Die Nürtinger Sozialkonferenz soll in ein Inklusionskonzept münden, das für Behinderte weitere Erleichterungen bringt.

Nürtingen - Einiges sei in der Stadt schon passiert, damit Menschen mit einer Behinderung besser am gesellschaftlichen Leben teilhaben können, sagt die Nürtinger Sozialbürgermeisterin Annette Bürkner. Wer ein Handicap hat, sehe sich dennoch weiterhin vielfältigen Barrieren gegenüber. Dies zu ändern ist das Ziel der Nürtinger Sozialkonferenz zum Thema Inklusion am 30. November.

 

An dem Samstag sollen im kleinen Saal der Nürtinger Stadthalle von 10 bis 14 Uhr Ideen gesammelt werden, um die Einbeziehung von Menschen mit Behinderung zu verbessern. Zum Brainstorming eingeladen sind alle, die sich für das Thema Inklusion interessieren und die sich engagieren möchten. Eingeladen sind vor allem Betroffene selber. Sie und deren Angehörige wüssten am besten, wo der Schuh drücke und wo der Handlungsbedarf am dringlichsten sei, erklärt Arno Hagelauer vom Amt für Bildung, Soziales und Familie. Dieser Input soll stärker als bisher genutzt werden. Sie könne sich vorstellen, ergänzt Annette Bürkner, dass schon mit einfachen Mitteln Betroffenen das Leben leichter gemacht werden kann.

Bei der Inklusion fängt Nürtingen nicht bei null an. Eine Sozialkonferenz vor acht Jahren hatte sich bereits auf dieses Feld konzentriert. Das Ergebnis war ein Aktionsplan, der in Teilen auch umgesetzt worden ist – beispielsweise in Form des Stadtplans „NT barrierefrei“, der über die Barrierefreiheit von Einrichtungen und Geschäften informiert.

Weiter gibt es elektrische Türöffner im Rathaus. Auch die im Inklusionsbereich bereits bestehenden Arbeitsgruppen sollen fortgesetzt werden. Und das inklusive Café Regenbogen im Rathaus ist längst ein etablierter Treffpunkt und Begegnungsort für unterschiedliche Menschen.

Angeschafft worden ist zudem eine mobile Höranlage im Bürgertreff. Diese technische Feinheit erlaubt es, dass Menschen mit einer Hörbehinderung direkt die Vertonung von Informationen in ihr Hörgerät leiten lassen können. Diese mobile Höranlage kann im gesamten Rathaus eingesetzt werden. Ohne sie könnten Betroffene der Sozialkonferenz am 30. November gar nicht folgen, erläutert Christl Munz, die Leiterin der Selbsthilfegruppe für Hörgeschädigte im Bürgertreff.

Die Konferenz will an den Aktionsplan anknüpfen und diesen um Herausforderungen ergänzen, die etwa aus der Digitalisierung heraus entstehen. Die Sozialkonferenz sei dafür die geeignete Plattform. Zuletzt eingeschlafen, soll dieses Instrument der Bürgerbeteiligung nun wiederbelebt werden, kündigt Annette Bürkner an. Zur Einstimmung wird es Impulsreferate von drei Inklusions-Expertinnen geben. Gebärdendolmetscher sind vor Ort.

Die Ergebnisse der bevorstehenden Nürtinger Sozialkonferenz werden in einem nächsten Schritt Anfang 2020 in mehreren Workshops aufgegriffen. Daraus sollen Handlungsempfehlungen entstehen, die dann in einem Inklusionskonzept festgeschrieben werden.

Gleichberechtigte Teilhabe ist ein Menschenrecht

UN-Konvention
Vor zehn Jahren ist in Deutschland die UN-Behindertenrechtskonvention in Kraft getreten. Sie setzt sich dafür ein, dass die Benachteiligung von Menschen mit Behinderung aufhört und diese als vollwertige Bürger der Gesellschaft anerkannt werden. Die gleichberechtigte Teilhabe aller am gesellschaftlichen Leben ist ein Menschenrecht.

Esslingen
Inklusion haben sich viele Städte und Gemeinden in der Region auf die Fahnen geschrieben. Die Stadt Esslingen hat unter dem Slogan „Mach ES inklusiv“ einen Aktionsplan auf den Weg gebracht, der zwischen Menschen mit Handicap und Menschen ohne Behinderung eine Brücke bauen soll. Zu den Forderungen zählen technische Verbesserungen wie die Absenkung von Bordsteinen für Rollstuhlfahrer. Letztlich soll es selbstverständlich werden, dass Behinderte am gesellschaftlichen Leben teilhaben.