Der Rhein ist einer der wichtigsten Transportwege Deutschlands. Sinkt sein Wasserspiegel stark, gerät die Produktion in vielen Fabriken ins Stocken. Normalerweise geschieht dies im Hochsommer. Doch nun sind auch im Dezember die Pegel zu niedrig.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Duisburg - Der niedrige Wasserstand des Rheins belastet die Binnenschiff-Fahrt. Viele Schiffe könnten nicht einmal die Hälfte der üblichen Ladung befördern, sagte Roberto Spranzi, Vorstandsmitglied im Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt in Duisburg. Das führe zu erheblichen Mehrkosten.

 

So könne ein sogenannter Schubverband mit 5200 Tonnen Tragfähigkeit derzeit teils nur noch 2200 bis 2400 Tonnen transportieren, wenn er den besonders niedrigen Pegel Kaub nahe dem Loreley-Felsen in Rheinland-Pfalz passieren wolle.

Schiffe müssen Tiefgang reduzieren

Der Hydrologe Jörg Uwe Belz von der Bundesanstalt für Gewässerkunde erklärte: „Auf der Bundeswasserstraße Rhein ist die Schifffahrt über weitere Strecken behindert, viele Schiffe müssen ihren Tiefgang reduzieren.“

Auftraggeber seien zwar vielfach verpflichtet, den Binnenschiffern über den sogenannten Kleinwasserzuschlag einen Ausgleich zu zahlen, sagte Spranzi. Dies verteuere aber den Transport. Aus wirtschaftlichen Gründen fahren auf dem Rhein zunehmend größere Binnenschiffe mit mehr Transportkapazität und damit mehr Tiefgang.

Anders als beim Rhein liegt der Pegelstand des Neckar im der Jahreszeit entsprechenden Normbereich.

Heißester November

Aktuell liegen die Rhein-Wasserstände nach mehreren trockenen Monaten vor allem am Niederrhein teils noch deutlich unter dem mittleren Niedrigwasser. So lag der Pegel in Emmerich kurz vor der Grenze zu den Niederlanden am Freitagnachmittag bei 76 Zentimeter (mittleres Niedrigwasser 94 Zentimeter), in Duisburg-Ruhrort bei 236 Zentimetern knapp unter dem mittleren Niedrigwasser.

Vergangenen Monat ist ein weiterer weltweiter Hitzerekord verzeichnet worden: Es war der heißeste November seit Beginn der Wetterdatenaufzeichnungen, wie das EU-Erdbeobachtungsprogramm Copernicus mitteilte. Der November 2020 sei 0,8 Grad wärmer gewesen als das 30-Jahres-Mittel von 1981 bis 2010.

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