Der Walldorfer Softwarekonzern will mit einem auf eine neue technologische Plattform gestellten Softwareangebot seine Kunden in die Welt von Big Data katapultieren. Doch die dürften nicht Hals über Kopf ihre Geschäftsmodelle umkrempeln, sagt Andreas Geldner.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Stuttgart - Es ist nicht überraschend, dass ein Technikfreak wie der SAP-Mitgründer und heutige Aufsichtsratschef Hasso Plattner bei der Präsentation des neu konzipierten Software-Angebotes des Walldorfer Dax-Konzerns leuchtende Augen bekommt. Eine von ihm initiierte, turboschnelle Datenbank wird nun zum Rückgrat der Anwendungen. Um ein Vielfaches schneller und komfortabler soll sie sein als bisher. Und aus technologischer Sicht ist es in der Tat eine Revolution, die SAP jetzt in New York präsentiert hat.

 

Es gibt nur ein kleines Problem: Viele Kunden, insbesondere auf dem deutschen und europäischen Stammmarkt, wissen nicht so recht, ob sie in diesen IT-Turbo mit den vielen PS unter der Motorhaube so schnell einsteigen wollen. SAP verspricht zu denselben Kosten nicht nur mehr Tempo, sondern auch weniger Aufwand und mehr Nutzerfreundlichkeit. Wer aber die neue Software nutzen will, kann seine Geschäftsprozesse nicht einfach so weiterlaufen lassen wie bisher. Doch eine Unternehmenssoftware ist eine langfristige Investition. Viele Firmen – und das ist immer noch die Mehrheit der SAP-Kunden – sehen erst einmal keinen Grund, ihre bisherige Lizenzsoftware von SAP über Bord zu werfen. Das neue System ist für sie eine Lösung auf der Suche nach einem Problem.

Die IT-Technologie eilt mit Siebenmeilenstiefeln voran. Doch das Denken und die Prozesse in den Firmen lassen sich nicht so schnell umkrempeln, wie es in der schnelllebigen IT-Welt üblich ist. SAP lockt mit Wettbewerbsvorteilen. Doch viele Firmen müssen erst selbst herausfinden, wie sie die neuen Möglichkeiten konkret nutzen können. Manches was in der Digital-Debatte als Zukunftsvision dargestellt wird, ist für sie erst einmal ein Schlagwort. Bis dahin pochen bisherige Kunden darauf, dass SAP ihre Bedürfnisse ernst nimmt. Der Walldorfer Konzern setzt darauf, dass er seinen Kundenstamm so schnell wie möglich in die Welt von Big Data locken kann. Darin ist die Handschrift des aus den USA stammenden, aufs Tempo drückenden SAP-Chefs Bill McDermott zu erkennen. Doch auch er wird erkennen müssen, dass nicht nur so manche solide deutsche und europäische Firma aus dem Mittelstand eine andere Denkweise hat als ein Softwareanbieter.