Live-Musik und gute Laune: bei der Nürtinger Musiknacht hat alles gepasst. Die sommerlichen Temperaturen haben ihren Teil dazu beigetragen.

Nürtingen - Der auf dem Flyer zur Nürtinger Musiknacht angekündigten Warm-Up Party von 19 Uhr an in der Stadthalle hätte es nicht bedurft. Denn am Samstagabend war es derart warm, dass die Musik in Gestalt der Louisiana Funky Butts Brass Band folgerichtig erst einmal auf dem Stadthallenplatz im Freien spielte. Funk, Latin, French Pop, Cajun, Clubsounds und Jazz – diese Mischung passte.

 

Bei 25 Grad fühlt es sich an wie im Süden

Wo sonst abends und nachts meist tote Hose herrscht, bot sich bei der Musiknacht ein ganz anderes Bild. Die Innenstadt bevölkert wie sonst kaum, gut gelaunte Menschen, ein fast südliches Flair – und Musik. Den zentralen Schillerplatz etwa beswingte das Swing Bohème Orchestra mit relaxten Elektro-Grooves.

Der Sommertag im Mai hatte freilich auch einen Nachteil. Viele Musikfans verspürten bei 25 Grad zunächst einmal wenig Lust, die Auftrittsorte für insgesamt 31 Bands und DJs aufzusuchen. Erst später, nach Einbruch der Dunkelheit, füllten sich die Bars und Kneipen. Zum Beispiel der Keller von Belsers Restaurant. Dort traten die Moonshine Gators auf und spielten Rockabilly und den Rock’n’Roll der 50er-Jahre. Am Schlagzeug des Trios der aus Frankreich stammende Nürtinger Musiker Thomas Prou, der solo als Prince Valium auftritt und sich bei den Moonshine Gaters auch optisch einfallsreich auf die 1950er eingestellt hat: Durch die Haut der Bass Drum projizierte die Band Sequenzen aus Spielfilmen jener Zeit.

Harter Sound im Kuckucksei, Fun im Schaufenster

Nicht in der Nürtinger Innenstadt, sondern jenseits des Neckars gelegen, hat das Kuckucksei sein Domizil. Der kulturell-politische Club ist seit rund fünf Jahrzehnten eine feste Größe im Kulturleben der Hölderlinstadt. Bei der Musiknacht war dort Marius Tilly zu Gast. Im Gepäck hatte das Trio eine druckvolle Mischung aus Blues, Punk, Soul und Psychedelic Rock. Wem diese Richtung gefällt und wer Wert auf Authentizität legt, hat den Gang in die Neckarstraße gewiss nicht bereut.

Wie bei Musiknächten üblich, haben auch die Veranstalter in Nürtingen auf ein möglichst breites Spektrum geachtet. Für praktisch jeden Geschmack war etwas dabei. Der erste Preis in der Rubrik Originalität gebührt indessen den Scouts. Wo im Schaufenster des Modegeschäfts Laufsteg in der Fußgängerzone sonst Schaufensterpuppen neue Kollektionen zur Schau stellen, präsentierten die vier Wendlinger Jungs ihren Mix aus Akustik-Klassikern, aktuellen Chart-Songs und eigenen Kreationen. Am Fenster witzige Hinweise wie: „Bitte nicht an die Scheibe klopfen“, „Wenn klopfen, dann im Takt“, oder „Tanzen erlaubt, Stilrichtung egal“. Getanzt hat dort zwar keiner, dafür um so heftiger aber das Publikum im Club Provisorium beim Auftritt der Punkrock-, Ska- und Indieband Eskalation.