Der Nino aus Wien hat am Freitagabend im gut gefüllten Merlin Lieder über Maribor gesungen und Falco zitiert. Warum aber finden ihn alle so toll? Versuch einer Antwort.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Was hat der Nino Mandl aus Wien an sich, dass ihn beim ersten Konzert des Pop-Freaks-Festivals 2015 ziemlich genau 150 Menschen hören wollen, darunter Mädelscliquen, Normalos und Dauergäste bei Popkonzerten für Eingeweihte?

 

Durch musikalische Exaltiertheit fallen weder der Sänger und Songwriter noch seine Drei-Mann-Band auf. Die Grooves: sozusagen aus dem Indie-Lehrbuch, das weiland Gruppen wie The Libertines geschrieben haben. Der Gesang: schnodderig mit einem Hauch Velvet Underground. Der Sound: irgendwie Austro-Pop. Das alles sind natürlich grobe Vereinfachungen, die nur dabei helfen sollen, die Musik als Erklärung für die Faszination auszuschließen, die von Der Nino aus Wien ausgeht.

Man kommt der Antwort näher, wenn man die Texte des immer noch jungen Liedschreibers anhört. Da schmachtet sich jemand durch sein jugendliches Leben, den heißen Wiener Sommer, und immer hat man das Gefühl, gerade dabeizusitzen, wenn der Nino und sein fiktives Wiener Mädchen baden gehen wollen - sei es in der Alten Donau oder an der Adria, ist eh alles irgendwie Österreich und welcher deutsche Sänger hat je ein Wort über Maribor verloren? Wien-Praterstern ist außerdem auch ein toller Ort, um drüber zu singen. 

Österreich ist halt toll

Irgendwann ist dann alles klar: Man findet den Nino gerade deshalb so toll, weil er all das Beschriebene auf eine speziell österreichische Art vorträgt. Der Nino aus Wien bedient, ob bewusst oder unbewusst, nicht nur die gängigen Klischees vom morbiden und selbstgenügsamen Wiener. Sondern er vermittelt in seinen Songs und in seiner Bühnenshow als andere Seite derselben Medaille jene Gelassenheit, die uns Deutsche an den Österreichern so fasziniert: Es is wie es is, mach mer's uns halt irgendwie schön. Oder, kleines Falco-Zitat: "Was soll ich denn noch singen, es ist doch alles schon gesungen?" Das fragt der Nino und singt einfach sein nächstes Lied. 

Dem Merlin ist dafür zu danken, dass es diesen Künstler samt Band eigens für das Konzert vom Freitagabend aus Wien anreisen lässt - mit bereits sechs Alben im Gepäck. Eigentlich ist dieser Sänger ja längst kein Geheimtipp mehr, nur in Stuttgart ist er zum ersten Mal. Wie schade, denkt man sich bei diesem Konzert, dass es die Wiener Woche nicht mehr gibt! Da könnte man nämlich noch viel mehr Bands aus der österreichischen Hauptstadt zeigen. Wanda zum Beispiel kommen stattdessen nach Schorndorf, im Mai.

Leiwand, was ist das?

Letzter Teil der Antwort auf die eingangs gestellte Frage: Der Nino aus Wien hat raus, wie man sich auf der Bühne bewegen muss: leicht abwesend, verpeilte Ansagen, gelebte Exzentrik. Dazu eine betont unauffällig sich verhaltende Band, die den Sänger und seine Songs ganz in den Vordergrund rückt. 

Am Ende fragt einer, was "leiwand" heißt. Leiwand heißt super, toll, vielleicht sogar ur-super. So wie das Nino-Konzert.