Kaum da, schon räumt der neue Oberbürgermeister von Ludwigsburg im Rathaus auf: Ein neues Referat soll die Arbeit in wichtigen Themenfeldern bündeln. Aber ist das so radikal wie es klingt?

Region: Verena Mayer (ena)

Ludwigsburg - Der neue Ludwigsburger Oberbürgermeister ist noch keine drei Wochen im Amt, da hat er schon eine neue Struktur für sein Dezernat entwickelt: Matthias Knecht gründet ein neues Referat, in dem alle wichtigen Arbeitsfelder gebündelt werden. Der Arbeitstitel lautet: Referat Steuerungsunterstützung und Grundsatzthemen. Dieses Referat, erklärt der OB, hat eine vorausdenkende, dienende und unterstützende Funktion und soll eng mit allen Dezernaten und Fachbereichen zusammenarbeiten.

 

Wohnen wird zur Chefsache

Tatsächlich liegen zwischen Knechts Amtsantritt und der Präsentation des neuen Zuschnitts im Ältestenrat am vergangenen Montag gerade mal 14 Tage. Allerdings hat der neue OB bereits im August viel Zeit im Rathaus verbracht und offenbar getan, was er zuvor angekündigt hatte: Er hat zugehört. Unabhängig davon hat Matthias Knecht auch schon davor ein Bild von der Organisation im Rathaus gehabt und dabei – wie im Wahlkampf immer wieder kundgetan – festgestellt, dass sich die Stadt verzettele. Weil sie zu viel auf einmal wolle, aber sich nicht um alles richtig kümmere.

Mit der Neugliederung seines Umfelds will Matthias Knecht nun eine andere Ordnung reinbringen. In dem neuen Referat siedelt er auch die strategische Bearbeitung des Grundsatzthemas Wohnen an und die Digitalisierungsthemen, die bis vor Kurzem vom Chief Digital Officer (CDO) Rolf Heiler bearbeitet wurden. Dieser hatte die Zusammenarbeit auf Honorarbasis nach der Wahlniederlage von Werner Spec gekündigt, dem er direkt unterstellt war. Man wolle weg von Einzelprojekten hin zu einer integrierten Digitalstrategie, sagt Knecht.

Außerdem kümmert sich das neue Referat um die nachhaltige sowie um die integrierte Stadtentwicklung. Und es wird sich des sogenannten Markenprozesses annehmen, bei dem die Marke Ludwigsburg weiterentwickelt werden soll. Bisher war diese Arbeit im Eigenbetrieb Tourismus und Events angesiedelt. Die bisherige Markenbotschafterin Nadine Schuster hat die Stadt aus privaten Gründen verlassen. Wie sich die Arbeit – und vor allem die Zusammenarbeit mit den anderen Dezernaten und Fachbereichen – genau gestaltet, muss sich finden. In der zweiten Oktoberhälfte soll das neue Referat, in dem stelleneutral rund zehn Personen Platz finden sollen, seine Arbeit aufnehmen.

Für Kenner der Strukturen im Rathaus wirkt Knechts Konzept einerseits bahnbrechend, zugleich aber auch behutsam. Denn bei genauer Betrachtung ist das neue Referat gar nicht so neu, sondern der Nachfolger des seit über eineinhalb Jahren verwaisten Referats für Nachhaltige Stadtentwicklung. Dieses war 2008 gegründet worden und entwickelte und bearbeitete alle bedeutenden Themen der Stadt. Entscheidend war dabei seine Struktur als sogenanntes Querschnittsreferat. Die Mitarbeiter waren je nach Thema eng mit den Kollegen im Rest des Rathauses vernetzt. Der Gewinn des Nachhaltigkeitspreises 2014 zum Beispiel ist ohne das Referat nicht denkbar.

Im Laufe der Jahre wurden dem Referat aber immer mehr Aufgaben zugeordnet, so dass es überladen und nicht mehr funktionsfähig war. Der damalige OB Werner Spec hat es voriges Jahr schließlich zerteilt und selbst geleitet. Seine Querschnittsfunktion hat es dabei verloren. Die bekommt es nun wieder. Die Wirtschaftsförderung verliert es allerdings. Für sie richtet Knecht eine neue Stabstelle ein.

Ein Vernetzer als Leiter

Ein hübscher Nebeneffekt der Neugliederung: Einen Leiter für das Referat steht schon in Aussicht – Holger Heß. Heß, der zurzeit im Fachbereich Organisation und Personal arbeitet, gehörte zum Aufbauteam des Referats von einst und gilt als strategisch und vernetzt denkender Kopf. Für das provisorisch geführte Referat in seiner früheren Struktur hatte ein eigens beauftragter Headhunter trotz mehrerer Anläufe keinen Chef gefunden.

Matthias Knecht wird sein Konzept abschließend dem Gemeinderat präsentieren. Dieser wird, nach Auskunft der Fraktionschefs oder ihrer Stellvertreter, „wohlwollend“ darüber befinden.