170 Wohnungen, 3500 Quadratmeter Gewerbefläche, eine Kita, ein Café: die Ludwigsburger Wohnungsbaugesellschaft stellt erstmals Pläne für die Wiederbelebung des maroden Gebäudeensembles an der Hindenburgstraße vor. Eines ist jetzt schon klar: Es wird teuer.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Alte Gebäude haben Charme, strahlen oft eine gewisse Würde aus, bereichern das Stadtbild. Nichts von alledem trifft auf die Jägerhofkaserne in Ludwigsburg zu. 1894 erbaut, verschwanden die Klinkerfassaden in den 1930er Jahren hinter hässlich-braunem Putz. Die Karlskaserne nebenan wurde längst zu einem schicken Kulturzentrum umfunktioniert, während die marode Jägerhofkaserne weitgehend leer steht, zeitweise stand gar ein Abriss im Raum. Ergänzt wird das Ensemble durch deutlich jüngere Bauten, an einer Längsseite ist die Geschäftsstelle des Roten Kreuzes untergebracht. Der Innenhof: ein schnöder Parkplatz.

 

Jetzt plant die städtische Wohnungsbaugesellschaft (WBL) den großen Wurf: auf dem 1,6 Hektar großen Grundstück soll ein neues Stadtquartier entstehen, am Freitag wurden erstmals Pläne präsentiert. Von einer Revitalisierung spricht der WBL-Chef Andreas Veit. „Wir haben das Feingefühl und nötige Gespür, mit der Historie gut umzugehen.“ 170 Wohnungen sollen zwischen Hindenburgstraße, Alt-Württemberg- und Jägerhofallee geschaffen werden, davon 90 Sozialwohnungen, zudem eine Tiefgarage, 3500 Quadratmeter Gewerbefläche, ein Innenhof mit „hoher Aufenthaltsqualität“, eine Kita, ein Café.

Die Aufgabe für die Architekten ist enorm komplex

Das Ziel sei, „ein qualitätsvolles, wirtschaftliches und nachhaltiges Gebäudeensemble zu erhalten, das auf die städtebaulichen und funktionalen Anforderungen angemessen antwortet“. So steht es in den Unterlagen zum Architekturwettbewerb, den die Stadt im vergangenen Jahr ausgelobt hat. Beworben haben sich daraufhin rund 70 Büros, 35 kamen in die engere Auswahl, nun gab die Jury die vier vorläufigen Gewinner bekannt. Sie haben jetzt sechs Wochen Zeit, ihre Entwürfe zu optimieren, dann wird der endgültige Sieger gekürt.

„Sehr komplex“ sei das Projekt, sagt Jörg Aldinger, Architekt und Vorsitzender des Preisgerichts. Was an den unterschiedlichen Nutzungen liege, die dort vorgesehen seien. Vor allem aber daran, dass die Kaserne zwar nicht unter Denkmalschutz stehe, aber eben ein „emotionales Denkmal für Ludwigsburg“ sei. Die Modelle der vier Gewinner ähneln sich zumindest teilweise: im Innenhof sollen neue Wohngebäude entstehen. Der Putz auf den Kasernen soll entfernt, die alten Steine sollen zum Vorschein kommen. In drei Entwürfen ist vorgesehen, die Bestandsgebäude zu sanieren, ein Büro will lediglich die vorderen Fassaden stehen lassen. Die Dachgestaltung unterscheidet sich stark: einmal sollen die Satteldächer erhalten, in einem anderen Modell komplett durch Flachdächer ersetzt werden. Ob der alte Schornstein des Heizwerks am unteren Ende des Areals stehen bleibt ist ebenfalls noch unklar. Er könnte, so Veit, als Kletterturm oder Aussichtsplattform genutzt werden.

Es gehe nicht um die Rendite, sondern um bezahlbaren Wohnraum, sagt die WBL

Mit ihren Modellen mussten die Architekten auch Kostenschätzungen abgeben, und alle vier sind sich einig: rund 50 Millionen Euro wird die WBL wohl investieren müssen. Nur in den Umbau, die Kosten für Innenausstattung und Außenanlagen sind nicht eingerechnet. Auch kaufen muss die WBL das Grundstück noch, das derzeit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) gehört. Deren Sprecher Tobias Kerschke hat indes schon vor Monaten bestätigt, dass man sich „grundsätzlich über den Preis geeinigt“ habe.

Noch in diesem Jahr soll der Kauf abgewickelt, danach der Bebauungsplan aufgestellt werden. Mitte 2019, schätzt die WBL, könnten die Bagger anrücken. „Für uns steht hier nicht die Rendite im Vordergrund“, sagt Veit. „Es geht darum, möglichst viel bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.“ Profitieren sollen davon Familien, Alleinstehende und Senioren. Neben den 90 Sozialwohnungen sind 50 Miet- und 30 Eigentumswohnungen vorgesehen.