Der Konflikt um Peter Spuhler, den Generalintendanten des Badischen Staatstheaters, spitzt sich weiter zu: Nun hat die Operndirektorin Nicole Braunger angekündigt, das Haus zum Ende der Spielzeit zu verlassen.

Karlsruhe - Das Badische Staatstheater kommt nicht zur Ruhe: Im Juli protestierte die Belegschaft massiv gegen den autoritären Führungsstil des Generalintendant Peter Spuhler – und nun wirft die Operndirektorin Nicole Braunger zum Ende der Spielzeit das Handtuch. Die in Mödling bei Wien geborene Sopranistin hat die Leitung der wichtigsten Sparte am Karlsruher Staatstheater erst 2018 angetreten, sie ist die erste Frau in dieser Position – und wollte angeblich bereits Ende 2019 aus ihrem Vertrag aussteigen.

 

Bekannt geworden ist die Personalie durch eine Stellenanzeige im Online-Auftritt des Staatstheaters: „Wir suchen ab der Spielzeit 2021/22 eine*n Operndirektor*in (w/m/d)“, heißt es dort mit dem ungewöhnlichen Zusatz „früherer Einstieg erwünscht“. Braunger wollte sich dazu auf Medienanfragen nicht äußern. Im Sommer kündigten vier von sechs Mitgliedern der Opernleitung an, ihre Verträge nicht verlängern zu wollen. Der Dramaturg Boris Kehrmann hat bereits zum Ende der vergangenen Saison hingeworfen.

Die gesamte Opernsparte muss neu aufgestellt werden

Seine Interviews in den „Badischen Neuesten Nachrichten“ hatten die Krise im Sommer besonders befeuert. „Ich verlasse Karlsruhe mit Trauer und Wehmut. Aber ich musste einsehen, dass ich hier nicht sinnvoll arbeiten kann“, hatte Kehrmann erklärt. Mit Braungers Abgang muss die Führung der Opernsparte in Karlsruhe ab der Saison 2021/22 komplett neu aufgestellt werden. Eher dünn wirkt die kurze Stellungnahme des seit 2011 amtierenden Generalintendanten Peter Spuhler: „Nicole Braunger erfüllt ihren Vertrag als Operndirektorin des Staatstheaters und wirkt am Zukunftsprozess des Hauses mit“.

An den Protesten im Sommer beteiligten sich bis zu 300 Mitarbeiter des Badischen Staatstheaters. Sie warfen Spuhler Kontrollzwang, Misstrauen und cholerische Ausfälle vor, von einem „toxischen Arbeitsklima“ war die Rede. Der Generalintendant, dessen Vertrag bis 2026 hat, gelobte Besserung und durfte vorerst im Amt bleiben. Mitte Juli beschloss der Verwaltungsrat unter Vorsitz von Kunstministerin Theresia Bauer ein Maßnahmenpaket, um die Lage zu befrieden. Die Justiz beschäftigt sich derweil mit mutmaßlichen Vorfällen am Theater, es laufen Anlagen gegen mehrere Mitarbeiter und Ex-Mitarbeiter des Hauses. Die Vorwürfe: Vergewaltigung, Verbreitung pornografischer Schriften sowie Untreue.