In seiner Neujahrsansprache hebt der Oberbürgermeister Thomas Sprißler das Engagement in der Mitmachstadt hervor. Vor allem bei der weiteren Entwicklung der Innenstadt sind Ideen und Vorschläge erwünscht.

Herrenberg - „Wie schaffen wir es, dass sich alle Bürger an den wichtigen Diskursen, die unsere Stadt prägen und verändern, beteiligen können? Wie erreichen wir die verschiedenen Gruppen?“ Diese Fragen rückte der Herrenberger Oberbürgermeister Thomas Sprißler in seiner Neujahrsrede ganz an den Anfang. Als Erstes würdigte er den Prozess der Jugendbeteiligung in der Stadt, bei dem die Heranwachsenden an die „wichtigen Themen unseres Zusammenlebens heranführt werden und ihre Ideen einbringen können“. Andererseits würden durch die Bürger auch immer wieder Entscheidungen der Verwaltung und der Ratsgremien in Frage gestellt. Das müsse in einer Demokratie jedoch akzeptiert werden – auch, dass manche Wünsche nicht erfüllt werden könnten, betonte Sprißler.

 

Neues Wohnquartier für 1400 Menschen

„Für das Gemeinwohl bringen sich in Herrenberg unwahrscheinlich viele Menschen ein“, lobte der Rathauschef. Um die Stadt gemeinsam voranzubringen, gebe es derzeit gute Rahmenbedingungen: „Wir erleben einen wirtschaftlichen Höhenflug – auch in Herrenberg.“ Der städtische Haushalt lasse reichlich Raum für Investitionen. Dies hält der OB auch für nötig angesichts des Bevölkerungszuwachses in der Gäustadt, der sich vor allem durch steigende Geburtenzahlen erklärt. Diese hätten den Effekt, dass nicht für jedes Kind ein Betreuungsplatz zur Verfügung stehe. „Die Lage ist brisant“, räumte Sprißler ein und versprach binnen Jahresfrist Besserung. Auf dem alten Freibadgelände wird derzeit eine Kita gebaut. Auch in den Stadtteilen sollen Lösungen gefunden werden. Bei der Finanzierung seien das Land und der Bund in der Pflicht, so Sprißler.

Zudem will die Stadt für mehr Wohnraum sorgen. Ein Großprojekt gibt es im Bereich Herrenberg-Süd, wo ein neues Quartier für 1400 Menschen entstehen soll. Schritt für Schritt werden dafür die Pläne erarbeitet, auch was das Thema Verkehr anbetrifft. Sprißler warb vor einigen hundert Zuhörern in der Stadthalle um Geduld: „Um gute Lösungen zu finden, wird es eine Weile dauern.“

Wie sollen der Schick-Platz und die Seestraße aussehen?

Der OB versprach aber auch, kräftig anzupacken, um weitere Durchbrüche zu schaffen wie etwa bei der Bebauung des ehemaligen Industrieareals Leibfried, wo zentrumsnahe Wohnungen auch für sozial Schwächere errichtet werden. Weitere 30 Projekte der Stadtentwicklung stecken in den Startlöchern oder werden bereits umgesetzt. Dazu zählt das Aischbachgelände und die Achse zwischen Bahnhof und Marktplatz. Das Gelände an der Bahnhofstraße, das frühere Stadtbibliotheksareal, wartet ebenfalls auf eine neue Bebauung, ebenso wie das BayWa-Areal, ein Filet-Grundstück in der Innenstadt, für das ein Ideenwettbewerb geplant ist.

Darüber hinaus muss noch die Frage geklärt werden, wie ein Umbau der Seestraße und des Reinhold-Schick-Platz aussehen könnte. Ideen soll ebenfalls ein Wettbewerb liefern, der so terminiert ist, dass die Seestraße zusammen mit dem Seeländer-Gebäude „ in neuem Glanz erstrahlt“, wie der Rathauschef ausführte. Bis es aber soweit sei, würde noch einige Zeit vergehen.

Am Ende seiner Rede sprach der OB noch die „soziale Aufgabe“ bei der Unterbringung und Integration von Flüchtlingen an. Auf dem Fichtenberg entsteht nun doch keine Asylbewerberunterkunft, sondern eine Ausbildungsstätte der Polizei. Die Stadt wolle künftig für dezentrale Unterkünfte sorgen – und die Bürger sollen auch dabei mitreden.