Frank Nopper ist nun offiziell CDU-Kandidat für die Stuttgarter OB-Wahl. Unser Autor Martin Tschepe hat den Backnanger Oberbürgermeister einmal genauer unter die Lupe genommen.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Stuttgart/Backnang - Viele Backnanger Kommunalpolitiker und lokalpolitisch interessierte Menschen in der Stadt an der Murr sind nicht wirklich überrascht, dass es ihren Oberbürgermeister nach Stuttgart zieht. Frank Nopper ist ambitioniert, aber er wollte eben gebeten werden und nicht im Alleingang vorpreschen. Viele Backnanger indes sind nicht glücklich über die Entscheidung von Frank Nopper. Denn er brennt seit knapp zwanzig Jahren für seine Stadt.

 

Jetzt also ist raus, worüber spätestens seit dem Backnanger Neujahrsempfang Anfang Januar in der Stadt spekuliert worden ist: Nopper will es noch mal wissen. In den sozialen Netzwerken überwiegt bei jenen, die sich zu Wort melden, die Trauer. „Gut für Stuttgart, schlecht für uns“ – mit diesen Worten lässt sich die Stimmung vieler Menschen in der Großen Kreisstadt knapp zusammenfassen. Noppers Bilanz ist beachtlich. Das gestehen selbst viele seiner politischen Konkurrenten ein. Manche Ecken von Backnang sind im Vergleich zum Jahr 2002, als der Jurist in Backnang durchgestartet ist, kaum mehr wiederzuerkennen.

Einige Projekte, über die lang nur geschwätzt wurde, sind verwirklicht worden, beispielsweise der Bau eines neuen Hallenbads.

Kaum Berührungsängste

Der gebürtige Stuttgarter bringt Backnang immer wieder mit Aktionen und Veranstaltungen ins Gespräch, beispielsweise mit den Jahr für Jahr gut besuchten Backnanger Wirtschaftsgesprächen, die stets mit einem prominenten Hauptredner aufwarten, unter anderem mit dem Bundesbank-Chef Jens Weidmann oder dem ehemaligen Verfassungsrichter Udo Di Fabio.

Frank Nopper hatte vor der Backnanger Oberbürgermeisterwahl Anfang 2018 erklärt, er könne „ohne längeres Nachdenken“ versprechen: Er brenne weiterhin mit heißem Herzen für die Stadt – vielleicht sogar noch mehr als in den Anfangsjahren. Er fühle sich „mindestens zehn Jahre jünger“ und habe jede Menge frische Ideen, augenzwinkernd fügte er hinzu: „Mehr, als Teilen der Verwaltung manchmal lieb ist.“ In puncto Wirtschaftsförderung sagte der 58-jährige Nopper erst vor ein paar Tagen, die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze in Backnang habe jetzt erstmals die 15 000er-Marke überschritten, „wir kamen von unter 12 000“.

Dieser Frank Nopper hat die seltene Fähigkeit, die politischen Ränder einzubinden, er hat kaum Berührungsängste, ihm gelingt es oft, im Gemeinderat zu vermitteln. Wenn sich Nopper indes etwas in den Kopf gesetzt hat, dann kämpft er schier bis zum Umfallen.

Der Backnanger Oberbürgermeister kokettiert gelegentlich mit seinen guten Kontakten zur Landespolitik, behauptet jedenfalls, dass es ihm deshalb mitunter gelungen sei, Einrichtungen nach Backnang zu holen. Das Staatliche Schulamt zum Beispiel, das für den gesamten Rems-Murr-Kreis zuständig ist, wurde in Backnang angesiedelt.

Umweltschützer kritisieren Nopper

Hartgesottene Umweltschützer freilich kritisieren Nopper regelmäßig und behaupten, er kümmere sich keinen Deut um den Hochwasserschutz. Die Grünen im Backnanger Gemeinderat hingegen üben selten Fundamentalkritik am OB. Die größte Niederlage, die Nopper als Backnanger Oberbürgermeister einstecken musste, war der Verlust der Kreisklinik. Ihm war es als CDU-Kreisrat allerdings gelungen, unerwartet viele Kreisräte auf seine Seite zu ziehen. Es waren am Ende aber dann doch ein paar zu wenig.

Als die Entscheidung gegen das Hospital gefallen war, handelte Nopper nach dem Motto: aufstehen und weiterarbeiten. Das einstige Krankenhaus-Areal ist längst bebaut. Der Stadt ist es gelungen, aus der Not eine Tugend zu machen. Auf dem Klinikgelände sind nun unter anderem ein stationäres Hospiz, ein Heim für an Demenz erkrankte Menschen, ein Gesundheitszentrum sowie viele Dutzend Wohnungen entstanden.

Viele von Noppers Weggefährten in Backnang sind sich daher sicher: Dieser Mann wird auch für die Landeshauptstadt, in der er aufgewachsen ist, brennen. Zunächst zumindest bis zum Wahltag am 8. November.