In diesem Artikel erklären wir Neulingen, worum es sich bei einem NFT handelt und geben einen Überblick zu allem, was man über die digitalen Vermögenswerte wissen sollte.

Digital Desk: Lukas Böhl (lbö)

Für was steht NFT?

NFT ist die Abkürzung für Non-Fungible Token, zu Deutsch: Nicht austauschbarer Token.

 

Was ist ein Token?

Ein Token (dt. Wertmarke) ist die digitalisierte Form eines Vermögenswertes. Der Token besitzt also einen gewissen Wert oder eine bestimmte Funktion. Gleichzeitig können aber auch echte Vermögenswerte wie Immobilien oder Musikrechte tokenisiert werden, indem die damit verbundenen Rechte und Pflichten auf den Token überschrieben werden. Das heißt, die Besitzverhältnisse werden digital abgebildet und sind somit handelbar.

Ein Token kann sowohl fungible (austauschbar) als auch non-fungible (nicht austauschbar) sein. Im Grunde bedeutet „nicht austauschbar“ in diesem Sinne nur, dass es sich um einen einzigartigen digitalen Vermögenswert handelt, der nicht eins zu eins gegen einen anderen getauscht werden kann.

Anders sieht es zum Beispiel bei Bitcoins aus: Bitcoins lassen sich beliebig tauschen, da sie immer denselben Wert haben. Genauso verhält es sich mit Bargeld: Ein Zehn-Euro-Schein hat denselben Wert wie ein anderer Zehn-Euro-Schein.

Non-Fungible Tokens dagegen kann man mit Kunstobjekten wie Gemälden vergleichen. Diese besitzen einen individuellen Wert. Wenn man sie gegeneinander tauscht, erhält man in der Regel nicht denselben Wert, den man weitergibt.

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Wie sieht ein NFT aus?


Das NFT-Kunstwerk "Everydays: the First 5000 Days" des Künstlers Beeple auf einem Smartphone. Foto: mundissima / shutterstock.com

Theoretisch kann jeder Vermögenswert digitalisiert und zum NFT werden: Zeichnungen, digitale Kunstwerke, Videoclips oder auch echte Besitztümer. Wichtig ist dabei, dass die NFTs Informationen beinhalten, die ihre Einzigartigkeit belegen. So lässt sich der jeweilige Besitzer stets zurückverfolgen und kann seinen Anspruch geltend machen.

Nun stellt sich natürlich die Frage, wie man einen digitalen Vermögenswert schützt? Schließlich kann man eine Kopie eines jeden digitalen Kunstwerks durch einen einfachen Rechtsklick mit der Maus auf seinem eigenen PC speichern.


Wie wird das Besitzverhältnis dokumentiert?

Das oben beschriebene Szenario stimmt zwar und wird von NFT-Kritikern auch gerne angeführt, doch die Sache ist etwas komplexer als zunächst vermutet. Denn NFTs basieren wie Kryptowährungen auf einer Blockchain, also einer dezentralen Datenbank.

Vereinfacht gesagt setzt sich diese aus Informationsblöcken zusammen, welche wie die Glieder einer Kette aneinandergereiht sind. Jeder Block wiederum enthält gewisse Daten sowie den eigenen und den Hashwert des vorherigen Blocks. Die Daten, die in einem Block gespeichert werden, können zum Beispiel die Transaktionsdetails von Kryptowährungen oder NFTs beinhalten: Verkäufer, Käufer und die Transaktionssumme.

Den Hashwert kann man sich wie einen elektronischen Fingerabdruck vorstellen. Er ist immer einzigartig und dient zur Identifizierung des jeweiligen Blocks. Da jeder Block auch den Hashwert des Vorgängers enthält, entsteht eine Kette (Blockchain). Diese basiert auf einem Peer-to-Peer-Network, also einem Netzwerk von gleichberechtigten Computern, die alle eine vollständige Kopie der Blockchain besitzen. Wird ein neuer Informationsblock erstellt, erhalten alle Computer im Netzwerk diese Information, gleichen sie ab und bestätigen dann die Eingliederung.

Sollte jemand versuchen, einen Block mit Fehlinformationen in die Blockchain zu integrieren, müsste er diesen in alle Kopien derselben einspeisen. Da dies nahezu unmöglich ist, stellt die Blockchain eine äußerst sichere Variante der Datenspeicherung dar.


Was hat das nun mit NFTs zu tun?

Da auf einer Blockchain die Daten immer zurückverfolgbar sind, können individuelle Besitzverhältnisse sehr gut dokumentiert werden. Ein NFT, das auf der Blockchain gespeichert ist, kann folglich nicht kopiert werden – zumindest nicht innerhalb der Blockchain.

Selbstverständlich sind digitale Kunstwerke mit jedem technischen Endgerät unendlich oft vervielfältigbar, doch damit stehen sie physischen Kunstwerken in nichts nach (Fälschungen, Kunstdrucke etc.). Und genau wie ein echtes Gemälde erhalten sie ihren Wert in erster Linie dadurch, dass wir ihn diesen zuschreiben.

Der einzige Unterschied besteht wohl darin, dass ein Bild von Picasso oder van Gogh etwas Greifbares ist, das man zu Hause aufhängen kann, während ein NFT tatsächlich nur in der virtuellen Welt besteht. Bedenkt man aber, wie viel Zeit wir mittlerweile in digitalen Welten wie Facebook, Instagram und Co verbringen, sollte uns der Gedanke von rein digitalen Besitztümern gar nicht so abwegig erscheinen.

Zudem gibt es mit Cryptokitties oder Decentraland virtuelle Welten, in denen die gekauften NFTs eingesetzt werden können.

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Der Hype um NFTs

NFTs mögen für viele unverständlich und unnütz erscheinen. Schließlich sind sie im Prinzip nicht mehr als ein paar Informationen innerhalb eines technischen Systems. Dass die digitalen Vermögenswerte derzeit so beliebt sind, hängt vermutlich mit dem Hype um Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ether zusammen.

Darüber hinaus wird die Corona-Pandemie ihren Teil dazu beigetragen haben. Auf der einen Seite sind da die Künstler und Musiker, deren Umsätze über Nacht starke Einbrüche erlebt und die mit NFTs alternative Einkommensströme entdeckt haben (siehe Grimes und Kings of Leon). Zum anderen sind da die Käufer, die sich während der vielen Lockdowns und Quarantäne mehr und mehr in digitale Welten zurückgezogen haben.

Hinzu kommt die Furcht vor einer möglichen Geldentwertung durch die hohe Verschuldung im Zuge der Pandemie, die derzeit viele Menschen umtreibt. Kryptowährungen und NFTs können daher als Mittel verstanden werden, die Ersparnisse vor solch einem Szenario in Sicherheit zu bringen. Und dann sind da noch die Spekulanten, die hoffen, dass ihre NFTs in Zukunft im Wert steigen werden.

Ob die teils sehr hohen Summen für manche NFTs gerechtfertigt sind, muss sich erst noch zeigen. Denn damit ihr Wert stabil bleibt oder gar ansteigt, müssen ausreichend Menschen an diesen glauben.


Wo kann man NFTs kaufen?


OpenSea ist einer der größten NFT-Marktplätze. Foto: Rokas Tenys / shutterstock.com

NFTs werden im Internet mittlerweile auf vielen Handelsplätzen angeboten. Die bekanntesten sind OpenSea, Rarible und Mintable. Um NFTs zu kaufen, braucht man in den meisten Fällen eine Kryptowährung, die wiederum in einem digitalen Wallet aufbewahrt werden muss. Da die meisten NFTs derzeit noch auf der Ethereum-Blockchain basieren, braucht man für deren Kauf die dazugehörige Währung Ether (ETH). Eine genaue Anleitung zum Kaufen von Ether finden Sie hier.


Ein NFT erstellen und verkaufen: So geht’s

Falls Sie nun Lust haben, selbst ein NFT-Kunstwerk zu erstellen, können Sie dies ganz einfach über einen Handelsplatz wie OpenSea oder Rarible tun. Auf beiden Seiten findet sich im Menü oben die Funktion „Create“. Hier müssen Sie lediglich eine kompatible Datei wie zum Beispiel PNG, GIF, WEBP, MP4 oder MP3 hochladen, die dann automatisch in ein NFT umgewandelt wird.

Über die Plattformen können Sie Ihre Werke direkt verkaufen. Beachten Sie aber, dass Sie sowohl zum Hochladen als auch zum Verkaufen ein digitales Wallet benötigen.

Eine ausführliche Anleitung zum Erstellen und Verkaufen von NFTs finden Sie in unserem Ratgeber.

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Kritik an NFTs

Es ist mittlerweile kein Geheimnis mehr, dass die technischen Prozesse hinter einer Blockchain unheimlich viel Strom verbrauchen. So schätzt die University of Cambridge, dass allein der Bitcoin mehr Strom pro Jahr als die gesamten Niederlande verbraucht. Das liegt an all der Hardware, die für das oben erwähnte Peer-to-Peer-Netzwerk benötigt wird. Je nach Art der Stromerzeugung entstehen dadurch natürlich auch hohe C02-Emissionen. Davon sind NFTs nicht ausgenommen.

Der britische Künstler und Technologe Memo Akten hat sich über mehrere Monate hinweg den Stromverbrauch bei der Erstellung und dem Verkauf von NFTs angeschaut. Bei den circa 18000 NFT-Kunstwerken, die er analysiert hat, soll der durchschnittliche Stromverbrauch bei 340 kWh gelegen haben. Dies entspricht fast zehn Prozent des jährlichen durchschnittlichen Stromverbrauchs pro Haushalt in Deutschland. Ein NFT hätte damit laut Akten einen CO2-Abdruck von 211 kg, so viel wie ein zweistündiger Flug.

Zwar gibt es Pläne, die Ethereum-Blockchain, auf der die meisten NFTs basieren, hinsichtlich des Energieverbrauches zu optimieren, doch bislang ist jede Transaktion ein riesiger Stromfresser. Die Frage, ob ein paar bunte Pixel diesen Aufwand wert sind, ist also durchaus berechtigt.

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