Der Rote Hirsch ist in die Alte Zimmerei gezogen. Der Ableger aus Bad Cannstatt bringt schwäbische Küche mit Tiroler Einschlag nach Esslingen und folgt dem zuvor wenig erfolgreichen Markthallen-Konzept. Warum die Eröffnung eine Blaupause für die Wirte sein könnte, lesen Sie hier.

Kultur: Kathrin Waldow (kaw)

Esslingen - Der Rote Hirsch hat es sich auf einer Insel in Esslingen gemütlich gemacht. Das schwäbische Weinlokal mit Tiroler Einschlag hat am Freitag offiziell eröffnet und damit das zuvor mäßig erfolgreiche Markthallen-Konzept in der Alte Zimmerei abgelöst. Statt regionaler Nudeln, Gummibärchen und heimischem Fleisch für den Einkaufskorb gibt es nun Winzer-Gulasch, Kässpätzle, Maultaschen, Fleisch-Fondue, Steinpilzrisotto und Schlutzkrapfen in rustikaler Umgebung direkt zum Verzehr. Weine aus der Esslinger Gegend, Bier aus Stuttgart und Limonaden aus dem Schwarzwald und vom Bodensee runden das Angebot ab.

 

„Wir sehen hier unsere Lücke mit der schwäbischen Küche, weil wir gut sind“, ist Christian List überzeugt von seinem Konzept, das der Stuttgarter Gastronom zusammen mit Steffen Kauderer in Esslingen umsetzt. Es ist sein zweiter Roter Hirsch, denn bereits in Bad Cannstatt hat der 46-Jährige ein Lokal mit dem gleichen Konzept. „Ich denke die Systemgastronomie ist ein Konzept der Zukunft. Deshalb kopieren wir das, was in Bad Cannstatt gut funktioniert und setzen es hier um. Es ist jedoch nur das Konzept, das kopiert wird, wir kochen vor Ort alles frisch“, betont List, der in dem Esslinger Restaurant rund 15 Mitarbeiter beschäftigt.

List gehören mehrere Restaurants in Stuttgart

Am Eröffnungstag zeigt sich der Service fix, Schlutzkrapfen und Schnitzel kommen solide daher. Allein, dass man sich hier zeitlich auf den Mittagstisch einzustellen scheint, wirkt sich auf die Gerichte, die den Anschein erwecken, schon länger warmgehalten worden zu sein, aus.

Ab 11:30 Uhr bis in den Abend hat der Rote Hirsch unter der Woche geöffnet. An den Wochenenden soll ein Frühstück schon ab 9 Uhr die Gäste anlocken.

Dass List ein Händchen für Gastronomie hat, beweist er seit rund 20 Jahren. Mit der Eröffnung des legendären 0711 Clubs auf dem Pragsattel, einer Anlaufstelle für HipHop-Begeisterte und der Gründung einer Eventagentur hat er 1996 angefangen. Heute verantwortet er etwa das Clubrestaurant des VfB Stuttgart und Caterings für Firmenveranstaltungen. 2017 hat er aus dem Scholz am Park das Heuss am Killesberg gemacht und bietet dort Crossover-Küche in gehobener Umgebung.

Christian List und Steffen Kauderer sind Freunde und gehen auf der pittoresken Fläche wo sich Roßneckar- und Wehrneckarkanal verbinden, erstmals eine geschäftliche Liason ein. Für Kauderer ist die gastronomische Neueröffnung Neuland. „Das ist zwar ein mutiges Projekt, aber die Location ist perfekt und Esslingen hat viel Potenzial. Die Altstadt und die Veranstaltungen in der Stadt ziehen viele Touristen an. Wir sind daher zuversichtlich, dass unser Konzept aufgeht“, so der Wirt.

Weitere Ableger in Ludwigsburg und Berlin?

Und wenn sich der Rote Hirsch in Esslingen bewährt, wollen die beiden sogar noch weiter expandieren. „Möglich wäre vielleicht noch Ludwigsburg. Oder irgendwann Berlin“, gibt List seine Zukunftspläne preis.

Der Vermieter des Areals, Helmut Ruf, ist über die neue gastronomische Nutzung froh, auch wenn das nie sein Plan gewesen sei. „Die Esslinger haben das Markthallen-Konzept leider nicht angenommen. Und ich kann Skeptikern nur entgegnen, dass man an der L’Osteria unter dem Roten Hirsch, sieht, dass auch so große Flächen in Esslingen gastronomisch erfolgreich sein können“, so der Besitzer des Hauses. Laut Pachtvertrag rechne Ruf mindestens für die nächsten zehn Jahre mit dem Roten Hirsch in der Alten Zimmerei.

Der Rote Hirsch, Abt-Fulrad Straße 2, Esslingen, Tel. 0711/55099937, www.derrotehirsch.de/esslingen