Die DRK-Wache ist jetzt auch Notarztstandort. Zudem wurde ein altes Rettungsfahrzeug durch einen hochmodernen Wagen ersetzt. Ein Erweiterungsbau ist in Planung.

Renningen - Ach, die fünf Minuten hin oder her...“ Während es im Alltag selten auf jeden kleinsten Moment ankommt, können im Rettungswesen diese fünf Minuten oder selbst ein Bruchteil davon über Leben und Tod entscheiden. Umso wichtiger ist es, dass Rettungswachen und Notarztstandorte möglichst gut verteilt sind, damit alle Gebiete in dem jeweiligen Einzugsgebiet schnell erreicht werden können. Der Landkreis Böblingen ist jetzt um einen Notarztstandort reicher, und zwar an der Rettungswache in Malmsheim.

 

Je nach Art eines Unfalls oder Notfalls muss zusätzlich zu den Notfallsanitätern auch ein Notarzt hinzukommen. Wenn keiner vor Ort ist, „muss der Arzt in einem Krankenhaus abgeholt werden“, erklärt Michael Steindorfner, Präsident des Roten Kreuzes im Kreis Böblingen. Dieser zusätzliche Aufwand und Zeitverlust fällt nun weg, „das ist die große Verbesserung“. Der Arzt wird natürlich nicht mit dem Rettungswagen, sondern mit einem eigenen Notarzt-Einsatzwagen zum Unfallort gebracht. So ist er auch, wenn er dort nicht mehr gebraucht wird, schneller wieder in der Wache, falls ein neuer Notruf hereinkommt. Ein solcher Notarztwagen steht nun ebenfalls in Malmsheim bereit.

Innerhalb von 15 Minuten müssen Rettungskräfte vor Ort sein

Die Veränderung ist eine direkte Reaktion auf die nicht nur im Altkreis viel diskutierten Hilfsfristen. Innerhalb von 15 Minuten müssen Rettungskräfte nach einer Alarmierung am Einsatzort sein, so die Vorgabe. Das muss in 95 Prozent der Fälle klappen, „Extremsituationen wie Eisglätte oder einen schlimmen Stau kann man natürlich nie ganz ausschließen“, so Steindorfner. Werden die 95 Prozent aber dauerhaft unterschritten, muss der jeweilige Bereichsausschuss, bestehend aus Leistungsträgern wie DRK und ASB und den Krankenkassen, tätig werden. Im Landkreis Böblingen wurden die 95 Prozent unterschritten, und das nicht nur punktuell. Im Herbst 2017 fiel daher der Beschluss, in Renningen den zusätzlichen Notarztstandort einzurichten.

„Wir haben extra ein Gutachten eingeholt, wo im Landkreis ein idealer Standort wäre“, erklärt Michael Steindorfner. Die Wahl fiel dabei auf Renningen, da es immer noch recht zentral liegt, aber die nordwestlich gelegenen Kommunen Weil der Stadt und Weissach von dort aus sehr gut erreicht werden können. Ein Jahr lang läuft nun der Probebetrieb, in dem sich zeigen soll, ob der Standort die erhofften Verbesserungen bringt. „Ich habe aber noch nie erlebt, dass das Ergebnis vom Gutachten abweicht.“ Der Standort in Renningen ist tagsüber von 7 bis 19 Uhr besetzt, „in der Zeit sind einfach die meisten Einsätze, und der Verkehr ist problematischer“. In Leonberg ist die Notarztstelle auch nachts besetzt.

Der Notarztstandort ist bei weitem nicht die einzige Verbesserung, die Renningen in der jüngsten Zeit erfahren hat. 2017 hat der DRK-Ortsverband einen zusätzlichen Rettungswagen erhalten, womit nun drei vor Ort sind. Eines der Fahrzeuge, das vor rund zehn Jahren angeschafft wurde und mittlerweile mehr als 356 000 Kilometer zurückgelegt hat, wurde ganz aktuell durch ein neues, hochmodernes Fahrzeug ersetzt. Außerdem ist ein Erweiterungsbau der Rettungswache in Planung. „Und wir haben ein weiteres Einsatzfahrzeug erhalten“. So können gleichzeitig mehr Helfer an einen Einsatzort gelangen.

Helfer-vor-Ort-Gruppe

Außerdem hat im November das DRK Renningen eine Helfer-vor-Ort-Gruppe ins Leben gerufen. Das Prinzip dahinter: Ehrenamtliche Ersthelfer, die in dem jeweiligen Ort leben, werden gleichzeitig mit dem Rettungsdienst alarmiert, können aber durch die geringere Entfernung schneller vor Ort sein, um die Betroffenen zu versorgen. Gerade, wenn es um Herzinfarkte oder ähnliches geht, kann die Zeit, die dadurch gewonnen wird, entscheidend sein. „Wir hatten allein im Januar und im Februar schon 75 Einsätze für die Helfer vor Ort“, berichtet Steindorfner, der die Entwicklung in Renningen als überaus positiv betrachtet. „Mehr kann auf dem Gebiet des Rettungsdienstes für die Bürger gar nicht gemacht werden.“