Die Stuttgarter Volkshochschule wird größer. Nun ist eine passende Immobilie gefunden. Der Investor soll sie zu einem Bildungszentrum umgestalten. Über Zuschüsse der Stadt für die Erweiterungsflächen entscheidet der Gemeinderat im Januar.

Stuttgart - Seit mehreren Jahren leidet die Volkshochschule (VHS) Stuttgart unter Raumnot. Die hatte sich durch neue Brandschutzauflagen im Treffpunkt Rotebühlplatz zusätzlich verschärft. Nun präsentiert die Bildungseinrichtung eine Lösung: In der Hospitalstraße 33 möchte sie zusätzliche Flächen anmieten. „Für uns ist maßgeblich, dass sich die Räume in der Nähe des Treffpunkts Rotebühlplatz befinden. So können wir uns auf einen Citystandort konzentrieren“, sagt die VHS-Direktorin Dagmar Mikasch-Köthner.

 

Öffentliche Nutzung geplant

Bisher hat die Volkshochschule neben dem Innenstadtstandort auch Büro- und Schulungsräume im Stuttgarter Osten angemietet, die Verwaltung hat ihren Sitz in der Fritz-Elsass-Straße. Um die Ecke, in der Hospitalstraße 33, hatte bisher die GWG, eine Wohnungsbaugesellschaft, ihre Niederlassung, hat sie aber an einen Investor verkauft. „Das ist die Wöhr und Bauer Parking GmbH, und sie ist dem Gedanken gegenüber aufgeschlossen, von einer reinen Büronutzung abzurücken und so zu planen, dass das Gebäude von uns zu nutzen ist.“

Standort Ost wird aufgelöst

4000 Quadratmeter Fläche, 3000 davon für Schulungen, könne die VHS dort zusätzlich gewinnen. „Damit entlasten wir den Treffpunkt Rotebühlplatz, der seinen Kulturschwerpunkt behalten soll. Wir können auch mit den Schulabschlussklassen aus dem Osten zurück in die Innenstadt ziehen und darüber hinaus ein Haus mit einem neuen Profil schaffen: als ein Stadtteilzentrum, das sich in die multireligiöse Quartiersarbeit einbringt, und als ein Tor zum Hospitalviertel“, sagt die Direktorin.

Transparenz im Foyer

Dem entsprechend stelle man sich die räumliche Gestaltung vor. Im Erdgeschoss soll es ein offenes, transparentes Foyer geben, „von dem wir uns wünschen, dass es jeden Tag oder Abend, auch zum Selbstlernen, genutzt wird“, sagt Dagmar Mikasch-Köthner mit Verweis auf das Foyer im Rotebühlplatz. Das ist aus Brandschutzgründen in der Form nicht mehr bespielbar, dem offenen Treppenhaus fehlen Fluchtmöglichkeiten.

Zugang zu Bildung schaffen

Das Haus in der Hospitalstraße, so die Vorstellung, soll zum interkulturellen Austausch einladen und niedrigschwellig inklusive Bildung anbieten – ein Angebot „nicht nur für Menschen mit Handicap, sondern für alle zum mit- und voneinander Lernen“. Die Gesundheitsbildung, das Studium Generale und die Frauenakademie sollen ebenfalls dort einziehen. Die Nähe zur Synagoge unterstreiche das Bemühen, so Dagmar Mikasch-Köthner, „die Verdienste und den Namen der ehemaligen Leiterin der Frauenabteilung der VHS, Carola Rosenberg-Blume, stärker in den Blickpunkt rücken“.

Da die Einnahmen der Bildungsinstitution unter Corona stark gelitten haben, hofft die VHS-Direktorin auf Unterstützung durch die Stadt. Mit Thomas Fuhrmann habe man bereits über erste Parameter für eine vertragliche Ausgestaltung mit dem Investor gesprochen. Der Finanzbürgermeister halte das Projekt in der Hospitalstraße 33 für geeignet, „nicht nur die Attraktivität des Hospitalviertels zu steigern, sondern dessen Entwicklung hin zu einem multikulturellen Bildungsquartier weiter voranzutreiben“.

Der Finanzbürgermeister verhandelt

2017 hat der Gemeinderat einen zusätzlichen Bedarf an Fläche für die VHS in der Innenstadt festgestellt. Der Gemeinderat soll im Januar kommenden Jahres über das Vorhaben und die nötigen Mittel beschließen. Die Kernsanierung des Bürogebäudes und der Anbau im rückwärtigen Gebäudeteil könnten laut VHS-Chefin im vierten Quartal 2023 abgeschlossen sein; das Gebäude, das sich zum Synagogenvorplatz hin öffne, setze einen „Schlussstein zur Hospitalviertelgestaltung“.