Rund um das Nikolaus-Cusanus-Haus in Stuttgart-Birkach erstreckt sich ein biodynamischer Garten. Er soll mehr Harmonie ausstrahlen als normale Gärten. Was steckt dahinter?

Birkach - An manchen Stellen ist es schon richtig schön bunt im Garten des Nikolaus-Cusanus-Hauses. Vor dem Haupteingang ist die Wiese voller gelber und lilafarbener Blüten, hinter dem Haus lässt sich ab und an ein Vogel auf den bewässerten Steinen nieder. Alles wirkt friedlich – wie der letzte Atemzug des Winterschlafs, bevor der Frühling das gesamte Erscheinungsbild verändern wird. Hin und wieder spaziert ein Bewohner des Alten- und Pflegeheims den schmalen Weg durch die parkähnliche Gartenanlage entlang. Die meisten kennen Sandra Schöpf und grüßen freundlich. Sie ist eine von drei Gärtnerinnen, die sich um die Anlage kümmern.

 

Anfangs haben ausschließlich Bewohner im Garten des Nikolaus-Cusanus-Haus gearbeitet. Später wurde er von einer Firma gepflegt. Seit etwa fünf Jahren gehen Sandra Schöpf und ihre Kollegen nun ganz anders an die Sache heran, sodass sich die Anlage als biodynamischer Garten bezeichnen darf. „Wir gehen deutlich mit den Jahreszeiten mit“, sagt Schöpf. Außerdem richten sie sich nach Mond- und Sternenkalendern und verwenden Präparate, die typisch für biodynamische Gärten sind.

Dünger werden verwendet, aber keine Pestizide

Ein paar unscheinbare Döschen beinhalten das, was das biodynamische Gärtnern auf der ganzen Welt ausmacht: Kompostpräparate. Eichenrinde, Kamille, Löwenzahn, Baldrian – nur um ein paar davon zu nennen. „Damit verbessern wir schrittweise die Qualität des Bodens“, erklärt Sandra Schöpf. Denn die Präparate werden zum Kompost hinzugegeben, sodass der Umwandlungsprozess von Abfallstoffen zum fertigen Kompost harmonisiert wird. „Man kann sich das vorstellen wie bei einem Teig: Entweder stellt man ihn hin und er gärt irgendwie, oder man fügt Hefe hinzu und er geht schön gleichmäßig auf“, sagt Schöpf, „so ist das hier, wenn wir die Präparate hinzugeben.“

Es gibt auch noch zwei sogenannte Spritzpräparate, die Schöpf und ihre Kollegen auf der gesamten Anlage verteilen. „So versuchen wir, den ganzen Garten zu harmonisieren“, sagt sie. All diese Mittel ersetzen einen normalen Dünger aber nicht. Der wird auf der Anlage verwendet, Pestizide oder ähnliches dagegen nicht.

Der biodynamische Ansatz funktioniert auch im heimischen Gärtchen

Die Tradition von früher, dass Bewohner den Garten mitgestalten, ist erhalten geblieben. Es gibt einen kleinen Kräutergarten, der von einer ganzen Gruppe gepflegt wird, manche kümmern sich um Beete, Blumenkästen oder die Terrasse vor ihrer eigenen Wohnung. „Der Mensch gehört zum biodynamischen Ansatz dazu, es ist ein ganzheitlicher Gedanke“, sagt Schöpf. Außerdem tut der Garten den Bewohnern einfach gut. „Die Wirkung beginnt schon beim Rausschauen; da macht es einen Unterschied, ob man gegen eine Mauer oder ins Grüne schaut“, sagt Frieder Stehle-Lukas, Geschäftsführer des Nikolaus-Cusanus-Hauses.

Der biodynamische Ansatz ist nichts, was man einer einzigen Blume ansieht. Es ist eher das große Ganze, was sich dadurch langsam verändert. „Im Vergleich zu früher spüren wir schon einen Unterschied“, sagt Stehle-Lukas. Das Konzept gehe voll auf. Sandra Schöpf findet die richtigen Worte dafür: „Es ist ein Mehrwert auf seelischer Ebene“, sagt sie. Schöpf ist Halbtagskraft im Garten des Nikolaus-Cusanus-Hauses. Sie ist außerdem bei der Demeter-Gruppe Baden-Württemberg, die ihren Sitz in Echterdingen hat. Dort leitet sie die Hausgartengruppen, die landesweit etwa 500 Mitglieder verzeichnet. „Heutzutage setzen viele wieder auf Selbstversorgung, besonders seit Corona ist das attraktiver geworden“, sagt Schöpf. Auch dabei kann man dem biodynamischen Ansatz folgen, denn der eigne sich für kleine Gemüsegärtchen genauso wie für größere Anlagen wie am Nikolaus-Cusanus-Haus.