Erst war er Kommunist und Stasi-Agent, dann wurde er Manager im Kapitalismus. Nun sitzt der Nord-Stream-Chef Warnig zwischen allen Stühlen. Ein alter Schulkamerad redet ihm ins Gewissen.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

An seinen Schulkameraden Matthias, Nachname Warnig, erinnert sich Gerold Hildebrand (67) auch nach fünfzig Jahren noch ziemlich gut. Gemeinsam sei man einst im Bus zur Schule nach Lauchhammer in der Oberlausitz gefahren. Der etwas Jüngere sei eine Klasse unter ihm gewesen, er und sein Kumpel – der Sohn des SED-Bürgermeisters – hätten sich immer etwas abgesondert und als „rot angehaucht“ gegolten. „Ach, hätten wir dich damals nur mal mitgenommen auf die Tramptouren zur Musik“, in einen der größten Beatschuppen der Ostzone, schrieb ihm Hildebrand neulich per offenen Brief. Da habe man von den „Drangsalierten“ des Systems erfahren, die in der kommunistischen Staatsbürgerkunde nicht vorkamen. Das habe einen bewahren können „vor der ideologischen Zurichtung auf ein totalitäres Feindbild hin“.