Ja, schon das Wort "Food" stört mich. Kaum war die obligatorische Balsamicocreme von den Tellern dieser Stadt verschwunden, taten sich neue Ungeheurlichkeiten auf. Eine geschmackliche Abrechnung mit Hypes, die ich nicht mehr sehen kann.

Stuttgart - Während in anderen Städten Smashed Burger, Kor-Dogs und frittierte Pizzen zum neuen Hype erklärt werden, finden sich auf Stuttgarter (Frühstücks-)Tellern nicht mal Parmesan-Eier. Ja, gefrühstückt wird daheim, aber man darf doch wohl noch Träume haben? Dafür erlebt das Gewese um Bubble Tea einen erneuten Höhepunkt. Bin ich alt geworden? War Bubble Tea nie wirklich weg? Und was ist mit Gin-Männern? Werden sie eines Tages - so ab Mitte 40 - auf Rum umsteigen? Fragen über Fragen. .Einige Trends sind wirklich schwer nachvollziehbar, haben wenig mit Geschmack zu tun - und halten sich trotzdem über Jahre auf den Speise- und Getränkekarten dieser Stadt. Hier sind einige der nervigsten:

 

1. Super-ausgefallene Eissorten

Hochwertige Rezepturen, in Handarbeit hergestellt und natürlich in einer schwarzen Waffel kredenzt: Manchmal fragt man sich, warum ausgefallen gleich gut sein soll und warum Eisdielen selten gutes Vanileeis hinkriegen. Eissorten wie Ananas-Sellerie-Ingwer, Ruby Chocolate, Hanf oder Goldene Milch entlocken mir nur ein zaghaftes Gähnen. Gebt mir Spaghetti-Eis und lasst mich mit euren Aktivkohle-Experimenten in Ruhe.

2. Porridge

Spätestens als mir mein fast 60-jähriger Vater zum Frühstück ein Porridge servieren wollte, war Schluss mit lustig. Gut, ich habe seinen Haferbrei dann doch gegessen, weil er ziemlich gut kochen kann und ich die Kreation mit Bananen, Kurkuma, Rosinen, Joghurt und Pfeffer doch ein wenig aufregend fand. Doch im Ernst: Warum gibt es im Supermarkt fertige Haferschleimmischungen mit Extra-Proteinen? Und warum nennt man sogenannte Toppings wie Früchte, Chai-Mandel-Butter und Nüsse nicht beim Namen?

3. Bowls

Ein paar Zutaten, eine Schüssel und fertig ist der Hype. Eine Bowl exisitert nicht, wenn sie nicht auf Instagram geteilt wurde - so will es das Social-Media-Gesetz. Der Siegeszug dieses Trends ließ sogar Essen in Einweckgläsern alt aussehen. Und hier liegt meiner Meinung nach auch das Problem: Ich will nicht, dass sich alle Zutaten innig umarmen und nach drei Minuten zu einem Matschhaufen verkommen.

4. Brot

Nichts gegen Selfmade-Sauerteig-Liebhaber, die während der Pandemie plötzlich ihre Leidenschaft für feinporige Krumenlaibe entdeckten. Ich kann verstehen, dass man irgendwann genug vom täglichen Digital-Wahnsinn hat und sich einem Handwerk zuwendet. Doch warum fühlt sich der Biss in ein überteuertes "organic" Trend-Brot einer Backmanufaktur plötzlich so an, als wäre mir das Brot moralphilosophisch überlegen? Dann lieber ein Bissen vom selbstgemachten Flower-Focaccia (auch ein schlimmer Trend).

5. Überteuertes Fastfood

Eine dünn belegte Galette um 6,90 Euro oder doch lieber ein vietnamesische Banh Mi-Sandwich für den Preis einer Frühstücksbox (auch dieser Trend will mir nicht ganz einleuchten)? Ja, Fast Food wird am Bio-Markt mit schwarzen Handschuhen zubereitet und hat seit geraumer Zeit seinen Preis. Ich will nicht meckern, weil auch ich manchmal schwach werde und fatalerweise hungrig einkaufen gehe. Aber dann gönn ich mir lieber einen ehrlichen und zu Recht gehypten Alufolien-Burger.