Der Schwund der Kirchen und der Kirchensteuer hat enorme Auswirkungen auf die Gesellschaft, kommentiert Paul Kreiner.

München - Die Kirchensteuer in Deutschland hat ein Akzeptanzproblem. Die Kirchen als solche haben das auch. Beides hängt zusammen, doch das ließ sich bisher leicht bemänteln, denn dank des Konjunkturbooms sind die kirchlichen Einnahmen in den vergangenen Jahren mächtig gewachsen – genau gegenläufig zu den Austrittszahlen. Nur jetzt, nach diesem paradoxen Jahr 2019 mit seinem historisch höchsten Aufkommen an Kirchensteuer und seinem Allzeitrekord an Austritten gleichzeitig, bricht diese wohlgesättigte Ruhe in sich zusammen. Corona zwingt Bischöfe und Synoden, sich einer Wahrheit zu stellen, die sich schon länger abzeichnet: Das System ist nicht zu halten. So wohltuend planungssicher nach oben, wie die Kirchensteuer bisher für Bistümer und Landeskirchen war, so sicher öffnet sie nun den Blick in den Abgrund.