Die SG BBM Bietigheim klopft an die Tür zur Handball-Bundesliga – wie schon 2014. Doch dieses Mal steckt ein mittelfristiger Plan dahinter.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Bietigheim - Die Eisdisco im Ellental animiert schon vor dem Spiel in der Egetrans-Arena nebenan zum Feiern, zwei Stunden später geht dort nach dem 31:27-Sieg gegen Hamm wahrhaft die Post ab, fast noch mehr als in den 60 Minuten zuvor auf dem Parkett. „Das Publikum war heute schon erstligareif“, sagt der Trainer Hartmut Mayerhoffer, „wir sind es noch lange nicht.“ Die Rede ist von den Zweitliga-Handballern der SG BBM Bietigheim, die aktuell auf dem zweiten Tabellenplatz rangieren, was am Ende der Saison den Aufstieg bedeuten würde. Wie schon vor vier Jahren, damals mehr oder weniger aus heiterem Himmel. Das Abenteuer endete mit dem Abstieg. Weshalb sich aktuell die Frage stellt: Wäre der Verein dieses Mal auf den Aufstieg besser vorbereitet?

 

„Auf jeden Fall“, betont der Geschäftsführer Bastian Spahlinger: „Wir machen unsere Hausaufgaben.“ Die basieren zunächst auf einem geheimnisvollen Code: 74321. Was sich dahinter verbirgt? Zunächst einmal die Postleitzahl der Stadt, aber auch ein sportliches Konzept: Dieses besagt, dass sich die SG mit „7 Spielern“ auf dem Feld in „4 Jahren“ mit den „3 Stammvereinen“ von einem „2.ligisten“ zu einem nachhaltigen „1.ligisten“ entwickelt. Nachdem der Plan 2017 ins Leben gerufen worden ist, läuft die Umsetzung also bis 2021.

Planung läuft bis zum Jahr 2021

Sollte also aktuell bereits der Aufstieg gelingen, würde selbst ein Abstieg danach nicht alles über den Haufen werfen. Denn Spahlinger sagt: „Die Betonung liegt bei uns auf Nachhaltigkeit.“ Sprich: nicht auf einem kurzen Erfolgserlebnis. Die Mannschaft ist sportlich auf Kurs, auch wenn der Trainer betont: „Das ist noch ein langer Weg.“ Genau genommen elf Spiele, doch bei fünf Punkten Vorsprung auf den Dritten VfL Lübeck-Schwartau kann sich die SG sogar noch den einen oder anderen Ausrutscher erlauben. Mayerhoffer ist allerdings ein gebranntes Kind, weshalb er sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen will. Im Vorjahr war die SG lange Spitzenreiter, im Endspurt aber ging der Mannschaft die Puste aus, sie wurde Fünfter.

„Aber ich glaube schon, dass wir in dieser Saison gefestigter sind“, sagt der 48-Jährige. Gegen Hamm gab Torjäger Gerdas Barbaskas nach sechswöchiger Verletzungspause sein Comeback und warf gleich sechs Tore, was für die SG noch ein Pfund im Aufstiegsrennen werden kann. Genau wie Torhüter Domenico Ebner, dessen Mutter aus Italien stammt. Mit der Nationalmannschaft des Landes klopft er sogar an die Tür zur EM 2020. „So eine Erfahrung bringt einen sportlich und menschlich weiter.“ Er gilt als Paradebeispiel für die Philosophie der SG: „Wir wollen Spieler an die erste Liga heranführen“, sagt Spahlinger und dann möglichst auch im Verein halten.

Allerdings stehen die Abgänge von Paco Barthe fest, den es in seine französische Heimat zurückzieht, sowie von Barbaskas (Ziel unbekannt) – und Trainer Mayerhoffer. Der beendet nach fünf Jahren seine erfolgreiche Arbeit und dürfte vielleicht sogar beim Nachbarn TVB Stuttgart landen, mit dem es bereits Gespräche gegeben haben soll, auch wenn Mayerhoffer dazu schweigt. Der Aufstieg wäre das schönste Abschiedsgeschenk, das auch Nachfolger Ralf Bader (vom Drittligisten TV Neuhausen) gerne mitnehmen würde.

Bernhard Bauer Mitglied im Beirat

Auch außerhalb des Parketts gibt es einen prominenten Neuzugang: Ex-DHB Präsident Bernhard Bauer sitzt inzwischen im Beirat der SG als wichtiges Bindeglied. „Mit ihm tausche ich mich in sportlichen Fragen aus“, sagt Spahlinger „und er steht voll hinter unserem Konzept.“ Vom dem noch mehr Sponsoren (als die 120) überzeugt werden sollen, um auch finanziell für einen Aufstieg gerüstet zu sein, nachdem der aktuelle Etat kaum in den siebenstelligen Bereich kommen dürfte, was selbst für die zweite Liga überschaubar ist. Mit der Egetrans-Arena und ihren 4500 Plätzen steht zumindest eine erstligataugliche Halle parat, auch wenn die SG für die Zukunft weiter eine Ballsporthalle anpeilt, allein schon wegen der Trainingszeiten. Denn die brauchen auch die Steelers für ihren Eishockey-Nachwuchs. Und schließlich fordert gelegentlich noch die Eisdisco ihr Recht.