Über 40 Jahre lang hat die CDU im Karlsruher Rathaus regiert. Jetzt siegt Frank Mentrup (SPD) bereits zum zweiten Mal bei der OB-Wahl. Was ist das Geheimnis seines Erfolges? Was will er in der Stadt angehen?

Karlsruhe - Frank im Glück – denke gut darüber nach wem du diesen Erfolg wirklich verdankst“, stand in einem Posting in einem Karlsruher Online-Forum am Wahlabend gegen 21 Uhr. Der SPD-Politiker Frank Mentrup selbst zeigte sich freudestrahlend: 52,6 Prozent der Stimmen fuhr er ein. Die Wiederwahl des amtierenden Karlsruher Oberbürgermeisters gleich im ersten Wahlgang war nicht unbedingt zu erwarten. Vor acht Jahren hatte Mentrup – für viele damals überraschend – mit einem Wahlbündnis aus den Fraktionen von SPD, Grünen und Karlsruher Liste (KAL) die 41 Jahre währende Vorherrschaft der CDU im Rathaus beendet.

 

Am Sonntag nun, dem Nikolaustag wiederholte Mentrup den damaligen Wahlerfolg: Diesmal erneut unterstützt von SPD und Grünen. Die Öko-Partei avancierte inzwischen zur stärksten Rathausfraktion, stellt 15 von 48 Stadträtinnen und Stadträten, die SPD zählt sieben, die CDU neun Sitze. „Es ist nochmal was anderes zum zweiten Mal gewählt zu werden“, ließ Mentrup nun am Sonntagabend wissen.

Mentrup saß 14 Jahre im Gemeinderat

Denn da werde auch die Leistung der vergangenen acht Jahre bewertet, so der 1964 in Mannheim geborene SPD-Politiker und Familienvater, der schon in der Fächerstadt 14 Jahre lang im Gemeinderat wirkte, von 1994 bis 2007, davon fünf Jahre als Fraktionschef.

„Ich war schon immer ein grün angehauchter Sozialdemokrat“, hatte Mentrup zuletzt gleich mehrfach in Interviews mit lokalen Medien bekundet. Die Befürchtungen, es könne einen zweiten Wahlgang geben, hatte er selbst befördert. Der Stimmenanteil von 50 Prozent sei bei fünf starken Herausforderern doch „eine ziemlich hohe Schwelle“, sagte er.

Einen Kommentar zur OB-Wahl in Karlsruhe finden Sie hier.

Der Wahlsieger lobt den fairen Wahlkampf. „Wenn man so sieht, was die letzten Jahre mitunter in der Republik so los war an populistischen Auseinandersetzungen und Hetze, war es ein vorbildlicher Wahlkampf für eine funktionierende Demokratie“, sagte er den Badischen Neuesten Nachrichten. Mentrup ist gelernter Arzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und seit 1983 bereits SPD-Mitglied. Er sieht nun in dem Wahlerfolg auch „eine Bestätigung für seine bisherigen Politik“. Die Zusammenarbeit zwischen Grünen und SPD wurde im Februar in einem 19-seitigen Leitlinien-Papier festgezurrt – manche sprechen auch von einer Art Koalitionsvertrag. Die Grünen hatten schon früh auf einen eigenen Kandidaten verzichtet. Mentrups Hauptkonkurrent bei der Neuwahl, der von CDU und FDP unterstützte Bürgermeister der kleinen Gemeinde Karlsdorf-Neuthard aus dem Landkreis, der Diplom-Verwaltungswirt Sven Weigt, kam am Sonntag lediglich auf 25,4 Prozent der Stimmen.

In der Landespolitik erfolgreich

Mentrup war früher auch als Landespolitiker aus Mannheim durchaus erfolgreich: Mit dem landesweit einzigen SPD-Direktmandat zog er 2006 in den Landtag ein und verteidigte dieses 2011 mit großem Vorsprung, von 2011 bis 2013 war er Staatssekretär im Kultusministerium in der neu gebildeten grün-roten Landesregierung. Nur ungern ließ Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) ihn als Stadtoberhaupt nach Karlsruhe ziehen. „Zuhören, verbinden und gestalten“, so beschreibt Frank Mentrup (56) seine Stärken. Der gelernte Mediziner hat Geschmack am Amt gefunden: „Der Job macht Spaß.“ Auch wenn der einnehmender war als erwartet, freut sich Mentrup nun auf weitere acht Jahre an der Spitze von Baden-Württembergs drittgrößter Stadt. Der verheiratete vierfache Vater, der inzwischen auch ein kleines Enkelkind hat, kommt locker rüber. Er fährt mit dem Rennrad ins Rathaus und hat ein großes Herz für grüne Themen.

Der Stadionbau sorgte für Zoff

Verbinden ist eine Seite – doch er kann auch anders. Für Schlagzeilen sorgte der erbitterte KSC-Stadion-Streit mit Ingo Wellenreuther (CDU). Heftige Kontroversen lösten Mentrups Ablehnung der zweiten Rheinbrücke sowie seine Vision der autofreien Innenstadt aus. Was das Zuhören angeht, hätten sich die Leidtragenden der Theater-Affäre früher Gehör bei ihrem OB gewünscht.

Mentrups Spielraum zum Gestalten ist die nächsten Jahre klein: Bewältigt werden müssen neben dem Milliardenprojekt Kombilösung, mit dem Karlsruhe den Verkehr in der City neu ordnet, auch die ausufernden Kosten bei der Sanierung des Badischen Staatstheaters. Und wegen der Corona-Pandemie sieht Mentrup eine Krise aufziehen, „die sich gewaschen hat“. Mit einem Vertrauensbeweis von 52,55 Prozent der Wählerstimmen sieht er „guten Rückenwind“, um die Herausforderungen zu meistern.