Der Franck-Steg ist in die Jahre gekommen und müsste teuer saniert werden – stattdessen wird er abgerissen. Bei der Musikhalle entsteht ein zweiter Durchgang zu den Gleisen. Dafür wird ein zweistelliger Millionenbetrag fällig.

Ludwigsburg - Wer morgens um 7 Uhr oder nachmittags zur Stoßzeit am Ludwigsburger Bahnhof zum Zug muss, braucht gute Nerven: Tausende Fahrgäste drängen sich durch die schmale Unterführung von den Gleisen ins Bahnhofsgebäude. Als Alternative steht nur der Franck-Steg am Ende des Bahnsteiges bereit – was den meisten Pendlern aber zu weit und zu umständlich ist.

 

Zudem ist der Überweg in die Jahre gekommen und müsste teuer saniert werden. Dazu wird es aber nicht mehr kommen. Das hat der Baubürgermeister Michael Ilk (Freie Wähler) kürzlich im Mobilitäts- und Technikausschuss des Gemeinderates verkündet. „Durch die Schließung des Werkes auf dem Nestlé-Areal ergibt sich eine neue Entwicklungsperspektive“, sagt Ilk. Gemeint ist eine zweite Unterführung, die auf Höhe der Musikhalle beginnt. Dort soll mit dem Umbau des Busbahnhofes ein neuer Platz entstehen. Mit großdimensionierten Aufzügen kommen die Bahnkunden in die Passage.

Neuer Zugang zur Westseite

Auf der Westseite soll die Unterführung auf dem Nestlé-Gelände beim denkmalgeschützten Gebäude mit der Hausnummer 28 beginnen. Das kennen Bahnfahrer, weil es eine markante Zeichnung einer Kaffeemühle auf der Fassade hat. Da dieses höher liegt, sind keine Stufen notwendig, ideal für Rollstuhlfahrer.

Durch die Unterführung gibt es eine zweite Möglichkeit, barrierefrei zu den Gleisen zu gelangen. „Sie eignet sich für den schnellen Umstieg, den vor allem die Pendler nutzen“, so der Baubürgermeister. Wichtig: Auch Fahrradfahrer können die Unterführung nutzen. Allerdings müssen sie die Aufzüge verwenden. Eine Rampe direkt in die Unterführung von der Ost-Seite aus wäre zu steil und würde auch mit dem unter dem Platz verlaufenden Autotunnel kollidieren. Deswegen hat auch der Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) empfohlen, auf eine durchgehende Radwegunterführung zu verzichten. Die Aufzüge sollen aber so breit sein, dass auch Lastenfahrräder gut hineinpassen.

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Bis 2024 soll die neue Unterführung fertig sein, sie kostet 18 Millionen Euro. Die Bauarbeiten sollen im Sommer 2022 beginnen. Wichtig war vor allem, bei der Deutschen Bahn AG die richtigen Ansprechpartner zu finden – der Schienenkonzern ist Eigentümer des Grundstücks und der Bahnhofsanlagen. Von dort kommt ebenfalls grünes Licht.

Radfahrer werden umgeleitet

Entschieden wurde inzwischen auch, wie der Radverkehr am Bahnhof geregelt werden soll. Wegen der engen Verhältnisse drohen Konflikte mit Autofahrern und Fußgängern. Deswegen sollen die Radfahrer nicht über den neuen Busbahnhof geleitet werden – der Platz soll für Wartezonen oder Toiletten genutzt werden.

Daher sieht die Stadtverwaltung vor, die Fahrradfahrer in einem großen Ring um den Bahnhof herum zu lenken. „Das Ziel ist es, eine attraktive Infrastruktur zu schaffen“, sagt Christoph Hubberten, der zuständige Projektleiter im Ludwigsburger Rathaus. Das sei die richtige Lösung, um den Verkehr zu entflechten.

Schließlich muss von 2030 an auch noch eine Stadtbahn dort fahren. Allerdings benötigen die Radfahrer durch den Umweg rund um den Bahnhof 20 Prozent länger, um ans Ziel zu gelangen. „Das wird jedoch nach einschlägigen Forschungsergebnissen von den Radfahrern in Kauf genommen“, so Hubberten.

Künftig sollen also die Radfahrer ihre Drahtesel an den Eingangszonen des Busbahnhofs oder im neu geplanten Fahrradparkhaus im Schillerviertel abstellen können. Der Rad-Ring um den Bahnhof soll bis 2025 auch in ein Radrouten-Konzept für die ganze Innenstadt münden.