Die Stadt Nürtingen hält trotz steigender Baupreise an der Modernisierung des historischen Gebäudes fest. Die Kosten steigen auf sieben Millionen Euro.

Nürtingen - Begeistert sind die Nürtinger Gemeinderäte nicht gewesen. Doch haben sie trotz einer erheblichen Kostensteigerung letztlich doch dafür gestimmt, das Hölderlinhaus wie geplant zu modernisieren. Erst im Mai waren die Kosten auf rund 5,4 Millionen Euro geschätzt worden. Die neueste Berechnung geht nun von rund sieben Millionen Euro Gesamtkosten aus.

 

Einige Kostengruppe fehlten in der Kostenschätzung

Der Anstieg erklärt sich zum einen durch Baupreissteigerungen. Eine fünfprozentige Erhöhung schlägt hier mit rund 333 000 Euro zu Buche. Außerdem waren bei der Kostenschätzung weder die Erschließung noch die Außenanlagen am Haus, die Möblierung und zugehörige Planungskosten berücksichtigt. Die Ausgaben für diese Kostengruppen summieren sich noch einmal auf 624 000 Euro. Schließlich habe sich bei den vertiefenden Untersuchungen herausgestellt, dass sich die Erhaltung der Rückmauern aufwendiger gestaltet, als zunächst gedacht, erklärte der Oberbürgermeister Johannes Fridrich.

„Daraus müssen wir künftig lernen“, merkte Fridrich selbstkritisch an. Für künftige Projekte sollen sämtliche Kosten transparent dargestellt werden. Zudem kündigte er an, die weitere Entwicklung genau zu beobachten, damit die Kosten nicht noch weiter in die Höhe klettern.

Hölderlinhaus bildet das Herzstück eines Bildungszentrums

„Ein Stopp des Projekts kommt für uns nicht infrage“, sagte die Stadträtin Regine Glück für ihre Fraktion Nürtinger Liste/Grüne. Das umgebaute und sanierte Hölderlinhaus soll das Herzstück des künftigen Bildungszentrums am Schlossberg werden. In dem Gebäude wird die Verwaltung der Volkshochschule (VHS) ein neues Domizil erhalten. Außerdem werden Schulungsräume entstehen, die heutigen Standards entsprechen. Dafür werden beispielsweise auch Säulen entfernt, die als störend empfunden werden.

Um die Zukunft des Gebäudes, in dem der Dichter Friedrich Hölderlin seine Kindheit und Jugend verbracht hat, gab es über ein Jahrzehnt hinweg ein heftiges Ringen. Zunächst sollte das Hölderlinhaus abgerissen und an derselben Stelle ein Neubau erstellt werden. Gegen diese Pläne formierte sich aber Widerstand in der Bevölkerung. Der Bauhistoriker Johannes Gromer entdeckte, dass an dem Gebäude noch deutlich mehr Originalsubstanz vorhanden war als gedacht. Die Abrisspläne wurden daher auf Eis gelegt.

Im November 2021 soll die Modernisierung fertig sein

Um dem Platzbedarf der VHS gerecht zu werden, wird das Hölderlinhaus aufgestockt. Weil er dies ebenso wie die beschlossene Entkernung des Hauses als die Zerstörung eines Kulturdenkmals wertet, kämpfte der Verein Hölderlin Nürtingen für eine Sanierung im Bestand. Allerdings listet das Land Baden-Württemberg das über die Jahrhunderte mehrfach umgebaute Hölderlinhaus nicht als Denkmal.

Im April soll mit dem Rückbau nichttragender Teile begonnen werden. Die Fertigstellung ist für November 2021 geplant. Das Haus beherbergt dann auch eine Hölderlin-Dauerausstellung. Für das Hölderlinhaus ist eine Förderung von 2,7 Millionen Euro aus dem Programm Soziale Integration im Quartier bewilligt.