In Notfällen müssen Ärzte und Sanitäter binnen 15 Minuten am Einsatzort sein. In Ludwigsburg ist das noch immer zu selten der Fall, vor allem im Strohgäu. Im Landratsamt sieht man deshalb noch Optimierungsbedarf.

Kreis Ludwigsburg - Wenn es auf dem Boden nicht läuft, muss die Hilfe eben von oben kommen. Rund 700-mal waren die beiden in der Region stationierten Rettungshubschrauber im vergangenen Jahr im Landkreis Ludwigsburg bei Notfällen im Einsatz – mit einem Schwerpunkt im Strohgäu und der Umgebung. Das bringt den Betroffenen nicht nur schnelle Hilfe. Das bringt auch Quote.

 

Die Stadt- und Landkreise sind gesetzlich verpflichtet zu garantieren, dass in Notfällen sowohl Notarzt als auch Rettungsdienst binnen 15 Minuten am Einsatzort sind – zumindest in 95 Prozent aller Fälle. Genau da gibt es im Kreis Ludwigsburg aber noch Verbesserungsbedarf, vor allem bei den Notärzten.

Genaue Zahlen präsentierte die Ludwigsburger Kreisverwaltung am Montagnachmittag im Technischen Ausschuss. Trotz vieler Verbesserungen lag die erreichte Quote für 2013 im ganzen Landkreis bei nur knapp 91 Prozent. Wenn man den Hubschrauber mitrechnet (was gesetzlich nicht gewünscht ist), dann steigt die Quote immerhin auf 91,54 Prozent. Während in anderen Bezirken – etwa Rems-Murr (2012: 94,6 Prozent) oder Stuttgart (96,7 Prozent) – die Quote kein drängendes Problem darstellt, hinkt Ludwigsburg noch immer deutlich hinterher.

Das Strohgäu bleibt Problemkind

Als problematisch gelten insbesondere geografisch ungünstig gelegene Kommunen im Strohgäu und Umgebung, namentlich: Gerlingen, Vaihingen/Enz, Eberdingen, Hemmingen und Ditzingen . Dass die Hubschrauber dort gezielt öfter alarmiert werden, wirkt sich in den einzelnen Kommunen deutlich aus. Die genauen Zahlen für die jeweiligen Kommunen werden jedoch gehütet wir ein Staatsgeheimnis. Sie wurden erst in der nicht öffentlichen Sitzung vorgelegt. „Wir haben da klare Vorgaben“, betonte der Landrat Rainer Haas mit Blick auf das Land und den zuständigen Bereichsausschuss – bestehend aus Krankenkassen und Rettungsdiensten. Allerdings wurde bereits bekannt, dass sich die Quoten, die 2012 teilweise noch unter 70 Prozent (Gerlingen, Vaihingen) lagen, verbessert haben.

Bisher wurde auf Drängen der Kreisverwaltung schon manches unternommen: Am Klinikum Ludwigsburg gibt es inzwischen einen zweiten Notarzt, es werden, vor allem im Bottwartal, pensionierte niedergelassene Ärzte als Notärzte eingesetzt, am Notarztstandort Ditzingen wurden die Einsatzzeiten verlängert. Doch weil das offenbar nicht genügt, sind weitere Schritte geplant. Die Ditzinger Rettungswache wird werktags 18 Stunden im Einsatz sein, ein Intensivtransportwagen soll den Rettungsdienst entlasten und der im Bottwartal ansässige Notarzt Manfred Frenzel könne zudem möglicherweise längere Bereitschaftszeiten übernehmen.

Der stellvertretende Landrat Utz Remlinger war gestern bemüht, die Statistik positiv darzustellen. Bei den Einsätzen der Rettungswagen habe man mit mehr als 96 Prozent „eine hervorragende Quote“. In Hemmingen, Eberdingen und Vaihingen werde der Hubschrauber generell bevorzugt alarmiert, erläuterte Götz Geldner, Chefarzt für Notfallmedizin am Klinikum Ludwigsburg, gestern im Ausschuss. „Bei den Rettungswagen sind wir die besten in der Region“, betonte Geldner. In anderen Bundesländern gebe es ohnehin nur diese eine gesetzliche Hilfsfrist, „da müssen wir die Situation nicht schwarzmalen“. Immerhin bedeute diese Zahl, dass in 96 Prozent aller Notfälle Hilfe schnell da sei.

„Nicht transparent“ seien die Vorgaben zur Diskussion über die örtlichen Zahlen, kritisierte Rainer Gessler, Fraktionschef der Freien Wähler. „Wir hoffen, dass es da ein Umdenken gibt.“ Mehrere Fraktionen schlossen sich dieser Kritik an.