Von Mitte Mai bis Ende Juni tingelt die Wanderbaumallee durch den Westen. Die Idee für die mobilen Bäume stammt aus München und soll die Nachbarschaft zusammenbringen und das Stadtklima verbessern.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-West - Die Bäume sollen eine kleine Werbeaktion sein: für mehr Grün in der Stadt. Die acht bis zehn heimischen Bäume sind aber zugleich Sitzgelegenheit und Treffpunkt für die Nachbarschaft. Wanderbaumallee heißt das Konzept, welches Hanka Griebenow in der vergangenen Woche den Bezirksbeiräten aus dem Westen präsentiert hat. Verschiedene Initiativen aus Stuttgart hätten sich für dieses Projekt zusammengeschlossen, sagt Griebenow, die sich auch für Parklets in Stuttgart engagiert. Darunter seien eben der Parking Day, das Casa Schützenplatz, die Quartierswerkstatt Augustenstraße, der BUND, Greenpeace und das kleine Parkraumwunder – also alles Initiativen und Projekte, die sich dafür einsetzen, dass aus Parkplätzen Aufenthaltsorte für die Menschen in der Stadt werden, dass die Stadt grüner und damit auch die Luft besser wird.

 

Die Bäume ziehen von Mai bis Oktober durch die Innenstadt und Bad Cannstatt

Die Wanderbaumallee ist, wie der Name schon verrät, ein temporäres Projekt. Von Mitte Mai etwa bis Ende Juni ist es im Westen geplant – zunächst an der Augusten-straße, dann an der Forststraße. Die mobilen Bäume werden während der Aktion in einem Straßenabschnitt verteilt, erklärt Griebenow die Idee. Das Ziel: „Wir wollen den Aufenthalt in öffentlichen Räumen verbessern – mit Bäumen.“ Auch schaffe man damit temporäre Nachbarschaftstreffpunkte und wolle etwas zur Verbesserung des Stadtklimas beitragen.

Das Projekt soll über den Sommer bis in den Oktober hinein in Stuttgart von Viertel zu Viertel ziehen. Der Auftakt ist im Stuttgarter Westen, danach wandern die Bäume unter anderem ins Heusteigviertel, in den Osten und nach Bad Cannstatt. „Wir wollen auch immer jeweils lokale Partner direkt vor Ort haben“, sagt Griebenow. Mit diesen wolle man eine Debatte in der Stadt anstoßen, was ein lebenswerter Straßenraum ist. „Dafür verwandeln wir triste Straßen in grüne Orte.“ Insgesamt rechnet sie mit Kosten von rund 9000 Euro für das Projekt.

Die Wanderbaumallee gibt es in München schon seit 1992

Die Idee der Wanderbaumallee stammt eigentlich aus München. Dort gibt es die wandernden Bäume bereits seit 1992. Der Verein Green City hatte es dort initiiert, um die bayerische Landeshauptstadt grüner zu machen – in einer Zeit also, als es für Stadtpolitiker noch furchbar revolutionär war, den Stadtraum für Fußgänger und für Radfahrer freizugeben. „Panikartiges Gejammer“ habe es deshalb damals gegeben, heißt es in dem Leitfaden Wanderbaumalle von Green City. Den Einzelhandel hätten die Stadträte vor dem Untergang gesehen oder auch einen Verkehrskollaps befürchtet. Beides ist nicht eingetreten. Mit der sogenannten „Wanderbaumallee“ wirbt Green City für eine grünere und damit lebenswertere Innenstadt, indem heimische Bäume karge Straßen für ein paar Wochen in Alleen verwandeln. Dies gelinge, so schreibt der Verein, mit circa 15 mobilen Bäumen auf Rollbrettern. In einer großen Parade zögen diese Wanderbäume feierlich von einem Standort zum nächsten. Dort verschönerten sie jeden Sommer München und verwandelten triste Straßen für kurze Zeit in grüne Oasen.

Mittlerweile wurden mehr als 60 Straßen von den Wanderbäumen besucht und mehr als 150 Bäume dauerhaft gepflanzt.

Der Bezirksbeirat begrüßt das Projekt und will finanziell unterstützen

Maria Flendt (Grüne) lobte die Initiativen: „Das ist eine super Idee!“ Sie machten direkt erlebbar, wie eine Veränderung in der Stadt möglich ist. „Das passt auch gut zu unserem Fußwegekonzept“, ergänzte sie in der Sitzung. Auch die CDU konnte sich für die Baumaktion begeistern. „Ein sehr interessantes Konzept für unseren Stadtteil“, sagte Roland Stricker. Ein „Aber“ hatte die Fraktion aber natürlich: „Wie viele Parkplätze fallen dafür weg?“, fragte er noch und bat dann, das Projekt doch vielleicht in den Sommerferien durchzuführen, wenn viele im Urlaub sind. Da konnte Griebenow beruhigen, es sei ja nur ein vorübergehendes Projekt, weshalb keine Parkplätze entfielen.

Die Wanderbaumallee wurde einstimmig von allen Fraktionen unterstützt. „Wir begrüßen das im Stadtbezirk und würden uns bestimmt anteilig an der Finanzierung beteiligen“, fasste Bezirksvorsteher Reinhard Möhrle die Diskussion zusammen.