Der Amtsinhaber Frank Nopper (CDU) und Volker Dyken (Piratenpartei) treten bei der OB-Wahl in Backnang am 4. Februar an. Bei einer Podiumsdiskussion wird schnell klar: die Kandidaten sind auch jenseits der Politik grundverschieden.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Backnang - Die beiden Männer, die am 4. Februar, die OB-Wahl in Backnang gewinnen wollen, könnten unterschiedlicher kaum sein. Mit dieser Erkenntnis sind die meisten der Besucher der Podiumsdiskussion der „Backnanger Kreiszeitung“ sicherlich zur Veranstaltung ins Bürgerhaus gekommen. Und diese Einschätzung wird wenig später mit fast jedem Satz der zwei Herren bestärkt.

 

Hier Frank Nopper (CDU), Jurist, seit 2002 Oberbürgermeister in Backnang, stets im Anzug unterwegs, der „Ur-Stuttgarter und Gefühlsbacknanger“. Und dort Volker Dyken (Piratenpartei), Gymnasiallehrer, der Mann mit der langen Mähne. Dyken ist in Ostfriesland aufgewachsen. Er lebt seit 13 Jahren in Baden-Württemberg, war als Student eine Weile SPD-Mitglied und später für kurze Zeit auch bei der CDU.

Der 56-jährige Amtsinhaber Nopper preist seine Erfolge, etwa den Bau des neuen Hallenbads und des Bildungshauses. Der 48-jährige Herausforderer Dyken sagt, er wolle eine sozialere Politik machen. Er verspricht den Backnangern mehr direkte Beteiligung an Entscheidungen.

Kandidaten kokettieren mit ihrer Rolle im Berufsleben

Auf Nachfrage das Moderators Kornelius Fritz offenbaren die zwei Männer, dass sie auch jenseits der Politik ein echtes Kontrastprogramm bieten. Welche Speisen kochen sie am liebsten? „Ich koche nie selbst“, erklärt Frank Nopper und grinst breit. Volker Dyken indes verrät, dass er gerne Aufläufe zubereite. Was tun die Kandidaten, wenn sie mal einen Tag frei haben? Dyken: „Ich fahre raus aus der Stadt, zum Beispiel zum Ebnisee.“ Nopper: „Ich habe fast keine freien Tage.“ Was sagen die eigenen Kinder über die Kandidaten? Dyken: „Du darfst auch mal normal sein, nicht immer Lehrer.“ Nopper: „Einer meiner Söhne hat mal gesagt, als er noch kleiner war: Der Papa wohnt im Rathaus.“ Beide Kandidaten kokettieren immer wieder mit ihrer Rolle, die sie im Berufsleben spielen. Hier der verständnisvolle Pädagoge, dort der permanent eingespannte Stadtchef.

Zum Thema Ökologie sagt Dyken: der OB tue viel zu wenig für saubere Luft. Wer neue Straßen baue, etwa die B 14, der ziehe mehr Verkehr an und erhöhe die Schadstoffbelastung. Nopper sagt, die Stadt habe einen Klimaschutzplan. Gebäude würden gedämmt, Straßenlaternen auf die sparsame LED-Technik umgerüstet, „es geschieht viel“. Dyken sagt, das Murrufer sollte nicht weiter bebaut werden, aus Gründen des Hochwasserschutzes. Auf der Oberen Walke, einem gut sechs Hektar großen Areal am Ufer, solle ein Stadtpark entstehen, der bei Hochwasser als Retentionsfläche für die Murr dienen könnte. Geplant sind dort Wohnungen. Nopper kontert, die Stadt gebe derzeit die stolze Summe rund 16,5 Millionen Euro für den Hochwasserschutz aus. Sobald das Rückhaltebecken bei Oppenweiler fertig sei, könne die Obere Walke bebaut werden. Diese Einschätzung bestätigten viele Fachleute, betont der OB. Ein Park auf dem Gelände würde viel Geld kosten. Das Grundstück gehöre nicht der Stadt.

Streit über Wohnraum in der Innenstadt

Auch beim Thema Wohnen gehen die Meinungen der beiden Aspiranten ziemlich weit auseinander. Nopper sagt, auch in der City müsse neuer Wohnraum entstehen. Dyken ist strikt dagegen, kann indes nicht genau sagen, wo Wohnungen gebaut werden sollten.

Und, wie geht die Wahl aus? Kaum jemand im Saal würde wohl auf Dyken wetten. Der Herausforderer erklärt augenzwinkernd, dass er – der Underdog – sehr zufrieden wäre mit einem Ergebnis wie jenem des Fußball-Drittligisten Aspach gegen die übermächtigen Bayern aus München. Der Freundschaftskick vor ein paar Tagen endete 5:3 für die großen Favoriten.