Viertes Rennen, vierter Sieg: Der große Dominator Johannes Rydezk holt mit Eric Frenzel auch im Teamsprint Gold. Dem Kombinierer gelingt damit Historisches.

Lahti - Der König von Lahti war Johannes Rydzek schon, nun ist der Kombinierer um eine weitere Goldmedaille reicher. An der Seite von Eric Frenzel holte er im Teamsprint seinen vierten WM-Titel. „Er ist aus dem Schatten getreten und nun selbst eine Lichtgestalt“, sagte Bundestrainer Hermann Weinbuch mit reichlich Pathos in der Stimme, „er zählt zu den größten Kombinierern der Geschichte.“

 

Das Rennen

Nach dem Springen von der Großschanze hatten die beiden Deutschen 16 Sekunden Rückstand auf Frankreich – das war kein Problem. Zusammen mit Norwegen, Japan und Österreich bildete sich eine Fünfer-Spitzengruppe. Jeder der zwei Läufer musste abwechselnd fünf 1,5-km-Runden laufen, nach dem neunten und letzten Wechsel lagen immer noch alle Teams gleichauf. Dann setzten sich Rydzek und der Norweger Magnus Krog Meter um Meter ab, bogen gemeinsam ins Skistadion ein. Mit zwei fulminanten Schlittschuhschritten überholte Rydzek aus dem Windschatten heraus und spurtete zum Sieg. Im Ziel war er so schnell, dass er erst mal an Frenzel vorbeiraste, ehe er dem Kollegen doch noch jubelnd um den Hals fiel. „Die Jungs haben ein Wahnsinnsrennen gezeigt. Sie haben es geschafft, noch einmal alle Kräfte zu mobilisieren“, sagte Bundestrainer Weinbuch. „Danke an Johannes“, meinte Frenzel, „er hat es umgebogen.“ Und Rydzek erklärte: „Wir haben auf unsere Spurtstärke vertraut und alles rausgehauen. Das vierte Gold zu gewinnen, ist irgendwie irreal. Ich habe hier nur versucht, meinen Job zu machen.“

Die historische Dimension

Vier Titel bei einer WM hat noch kein Kombinierer geholt – es könnte ein Rekord für die Ewigkeit sein. „Das werde ich nie mehr erleben“, sagte Weinbuch, „ich bin sehr ergriffen.“ Rydzek, der nun sechs WM-Siege auf dem Konto hat und in dieser Kategorie ebenfalls die Nummer eins ist, bekam auch vom bisherigen Rekordhalter ein Lob. Der Norweger Bjarte Engen Vik, der von 1995 bis 2001 fünf Gold- und drei Silbermedaillen bei Weltmeisterschaften holte, sagte: „Rydzek ist ein würdiger Nachfolger. Was die Deutschen leisten, ist erstaunlich. Sie setzen neue Standards.“

Die Feier

Das deutsche Team hatte abgeräumt wie nie zuvor, und trotzdem gab es am Freitagabend in Lahti keine große Party. „Die Jungs sind ziemlich platt“, sagte Weinbuch. Zudem fuhr der Bus zum Flughafen an diesem Samstagmorgen bereits um 5.45 Uhr ab. Und dann hatten alle auch noch den unglaublich engen Terminplan im Kopf: Schon am kommenden Wochenende geht es in Oslo im Weltcup weiter – dann sind Rydzek und Frenzel im Duell um den Gesamtsieg wieder Konkurrenten. „Ich freue mich jetzt erst mal auf mein Bett und ein bisschen Erholung“, meinte Rydzek, für den in seinem Heimatort Oberstdorf am Mittwoch ein Umzug organisiert wird, „aber die Zeit, um die Sau rauszulassen, wird noch kommen.“ Nach der Saison.

Auch Staffel- und Teamsprint-Weltmeister Eric Frenzel verspürte keine Lust auf eine große Party in Lahti. „Da würde sowieso niemand mitfeiern, da schon bald die nächsten Rennen anstehen“, sagte er, „es gehört eben zum Leben eines Sportlers, bis zum Ende der Saison zu kämpfen.“ Manchmal miteinander, manchmal gegeneinander. Aber immer um den Sieg.