit bin ich etwa zusammen mit dem Bürgermeister in Verhandlungen in Münchingen. Um die Ortsmitte zukunftsfähig zu machen, brauchen wir dort wieder einen Magnetbetrieb. Nach dem Wegzug des Edeka vor drei Jahren fehlt ein Vollsortimenter, der für die anderen Geschäfte Frequenz bringt. Das Problem in Münchingen ist, dass es in der Ortsmitte aktuell keine geeignete Brachfläche gibt, auf der ein Betreiber sofort loslegen könnte. Wir müssen also mit den Eigentümern der Grundstücke in der Ortsmitte sprechen, insbesondere mit den Eigentümern des Wette-Areals und des Strohgäu-Dreiecks.

Wie laufen die Gespräche?
Wir haben im April angefangen. Es sind, das ist kein Geheimnis, kaum mehr als fünf Eigentümer, die in Frage kommen. Mit den meisten sind wir bereits zusammengekommen. Solche Gespräche und die damit verbundenen Entscheidungen brauchen Zeit. Bis Ende des Jahres wollen wir einen Zwischenstand haben. Vielleicht kauft die Stadt Flächen auf, vielleicht lässt ein Grundstücksbesitzer das Gebäude für den Supermarkt bauen, vielleicht tut sich ein Besitzer mit einem Investor zusammen.

Kann der Zwischenstand auch der sein, dass es kein Ergebnis gibt?
Auch das kann sein. Das wünschen wir uns natürlich nicht. Denn für die Münchinger Ortsmitte wäre ein positiver Entwicklungsschub wichtig. Im Vergleich zu anderen Ortskernen gibt es dort derzeit zwar noch ein sehr gutes Angebot: Apotheken, Metzger, Bäcker und sogar ein großes Bekleidungsgeschäft. Aber die Frage ist nicht, wie es jetzt aussieht, sondern, wie es in Münchingen in zehn Jahren aussehen wird. Dass der Trend für die kleinen Städte im Umland von Großstädten nicht rosig ist, ist bekannt. Aber natürlich haben wir als Stadt keine Handhabe, ohne die Eigentümer etwas zu erreichen. Wir führen die Gespräche deswegen ergebnisoffen.

Welche Baustellen gibt es in Korntal?
Dort entsteht bald in einem städtebaulich ambitionierten Projekt die neue Stadtmitte. Der Edeka kann dadurch im Ort bleiben. Am Bahnhof entsteht neuer Raum für den Lidl – und ein Gutachten hat gerade bestätigt, dass beide Planungen in Ordnung sind und nicht den Auflagen der Region Stuttgart widersprechen.

Das hört sich danach an, als würden Sie sich vor allem um den Einzelhandel kümmern.
Um das übrige Gewerbe kümmere ich mich auch. Gerade geht es darum, im Gewerbegebiet an der Kornwestheimer Straße in Münchingen städtische Gewerbeflächen zu verkaufen. Es gibt Interesse an dem größten noch verbliebenen Grundstück. Ich hoffe, dass ich darüber noch vor der Sommerpause im Gemeinderat berichten kann. Zudem will ich die bislang in unregelmäßigen Abständen stattfindenden Unternehmertreffen intensivieren. Mit dem neuen Zuschnitt der Stelle des Wirtschaftsförderers ist es möglich, sich auch mehr um die Bestandspflege zu kümmern.

Das heißt, sie schauen in den Unternehmen öfters mal auf eine Tasse Kaffee vorbei?
Mehr als das. Die Unternehmertreffen sollen auch mehr sein, als eine Versammlung zu einem netten Abendessen. Wir wollen früh mitbekommen, was die Unternehmen beschäftigt, wo wir helfen können. Ich bekomme Anrufe von Unternehmen aus anderen Städten, die sich an ihrem Standort erweitern wollen und schlicht nicht wissen, an wen sie sich wenden können. Das soll uns hier nicht passieren.

Die Stadt hat derzeit noch knapp sechs Hektar Gewerbeflächen. Drei, so sagten Sie eben, werden vielleicht noch vor der Sommerpause verkauft. Hat die Stadt dann keine Möglichkeiten mehr, Gewerbe anzusiedeln?
Das müssen wir sehen, das ist eine politische Entscheidung. Aktuell stimmt es, dass sich das Angebot dem Ende nähert. Im April hat der Gemeinderat beschlossen, dass die Stadt den Flächennutzungsplan fortschreibt. Man wird sehen, wie das Thema neue Gewerbegebiete dann diskutiert wird.

Da spricht die Region Stuttgart mit . . .
. . . die bereits festgestellt hat, dass es in der Region einen Nachfrageüberhang gibt. Es haben sich bereits Unternehmen, die eigentlich hier bleiben wollten, nach Norden, Richtung Heilbronn, verlagert. Die Region ist in dieser Frage bereits auf Korntal-Münchingen zugekommen. Deswegen glaube ich nicht, dass ein neues Gewerbegebiet am Veto der Region scheitern würde.

Korntal-Münchingen ist die erste Strohgäu-Kommune mit einem eigenen Wirtschaftsförderer. Im Gemeinderat war es viele Jahre umstritten, eine Stelle dafür auszuschreiben.
Ich denke, für eine Stadt von der Größe wie Korntal-Münchingen wäre es sehr großzügig bemessen, wenn man eine volle Stelle allein für die Vermarktung der Gewerbeflächen einrichten würde. Deswegen umfasst mein Aufgabenbereich einiges mehr, etwa auch den Grundstücksverkehr. Ich betreue alle Grundstücksan- und -verkäufe der Stadt. Ich habe die Debatten der Vorjahre nicht mitverfolgen können, ich habe meine Stelle ja erst im April angetreten. Ich kann nur sagen, dass mein Kontakt zum Gemeinderat gut ist und ich den Eindruck habe, dass meine Arbeit positiv wahrgenommen wird. Natürlich ist mit meiner Stelle die Erwartung verbunden, dass davon positive Impulse für das Gewerbe ausgehen und sich das auch im städtischen Haushalt auswirkt. Das ist in Ordnung, denn genau das ist meine Aufgabe.