Skipisten, luxuriöse Hotels, moderner Chic: Nordkorea Machthaber Kim Jon Un hat die neue Stadt Samjiyon eingeweiht. Der Bau des „sozialistische Utopia“ war nur möglich, weil Tausende Zwangsarbeiter für den Bau schuften mussten.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Pjöngjang - Mit großem Pomp hat Nordkorea den offiziellen Abschluss der Modernisierung der abgelegenen Stadt Samjiyon gefeiert, die künftig als Aushängeschild des Sozialismus gelten soll. Machthaber Kim Jong Un habe am Montag das Band bei der Einweihungszeremonie für die neue Stadt zerschnitten, die ein „Inbegriff der modernen Zivilisation“ sei, berichteten die staatlichen Medien am Dienstag.

 

Das Bauprojekt nahe des als heilig verehrten Bergs Paektu im Norden des Landes gilt als eines der Lieblingsvorhaben Kims. Im stalinistisch geprägten Nordkorea gilt der Paektu auch als Symbol der Herrscherfamilie. Auf ihm wurde angeblich der Ende 2011 gestorbene Vater Kim Jong Uns, Kim Jong Il, geboren.

„Bestes Menschenparadies der Welt“

Das Stadtgebiet im Kreis Samjiyon habe sich „in das Beispiel einer modernen bergigen Stadt unter dem Sozialismus“ verwandelt, hieß es. Das Mitglied des Politbüros der Arbeiterpartei, Choe Ryong Hae, habe in einer Rede dazu aufgerufen, das Gebiet zum „besten Menschenparadies der Welt“ herauszuputzen. Die Zeremonie sei von donnernden Hurrarufen und Feuerwerk begleitet worden.

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Die in Südkorea von nordkoreanischen Flüchtlingen herausgegebene Internet-Zeitung „Daily NK“ hatte im August berichtet, dass unter anderem Bewohner des Landkreises zur Arbeit an der neuen Stadt gezwungen und Bauarbeiter aus dem ganzen Land dorthin geschickt worden seien. Die Zeitung berief sich dabei auf Quellen in der betroffenen Provinz.

Zwangsarbeiter für den Bau rekrutiert

Der Umbau von Samjiyon wird auch als Teil der Entwicklungspläne Kim Jong Uns gesehen, eine selbstständige Wirtschaft aufzubauen. Nordkorea gilt als eines der isoliertesten Länder der Erde. Wegen seines Atomwaffenprogramms ist es harten internationalen Sanktionen unterworfen.

Paektu – heiliger Berg der Koreaner

Der Vulkan Paektu oder Paktusan ist der höchste Berg auf der Korea-Halbinsel. Der jeweilige Machthaber besucht ihn vor wichtigen Entscheidungen. Mit 2744 Metern ist der Paektu im Changbai- und Baekdudaegan-Gebirge der höchste Berg der koreanischen Halbinsel und Nordostchinas. Die Koreaner weisen dem Vulkan und seinem Caldera-See eine mythische Qualität zu und betrachten ihn als die geistige Heimat ihres Landes.

Das Regime in Pjöngjang nutzt die Mythologie des Berges, um Regierungsprojekte wie die Paektusan-Atomrakete oder den selbst gebauten Paektusan-Computer zu fördern. Der Gipfel ist seit 1993 auf dem Staatswappen Nordkoreas abgebildet. In Artikel 169 der Verfassung des abgeschotteten kommunistischen Landes wird der Paektu als „heiliger Berg der Revolution“ definiert.

Nordkorea ist fest in der Hand der Kim-Dynastie

Seit 70 Jahren ist Nordkorea fest in der Hand des Kim-Clans. Kim Jong Un ist nach seinem Großvater Kim Il Sung und Kim Jong Il der dritte Kim in der Geschichte der kommunistischen Dynastie. Doch was bedeutet der Name Kim eigentlich?

Was der Name Kim bedeutet

In Deutschland sind Müller, Schmidt und Fischer die häufigsten Familiennamen. Wie die meisten der 100 häufigsten Nachnamen leiten sie sich von Berufen her. Auf der koreanischen Halbinsel ist die Namensfrage fantasievoller geregelt. In Nord- und Südkorea gibt es rund 300 Familiennamen.

Fast die Hälfte der knapp 81 Millionen Koreaner (Südkorea: 56 Millionen, Nordkorea 25 Millionen) heißen „Kim“ (21,6 Prozent) , „Lee“ (14,8 Prozent, übersetzt: Pflaume) oder „Park“ (8,5 Prozent, Magnolie).

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Kettenraucher Kim und Kim-Kippen

Obwohl Kim Jong Un ein passionierter Kettenraucher ist, hat sein Name nichts mit der gleichnamigen „Frauenzigarette“ Kim aus den 70ern zu tun (Werbespruch: „Für Männerhände viel zu chic“). „Kim“ – auf koreanisch: „Choson’gul“, romanisiert: „Gim-Jeong-eun“ – ist vom chinesischen „Jin“ für Gold abgeleitet. Anders als deutsche Namen bestehen koreanische Namen nicht aus Vor- und Nachnamen, sondern aus dem einsilbigen Familiennamen und einem zweisilbigen Vornamen.

Kim Jong Un – der „strahlender Stern vom Berg Paektu“

Um Verwechselungen zu vermeiden reden Koreaner ihr Gegenüber häufig mit vollem Namen und Titel an. Im Fall von Kim Jong Un ist die Anrede besonders schwierig. Neben seinem offiziellen Titel „Oberster Führer der Partei, des Staates und der Armee“ hört der 34-Jährige auf zahlreiche andere Anreden wie „Strahlender Stern vom Berg Paektu“ oder „Großer Mann der Tat“.

Der allerhöchste Herrschertitel „Ewiger Präsident“ bleibt ihm allerdings verwehrt, weil Nordkorea de jure von einem Toten regiert wird: Kim Jong Uns Großvater Kim Il Sung (1912-1994), dem Staatsgründer.