Müssen Beate Zschäpe neue Verteidiger zur Seite gestellt werden? Dem Richter im Münchner Prozess wird die Antwort sehr schwer fallen, kommentiert StZ-Redakteur Mirko Weber.

Manteldesk: Mirko Weber (miw)

München - Über Beate Zschäpe und ihre Verstrickungen in die NSU-Mordserie hat sich die Öffentlichkeit jenseits des Gerichtssaals in München in großen Teilen wohl bereits ein Bild gemacht. Bestimmt ist es nach 128 Verhandlungstagen nicht zum Vorteil der Angeklagten. Notwendigerweise muss dieses Bild, so furchterregend es am Ende sein mag, ein verzerrtes bleiben, denn Zschäpe hatte beschlossen, sich im Prozess nicht zu äußern.

 

Das geht nun ein Jahr so. Zeugen kamen, Zeugen gingen. Zschäpe schwieg. Dabei gab es Momente, vor allem als die Eltern Böhnhardt und Mundlos befragt wurden, in denen man dachte, dass die Hauptangeklagte ihr Schweigen brechen würde. Doch Zschäpe hielt stand. Nicht mehr als eine Mutmaßung ist jetzt, dass Zschäpe ihre berechtigte, aber von den Opfern und deren Angehörigen aus gesehen mindestens zweifelhafte Haltung mittlerweile womöglich aufgeben würde, wenn ihre Verteidiger nicht eine andere Linie beschlossen hätten.

Das Gericht hat Zschäpe aufgerufen, detailliert darzulegen, warum sie kein Vertrauen mehr zu ihren Anwälten hat. Will Beate Zschäpe einen anderen Beistand, weil sie sich zu reden entschlossen hat? Gleich tut sich ein Zwiespalt auf: wechselt das Gericht alle Anwälte aus, müsste der Prozess von vorn beginnen. Das kann keiner wollen. Teilweise Entpflichtung bedeutete zudem, einem Revisionsverfahren Tür und Tor zu öffnen. Der Vorsitzende Richter Manfred Götzl geht einen schweren Gang.