Das einstige Café Waffle an der Ecke Landhaus-/Schwarenbergstraße heißt jetzt Diva und will persische Kulinarik mit Kaffeehauskultur und Kunst verbinden. Waffeln gibt es natürlich immer noch.

S-Ost - Bis fast zur Grenze zum Stadtbezirk Wangen reicht sie, die Landhausstraße. Von dort verläuft sie erst schnurgerade gen Westen, bevor sie einen weiten Bogen in Richtung Mitte schlägt. Kurz vor dem Bogen, an der Ecke zur Schwarenbergstraße, steht das Café Diva. Das hieß nicht immer so. Noch bis Januar war es als Café Waffle bekannt, ein vor allem in türkischen Kreisen beliebter Ort, an dem es vor allem Waffeln gab.

 

Die gibt es dort immer noch, allerdings längst nicht mehr nur. Seit die Iranerin Nahid Charoughdouz das Geschäft übernommen hat, hat sich viel getan hier an der Landhausstraße. Die Wände sind in beruhigenden Brauntönen gestrichen, auffällige Designerlampen sorgen für warmes Licht, überall steigern kleine Details, Accessoires und Blümchen das Wohlbefinden. Muss auch so sein, sagt ihr Sohn Danial Mortazavi (29). Er ist der „kreative Kopf“ des hübschen Cafés, wie er sagt, hilft mit, wo er kann. „Ich bin allerdings weder angestellt wie meine Frau, noch beziehe ich ein Gehalt“, erzählt er bei einer dampfenden Tasse Kaffee. „Wir sind ein Familienbetrieb, der für Gemütlichkeit steht, da ist es doch Ehrensache, dass ich helfe.“

Kunst und Gastronomie

Vielen Kunden gefällt dieser dezidiert familiäre Umgangston, sie fühlen sich schnell wie zuhause. Dennoch sei man mit dem Café Diva noch ganz am Anfang. „Wir versuchen, neue Kunden zu gewinnen und den Laden etwas bekannter zu machen. Das dauert in dieser Ecke natürlich, aber es geht voran.“ Die Firmen und Schulen in der Umgebung haben den Laden schon für sich entdeckt. Mittags gibt es persische Gerichte, auch die Waffeln des Vorgängers finden sich auf der Karte. In abgewandelter Rezeptur allerdings und verfeinert mit süßen oder herzhaften Toppings. „Ich will uns nicht selbst loben, doch wir machen die besten Waffeln der Stadt“, meint Mortazavi und lächelt entwaffnend. Kundenstimmen auf Facebook sagen dasselbe, das geheime Hausrezept und die liebevolle Verzierung stoßen auf Begeisterung.

Vor sechs Jahren kommt er aus Teheran nach Stuttgart, an der Merz-Akademie studiert er Visuelle Kommunikation, ist als Fotograf tätig und malt in seiner Freizeit abstrakte Gemälde, Nachtszenerien aus Stuttgart. Die hängen auch im Café Diva. „Wir sehen uns als Kunstcafé, in dem auch andere Künstler ausstellen können.“ Bewerben kann sich jeder, wenn es stilistisch passt, kommen die Bilder unkompliziert an die Wand. Diese Verbindung von Kunst und Gastro ist Mortazavi wichtig. In den letzten Jahren arbeitete er in verschiedenen Restaurants in Stuttgart und Umgebung, sieht die Gastro als nötigen Ausgleich zur Isolation des Künstlers. „Als Maler ist man häufig einsam, der Kontakt zu Menschen fehlt. Dafür liebe ich die Gastronomie, weil sie die Menschen zusammenbringt.“

Teheran trifft auf Stuttgart

Das Café Diva passt in den Osten, der eh ein Sammelbecken verschiedenster Kulturen ist. Mittlerweile ist auch der Iraner bekennender Fan des Underdog-Quartiers. „Als ich vor vier Jahren an der Merz-Akademie anfing, gefiel mir der Osten noch gar nicht.“ Das änderte sich schnell, heute fühlt er sich sehr wohl im Kiez der Landhausstraße. „Man merkt, dass sich die verschiedenen Kulturen unserer Generation besser vermischen.“ Dafür will er auch mit dem Café Diva sorgen. Persische Kulinarik, auch mal persische Live-Musik, dazu europäische Kaffeehauskultur, bald auch Themenabende mit Craft-Beer oder ein regelmäßiger Brunch, der Orient und Okzident vermählt. Die Metropole Teheran trifft auf das beschauliche Stuttgart – ein durchaus spannender Austausch der Kulturen.

Die Landhausstraße ist vielleicht nicht die erste Lage der Stadt, nicht die attraktivste Ecke für ein Café mit Wohnzimmeratmosphäre. Darin könnte aber auch Potenzial liegen. Schöne Läden fallen umso mehr auf, wenn die Straße nicht voll von ihnen ist. Und schöne Läden mit wunderbaren Waffeln gleich doppelt. Sagen wir jetzt einfach mal. Oder kennen Sie jemanden, der keine Waffeln mag? Eben.