In der Region konkurrieren viele um den Nachwuchs für technische Berufe. Der Technologiebetrieb Heldele aus Salach erprobt neue Strategien gegen den Fachkräfte-Mangel.

Region: Corinna Meinke (com)

Salach - Rolladen runter, Licht aus – schon richten sich alle Blicke auf die leuchtende Medienwand. Das Paradeobjekt im Foyer des Heldele Experience Center ist mit einer Bildschirmdiagonale von 4,2 Metern das augenfälligste High Tech Objekt im noch recht jungen Systemhaus des Salacher Unternehmens. Und gerne demonstriert Heldele-Geschäftsführer Bernd Forstreuter hier die Dynamik, mit der das Unternehmen Zukunftsthemen bearbeitet, wobei er jetzt die Vorführung einem jungen Mitarbeiter überlässt – ein Eigengewächs, wie der Chef betont. In Zeiten des Fachkräftemangels widmet sich das Unternehmen intensiv der Mitarbeitergewinnung. Jüngst zeichnete der Tüv Thüringen Heldele deshalb als ersten Betrieb in Deutschland mit dem Zertifikat „Nachhaltige Fachkräfteentwicklung“ aus.

 

In der Region konkurrieren viele um den Nachwuchs

Das neue Gütesiegel soll den Mitarbeitern signalisieren, „dass ihre Entwicklung fest in den Unternehmensprozessen verankert ist“, erklärt Forstreuter. Und gleichzeitig wolle man potenziellen Bewerbern damit ausgezeichnete berufliche Möglichkeiten anzeigen. Aus Anlass der Zertifikatsübergabe erinnerte Forstreuter an die hohe Dichte von Konkurrenten in der Region, die ebenfalls um den zurückgehenden Nachwuchs werben würden. „Wir ziehen einen Großteil aus den eigenen Reihen nach oben“, erklärte der Geschäftsführer. Heldele umwirbt den Nachwuchs mit Azubi-Tagen und Ersthelferkursen. Der beste Azubi eines Jahrgangs erhält ein Jahr lang einen Firmenwagen, auch anderen winken Preise. Die Bundesagentur für Arbeit bedachte den Betrieb mit dem Zertifikat für Nachwuchsförderung, und von der Handwerkskammer Region Stuttgart gab es als Preis die Bildungspyramide. Junge Menschen beim Start ins Berufsleben zu unterstützen, das ist auch Zweck der 2001 von Unternehmensgründer Adolf Heldele gegründeten Heldele Stiftung. Dabei stehen technische und naturwissenschaftliche Inhalte im Vordergrund.

Heldele setzt auf Bildungspartnerschaften

Gemeinsam mit mehreren Kommunen im Kreis, dem Elektro Technologie Zentrum Stuttgart, der Hochschule am Campus Göppingen und mit Hilfe zahlreicher Schulen als Bildungspartnern, setzt sich die Stiftung für Talentförderung ein. Auch Lehrer, Ausbilder, Fach- und Führungskräfte im Bereich Elektrotechnik sollen Gelegenheit erhalten, ihre Aufgaben in einer sich rasant verändernden Berufswelt zu meistern.

„Wir setzen auf die Kompetenz und Motivation unserer Mitarbeiter“ erklärt Forstreuter die Unternehmensstrategie. Der Dienstleister für Elektrotechnik, Gebäude-, Informations- und Kommunikationstechnik sowie Automatisierung hat selbst eine rasante Entwicklung genommen. Urzelle ist ein Elektrogeschäft von 1964 mit drei Mitarbeitern. Daraus hat sich ein Technologieunternehmen entwickelt, das 500 Mitarbeiter, darunter 90 Auszubildende, an sechs Standorten im Südwesten und in Bayern beschäftigt.

Meister können sich im Betrieb qualifizieren

Und auch lebenslanges Lernen scheint bei Heldele kein leeres Schlagwort zu sein, immerhin attestiert der Tüv Thüringen dem Unternehmen, Strukturen geschaffen zu haben, die eine Atmosphäre des kontinuierlichen Lernens sowie der Aus- und Weiterbildung ermöglichen. Dazu zählen auch neue Inhouse-Meisterkurse. Die Entwicklung des erstmals angewandten Tüv-Kriterienkatalogs samt Schulungsangebot wurde vom Landeswirtschaftsministerium im Rahmen eines Pilotprojektes mit 350 000 Euro gefördert. Projektpartner ist das Institut für Forschung und Entwicklung zum lebenslangen Lernen Stuttgart; die wissenschaftliche Begleitung lag beim Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation. Fünf weitere Mittelstandsbetriebe haben sich um die Zertifizierung beworben, mehrere Audits seien im Gange, erklärte ein Tüv-Sprecher.