Obwohl die katholische Kirche in Oberensingen ihre Türen öffnet, reicht das nicht aus, um alle Flüchtlinge im Kreis unterzubringen. Allein für November fehlen noch 24 Plätze.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Nürtingen - Für den Esslinger Landrat Heinz Eininger ist es ein Tropfen auf den heißen Stein: Gestern sind 40 Asylbewerber in das Katholische Gemeindehaus im Nürtinger Stadtteil Oberensingen gezogen. Die Menschen kommen aus Indien, Pakistan, Syrien und der Türkei und werden nun von der Arbeiterwohlfahrt betreut. Eininger ist froh, dass in Absprache mit der Stadt Nürtingen sich nun eine weitere Unterbringungsmöglichkeit im Kreis aufgetan hat: „Es ist für mich ein Zeichen des guten Miteinanders und der Solidarität, die die Katholische Kirchengemeinde mit diesem Schritt zum Ausdruck bringt.“

 

Diese Solidarität hat Eininger zuletzt immer wieder – meist vergeblich – auch von vielen anderen Gemeinden und vor allem den Großen Kreisstädten im Landkreis eingefordert. Gestern hat der Landrat seinen Appell erneuert: „Wir brauchen die Unterstützung der Gemeinden im Landkreis, um die humanitäre Aufgabe der Versorgung von Asylbewerbern mit Wohnraum erfüllen zu können.“

Kirchheim hat die meisten, Ostfildern gar keine Asylbewerber

Mit der Nürtinger Unterkunft gibt es jetzt 517 Plätze für Asylbewerber. Diese verteilen sich aber nicht gleichmäßig über das Kreisgebiet: Während Kirchheim mit 259 Betten momentan die Hauptlast trägt und Esslingen mit 113 Plätzen in der Rennstraße einen weiteren erheblichen Anteil der Asylbewerber übernimmt, gibt es bisher in Leinfelden-Echterdingen, Filderstadt und Ostfildern überhaupt keine Unterkünfte. Die anderen Asylbewerber sind momentan in Altbach, Aichtal-Grötzingen und Deizisau untergebracht. Bisher hatte die Zahl der angebotenen Asylantenplätze ausgereicht, um allen Menschen in Not helfen zu können. Doch der Strom der politisch Verfolgten ist in den vergangenen Monaten deutlich gewachsen. Allein im November müsste der Kreis eigentlich noch 24 weitere Menschen unterbringen. Für den Dezember hat das Land angekündigt, dem Landkreis Esslingen weitere 90 Asylbewerber zuzuteilen.

„Die Alternative ist die Unterbringung in Sporthallen“

„Bisher haben sich viele Gemeinde hinter dem Baurecht versteckt“, sagt Peter Keck, der Pressesprecher des Landratsamts. Kritisch sehe der Landrat, dass sich momentan nur einige wenige Kommunen an der Unterbringung beteiligten, dass es aber noch viele weiße Flecken auf der Landkarte gebe. Kein Verständnis hat Keck dafür, wenn manche Stadt erkläre, man könne Asylanten ja nicht im Industriegebiet unterbringen, weil das menschenunwürdig sei. Keck: „Die Alternative ist aber, sie in Sporthallen einzuquartieren. Für mich ist das ein Abwägungsprozess.“

In Esslingen will der Oberbürgermeister Jürgen Zieger das Thema im nächsten Ältestenrat ansprechen. Auf Nachfrage erklärt der Sprecher der Stadt, Roland Karpentier, aber, dass man zunächst Anstrengungen von anderen Kommunen erwarte.

Dazu sei man durchaus bereit, sagt Daniel Kienle, der persönliche Referent der Filderstädter Oberbürgermeisterin Gabriele Dönig-Poppensieker. Filderstadt sei bereits dabei, intensiv zu prüfen, wie man auf den Hilferuf des Kreises reagieren könne. Aus Leinfelden-Echterdingen und Ostfildern waren gestern Abend keine Stellungnahmen mehr zu erhalten.