Man glaubte zuerst an einen Mordanschlag mit einer Gullydeckel-Falle. Doch dann geriet der Lokführer des getroffenen Zuges selbst in Verdacht. Ab Freitag steht er vor Gericht.

Bad Berleburg - Gegen einen Lokführer beginnt nach einem vermeintlichem Gullydeckel-Anschlag auf eine Regionalbahn in Nordrhein-Westfalen der Prozess wegen Vortäuschens einer Straftat. Vor dem Amtsgericht in Bad Berleburg werden am Freitag auch Zeugen angehört, wie ein Sprecher ankündigte.

 

Der Mann soll seinen unbesetzten Zug in eine von ihm selbst konstruierte Falle aus Gullydeckeln gesteuert haben, die er zuvor an einer Brücke angebracht habe. Bei dem spektakulären Vorfall in Bad Berleburg im Wittgensteiner Land vor fast anderthalb Jahren waren die Ermittler zunächst von einem versuchten Mordanschlag ausgegangen.

An einem Seil baumelten Gullydeckel von der Brücke und krachten frontal in den Zug. Sie verursachten in dem Regionalzug der Hessischen Landesbahn ein großes Loch in der Windschutzscheibe des Fahrerhauses. Verletzt wurde niemand. Der Lokführer hatte angeben, sich weggeduckt zu haben. Er war ohne Passagiere unterwegs. Der Vorfall im April 2019 hatte für großes Aufsehen gesorgt.

49-Jähriger geriet überraschend unter Verdacht

Später wurden DNA-Spuren des Lokführers an der Seilkonstruktion festgestellt. Der damals 49-Jährige geriet überraschend unter Verdacht, die Attacke selbst inszeniert haben. Damit habe er gefährlich in den Bahnverkehr eingegriffen. Der Mann bestreitet die Vorwürfe. Die Anklage der Staatsanwaltschaft Siegen stütze sich auf Indizien, sagte der Gerichtssprecher.

Bei einer Wohnungsdurchsuchung waren Ermittler auf Schneidewerkzeug, Handschuhe sowie ganz ähnliche Knoten wie an der Gullydeckel-Konstruktion am Brückengeländer gestoßen. Das Motiv für das mutmaßliche Vorgehen war bislang ein Rätsel geblieben.