Die ersten Mieter mit Behinderung haben das neue BHZ-Haus an der Hundersinger Straße in Stuttgart-Birkach bezogen. Nur ein paar Kleinigkeiten fehlen noch für das große Glück.

Birkach - Im Apartment Nummer 3 wohnt Peter Krell – und niemand sonst. Eine Kochnische, ein mit Ordnern und Modellautos bestücktes Regal, ein Schreibtisch, ein Bett; auf engem Raum hat er hier alles, was er zum Leben braucht. Peter Krell ist stolz auf sein kleines Reich an der Hundersinger Straße 8 in Birkach. Es ist eine von zehn Ein-Zimmer-Wohnungen des neuen Hauses des Behindertenzentrums Stuttgart (BHZ), das am Donnerstag offiziell eröffnet worden ist.

 

Zwölf Menschen mit körperlichen, geistigen oder psychischen Einschränkungen beziehen das Haus nun peu à peu. Das Ziel: Sie wollen selbstständiger leben als vorher. Einige haben ihr neues Domizil bereits am Montag bezogen und berichteten im Rahmen der Feier in knappen Worten von ihren ersten Tagen. „Die erste Nacht war gut. Zur perfekten Wohnung fehlt aber noch der Fernsehanschluss“, sagt einer. Ein anderer Bewohner antwortet auf die Frage, was er an seinem Apartment besonders schätze: „Meine Ruhe.“ Und ein Dritter sagt, es sei fast alles perfekt, nur sei bedauerlich, dass die Möbel noch nicht da seien – Ikea habe noch nicht geliefert. Mit den Zimmernachbarn jedenfalls laufe es gut: Streit habe es bislang noch keinen gegeben, so die neuen Mieter unisono.

Waschmaschine und TV-Anschluss fehlen noch

Noch fehlt der Feinschliff auf dem 800 Quadratmeter großen Gelände, der Vorgarten gleicht noch einem Acker. Isolde Vogt bestätigt, dass einiges noch provisorisch sei. „Es gibt einige schreckliche Dinge, zum Beispiel gibt es noch keine Waschmaschine und keinen TV-Anschluss“, scherzt die Leiterin des Bereichs Wohnen beim BHZ.

Erleichterung und Freude über die planmäßige Fertigstellung des Hauses und den gelungenen Umzug sind ihr anzumerken. „In den vergangenen Jahren sind viele Menschen mit dem Wunsch auf mich zugekommen, allein zu wohnen“, so Vogt. Das sei ein großer Schritt für die Menschen mit Behinderung: Oft haben sie vorher jahrzehntelang zu Hause bei den Eltern oder in Wohngemeinschaften gewohnt.

Kosten von 2,4 Millionen Euro

Die mit der neuen Lebenssituation verbundene Unsicherheit will man mit einem ambulanten Konzept abfedern. Zu verschiedenen Tageszeiten werden sich die Bewohner mit ihren alltäglichen Belangen und Problemen an Mitarbeiter wenden können.

Irene Kolb-Specht, fachliches Vorstandsmitglied, spricht von einem „erfreulichen, aufregenden Tag“ für das BHZ und die künftigen Mieter des Hauses. Mit dem Einzug in die eigene Wohnung werde für viele ein lang gehegter Traum wahr.

Für diesen Traum musste das BHZ hart kämpfen. Zehn Jahre Vorlauf hat das 2,4 Millionen Euro teure Projekt in Anspruch genommen. Die Suche nach einer passenden Immobilie gestaltete sich zäh, war am Ende aber nun doch erfolgreich.