München eröffnet sein 184. Oktoberfest und lässt es stärker überwachen als bisher. Die Kosten schlagen sich im Bier nieder. Ein „Füllstandsanzeiger“ für die Zelte soll Besucherströme lenken.

München - Auf geht’s zum O’zapf’n. Diesen Samstag eröffnet in München das 184. Oktoberfest. Diesmal dauert der Rummel zwei Tage länger als üblich, denn München baut am Ende noch eine Wiesn-Brücke zum Tag der Deutschen Einheit, welcher günstigerweise auf einen Dienstag fällt. Die Wirte sehen das mit Freuden. Vergangenes Jahr nämlich haben ihnen Terrorangst und mieses Wetter die Bilanz verhagelt: Es kamen so wenige Besucher wie seit dem „großen“ Terrorjahr 2001 nicht mehr. 5,6 Millionen waren es nur, um 300.000 weniger als 2015. Und wenn man bedenkt, dass jeder Wiesn-Gast zwischen null und 99 Jahren rechnerisch 1,3 Mass Bier wegzieht, andere Getränke noch gar nicht eingerechnet... Jedenfalls mussten die Bierzeltpäpste letztes Jahr ihre Zähne sehr zusammenbeißen, um – was sie tatsächlich getan haben – von einer „sehr schönen Wiesn“ zu sprechen.

 

Auf ein Neues also. Vielleicht geht’s mit den wieder mal erhöhten Bierpreisen ja tatsächlich aufwärts. Den Durchschnittspreis für die Mass haben die Wirte um 27 Cent auf 10,81 Euro angehoben; für den Liter Wasser – standesgemäß ebenfalls im Maßkrug – verlangen sie bis zu 9,90 Euro. „Im Sinne eines Volksfest ist sowas nicht“, schäumt Oberbürgermeister Dieter Reiter. Dabei haben er selbst und seine SPD-Mehrheit im Stadtrat im Frühjahr gegen einen „Bierpreisdeckel“ gestimmt – alle möglichen Argumente vorschützend, wahrscheinlich aber einfach deshalb, weil der Vorschlag vom Zweiten Bürgermeister kam, von Josef Schmid. Und der ist halt in der anderen Partei. In der CSU.

Natürlich stöhnen die Wirte

Die Wirte ihrerseits stöhnen – alle Jahre wieder –, über zunehmende eigene Kosten. Gerade für die Sicherheit müssen sie tatsächlich mehr ausgeben als früher: für die Ordner in den Zelten sowieso, anteilig aber auch für die 1600 Security-Leute, die das Gelände überwachen und an den Eingängen – an allen Eingängen, wie die Polizei betont – die Besucher kontrollieren. Rucksäcke und Taschen mit mehr als drei Litern Fassungsvermögen – „drei Milchkartons“, wie Bürgermeister Schmid sagt, als kümmerte sich auf der Wiesn irgendjemand um Milch – sind tabu. Für sie hat die Stadt zehn kostenpflichtige Depots an den Wiesnrand gestellt, drei mehr als 2016.

Die terroristische Bedrohungslage wird von den Behörden genauso eingeschätzt wie 2016. Es gebe „eine abstrakt hohe Gefährdungslage, eine latente Gefahr, aber keine konkrete Bedrohung“, sagt der Vizepräsident der Münchner Polizei, Werner Feiler. Auch die in die Festzeit fallende Bundestagswahl ändere daran nichts.

Die Videoüberwachung wird stark ausgebaut; eine Lautsprecheranlage – vier Millionen Euro Miete – soll Besucher in Zweifel warnen und/oder lenken. Mehr Polizisten patrouillieren, zum Teil sind sie erstmals mit Bodycams ausgestattet.

Trennung von Lastwagen und Besuchern

Ein Zaun, letztes Jahr noch sehr umstritten, umgibt das gesamte Festgelände; in den „inneren Sperrring“ drumherum darf nur fahren, wer dienstlich mit der Wiesn zu tun hat; die Lieferanten brauchen eine Lizenz nicht nur für die Fahrer ihrer Lastwagen, sondern auch für alle Begleitpersonen, und überhaupt sollen Lastwagen und Besucher streng getrennt werden: Die Wiesn-Gäste dürfen dieses Jahr erst von neun Uhr morgens an aufs Festzelt; bis dahin müssen die Zulieferer raus. „Was aber, wenn dann tagsüber die Brezen lätschig und die Brathendl knapp werden?“, fragt ein Journalist bei der Pressekonferenz, und Polizeisprecher Marcus da Gloria Martins antwortet, das lasse sich regeln: „Wenn in den Schlagzeilen am Ende aber bloß von einem ,Hendl-Gate‘ die Rede ist, dann bin ich froh.“

Zur besseren Lenkung der Besucherströme hat die Stadt München ihre Wiesn-App aufgerüstet. Die bietet jetzt einen „Füllstands-Anzeiger“ für die Bierzelte und – über facebook – auch eine Suchfunktion: Wo finde ich meine Freunde? Daneben hat ein privater Anbieter auch noch eine Bezahl-App auf den Weg gebracht, mit welcher die Maß und nach Belieben das Trinkgeld direkt vom Handy abgebucht werden können.

Wieder aufgelegt wird die „Oide Wiesn“, also ein Nostalgiegelände, das zwar drei Euro Eintritt kostet, dann aber gemütliche Karussellfahrten und Schaukelpartien in teils hundert Jahre alten Geräten für nur einen Euro anbietet. Auf dieser „Alten“ Wiesn gibt’s dann auch Bierzelte wie von einst (zum Zechpreis von heute natürlich) und laut Angaben der Veranstalter „mit allerfeinster Wirtshausmusi“, mit Gesang und Tanz. Pseudo-alt auf diesem Gelände sind die Holzfässer, aus denen der Gerstentrunk strömt. Unter Beobachtung durch Bayerns Finanzminister Markus Söder (CSU) wurden sie in den letzten Tagen „speziell befüllt“. Aus den sonst üblichen Großcontainern natürlich.