Die Pet Shop Boys liefern mit ihrem neuen Album „Hotspot“ eine Art Hommage an die deutsche Hauptstadt – und bleiben die Garanten des gepflegten internationalen Synthiepops.

Kultur: Jan Ulrich Welke (juw)

Stuttgart - Gleich im ersten Stück ihres an diesem Freitag erscheinenden Albums stellen die Pet Shop Boys zündend unter Beweis, warum sie seit nun tatsächlich 35 Jahren zur Speerspitze der gepflegten internationalen Synthie-Popmusik zählen. „Will O the wisp“ heißt er, aber es irrlichtert kein bisschen, ganz im Gegenteil marschiert der Song mit einem wuchtigen Beat stramm geradeaus und mit seiner feinen Melodie mühelos dem Titel „bestes Stück des Albums“ entgegen.

 

„Wedding in Berlin“ heißt wiederum das letzte, ebenfalls gut anhörbare unter den insgesamt zehn Stücken auf diesem neuen Album, dessen Titel „Hotspot“ man auch gleich in diesem Kontext begreifen könnte. Denn die beiden Herren Neil Tennant und Chris Lowe haben mittlerweile einen Zweitwohnsitz in der deutschen Hauptstadt. Hier machen sie, wie sie in Interviews verraten, gerne Spaziergänge rund um den Schlachtensee, hier haben sie ein eigenes kleines Studio, hier – sowie in Los Angeles – haben sie dieses Album geschrieben, und hier, in den nicht nur für Berlin legendären Hansa-Studios, haben sie es auch aufgenommen.

Mit einem Berlin-Album sind sie bekanntlich nicht die ersten; von David Bowie („Heroes“, 1977) über Depeche Mode („Some great Reward“, 1984) bis U2 („Achtung Baby“, 1991) haben schon einige Künstler Berlin-Konzeptalben vorgelegt, und es waren wahrlich nicht ihre schlechtesten. Die Stadt dient vielen – etwa Peaches – als Interimswohnsitz, ebenso viele – zum Beispiel Lou Reed – haben sie zumindest in Songs verewigt. Aber dass sich „Hotspot“ ausschließlich und vor allem konzeptionell um Berlin drehen würde, wäre zu viel gesagt. Die Stadt gibt ein Gerüst, wenn sie wie in „Will O the wisp“ von U-Bahn-Fahrten durch die Kapitale erzählen, aber dass sich ein roter Faden hindurchzöge: nein, das nicht.

Das muss ja auch nicht sein, denn die Klaviatur für ein gutes Popalbum beherrscht das Duo ohnehin, ihr Produzent Stuart Price (bekannt nicht nur als Star-Remixer, sondern auch für Madonnas Album „Confessions on the Dancefloor“) und der Gastgitarrist Bernard Butler (Suede, The Verve) tun das Übrige. Geboten wird das von allen bisher 14 Alben des Duos bekannte Wechselspiel aus Disco-, Pop- und Housebeats in der einen Hälfte der Stücke mit ruhigeren Popnummern auf der anderen Hälfte. Das Ganze auf hohem, sehr hohem Niveau, gleichwohl allerdings, ohne dass einer der zehn Tracks an die größeren oder gar ganz großen Erfolge heranreichen könnte. Wobei man da ehrlicherweise festhalten muss, dass der letzte – „Se a vida é“ – und der vorletzte – „Go West“ – in den frühen Neunzigern zu verzeichnen waren und der Rest aus den Achtzigern stammt. Tempi passati.