Marc Maiero aus Nürtingen ist der Chef im Bundeslehrteam des Deutschen Skiverbands. Der Experte legt großen Wert auf den Zusammenhalt in der Gruppe. Die Corona-Krise hat das Lehrgangsprogramm abrupt gestoppt.

Nürtingen - Normalerweise würde jetzt in den Bergen allmählich die Skisaison auslaufen. Die Skilehrer würden keine Kurse mehr geben, sondern könnten an die Perfektionierung der eigenen Technik denken und selber Lehrgänge beim Bundeslehrteam des Deutschen Skiverbands (DSV) belegen. Dessen ehrenamtlicher Chef ist Marc Maiero aus Nürtingen.

 

Alle Lehrgänge bis Anfang Mai sind abgesagt

Doch von Normalität kann keine Rede sein. Wie in allen anderen Lebensbereichen, hat die Corona-Krise auch im Skibetrieb alles über den Haufen geworfen. Die Lifte stehen still, nichts geht mehr. „Alle Lehrgänge bis Anfang Mai sind abgesagt“, berichtet Marc Maiero. Flach fallen wird beispielsweise der Skischulkongress, der für Mitte April in Ischgl geplant war. Der Tiroler Skiort ist wegen des Coronavirus’ von der österreichischen Regierung am 13. März unter Quarantäne gestellt worden.

Dabei zeichnete sich noch vor wenigen Monaten nichts Außergewöhnliches ab. Business as usual erwartete man beim Bundeslehrteam. Die heiße Phase für die Ausbildung von Skilehrern beginnt üblicherweise im Oktober und setzt sich dann im März wieder fort. Zwar hätte zum Skistart in den Bergen mehr Schnee liegen können, doch die Lehrgänge standen deswegen nicht auf der Kippe, sagt Maiero. Dann aber schlug die Pandemie zu.

Ziel ist die Verbesserung des Skiunterrichts

„Ich wäre jetzt eigentlich noch 20 bis 25 Tage im Schnee gewesen“, sagt der 46-Jährige. Doch die Saison ist wohl abgeschrieben. Stattdessen nutzt der Chefausbilder so wie die anderen Kolleginnen und Kollegen im 40-köpfigen Lehrteam die Zeit, um sich in den eigenen vier Wänden auf die nächste Saison vorzubereiten. Die Arbeit gehe nicht aus, erklärt Marc Maiero. Weiterbildungskonzepte müssten mit Blick auf Fahrtechniken und Didaktik stetig fortentwickelt und angepasst werden. Stillstand gebe es nicht.

Der Nürtinger wurde vor knapp vier Jahren Teamchef, nachdem er 2004 den Sprung ins DSV-Lehrteam geschafft hatte. An dessen Spitze ist Marc Maiero nicht an allen Lehrgängen direkt beteiligt. Zu einem großen Teil ist er konzeptionell tätig. Er arbeitet an Büchern mit und hat unter anderem das Lehrheft „Unterrichten leicht gemacht“ verfasst. Eine Übung daraus ist die „Kellnerfahrt“. Dabei balancieren die Teilnehmer beim Fahren beide Skistöcke wie ein Ober ihr Tablett. Jede einzelne Übung dient dem Ziel, den Skiunterricht in Deutschland weiter zu verbessern.

Der soziale Aspekt beim Skifahren steht mit im Vordergrund

Das Fundament für sein freiwilliges Engagement ist die Leidenschaft für den Skisport. Finanziell rechnet sich das Ganze bei einer geringen Aufwandsentschädigung nicht. Idealismus ist gefragt. Bei seiner Tätigkeit legt Marc Maiero großen Wert auf die soziale Komponente, was sich auch in seinem neuesten Unterrichtskonzept „BIZ – begeistert, individuell und zielorientiert“ ausdrückt. Es soll auf jeden Einzelnen eingegangen werden, gleichzeitig haben der Spaß und der Zusammenhalt in der Gruppe Priorität.

Diesem Leitsatz folgend hat Marc Maiero zusammen mit seiner Frau Ulrike vor rund drei Jahren in Nürtingen den Verein Schneezeit gegründet. „Bei uns steht nicht der Leistungsgedanke im Vordergrund, sondern das Miteinander. Das wird von vielen Menschen gesucht und funktioniert super“, berichtet Marc Maiero aus dem noch jungen Vereinsleben.

Nur Rennen zu fahren ist dem Jugendlichen zu langweilig

Dabei ist dem passionierten Skifahrer der Leistungsgedanke nicht fremd. Von seinen Eltern schon im zarten Alter von drei Jahren auf die Skier gestellt, machte der Knirps auf der Schwäbischen Alb seine ersten Gehversuche im Schnee. Die Familie fuhr ins Allgäu und in die österreichischen Alpen. Der Filius ging als Kind und Jugendlicher bei Skirennen an den Start. Eine Karriere als Rennläufer strebte er aber nicht an. Maiero: „Ich wollte damals nicht nur Rennen fahren, das war mir zu langweilig.“ Buckelpistenfahren und Freestyle – der Nürtinger beherrscht die ganze Vielfalt des Skifahrens.

Stattdessen begann er mit 16 seine Ausbildung zum Skilehrer. Vor 21 Jahren kam er ins Landeslehrteam des Schwäbischen Skiverbands und konnte somit bereits im Alter von 25 Jahren Übungsleiter ausbilden. „Das Coole ist, dass man sein Wissen weitergibt und durch die richtigen Tipps auch bei sehr guten Skiläufern noch Fortschritte erzielt“, beschreibt Marc Maiero eine Faszination seines freiwilligen Engagements. Hinzu kommt die Liebe zur Bergwelt. Der Aufenthalt in den Gipfellandschaften ist für Marc Maiero stets ein besonderer Genuss.

Jetzt bleibt mehr Zeit für die Familie

Auf diesen muss der Sportmanager, der in Tübingen studiert hat und beim Kirchheimer Stock-Hersteller Leki im Vertrieb arbeitet, wegen der Corona-Krise vorerst verzichten. „Die Gesundheit geht natürlich vor“, sagt der 46-Jährige, der wie jeder in diesen Tagen auf einen möglichst glimpflichen Ausgang der Krise hofft. Wenigstens eine positive Seite hat für ihn die erzwungene Auszeit: Marc Maiero hat nun mehr Zeit für die Familie und seine beiden neun und zwölf Jahre alten Söhne.