Der Sprecher des Linksbündnisses im Rathaus, Hannes Rockenbauch, will im Rennen um den Chefsessel im Stuttgarter Rathaus mitmischen. Er sei „fast entschlossen“ zu kandidieren, sagte er auf Anfrage. Die Stuttgarter Liberalen dagegen verzichten auf einen eigenen Bewerber, die AfD hat sich noch nicht entschieden.

Stuttgart - Und noch einer springt offenbar auf das Kandidatenkarussell für die Wahl eines neuen Stuttgarter Stadtoberhaupts auf: Der langjährige Stadtrat der Wählervereinigung Stuttgart-Ökologisch-Sozial (SÖS) und Sprecher des Linksbündnisses im Gemeinderat, Hannes Rockenbauch, wird aller Voraussicht nach seinen Hut in den Ring werfen. Offiziell machen will er seine Bewerbung erst Anfang Juli, doch nach Informationen unserer Zeitung laufen im Hintergrund bereits Bestrebungen für die Gründung einer Wählerinitiative, die Rockenbauch unterstützen soll.

 

Er tendiere dazu, anzutreten, bestätigte der 39-jährige Stadtplaner auf Nachfrage unserer Zeitung: „Ich bin fast entschlossen.“ Er wolle seine OB-Kandidatur aber nicht als „One-Man-Show“ inszenieren, sondern ein breites Bündnis verschiedener gesellschaftlicher Gruppen schmieden, bevor er seine Bewerbung bekannt gebe.

Rockenbauch wäre der achte Interessent für die Nachfolge von OB Fritz Kuhn (Grüne)

Rockenbauch wäre damit der achte Bewerber, der für die Nachfolge des scheidenden Rathauschefs Fritz Kuhn (Grüne) kandidieren würde. Ihr Interesse bereits angemeldet haben bisher der Backnanger OB Frank Nopper (CDU), die Bezirksvorsteherin von S-Mitte, Veronika Kienzle (Grüne), der SPD-Fraktionschef im Rat Martin Körner (SPD) sowie der Tengener Schultes Marian Schreier (SPD), der nach seiner Nichtberücksichtigung durch die Stuttgarter Kreispartei als unabhängiger Bewerber ins Rennen geht. Weitere Einzelbewerber sind der Ex-Stadtrat Ralph Schertlen, der Stuttgarter Werner Ressdorf und der Nürtinger Marco Völker.

Rockenbauch sitzt seit 2004 im Gemeinderat und war einer der Wortführer des Protests gegen das Bahnprojekt Stuttgart 21. Im Jahr 2009 übernahm er gemeinsam mit dem Linken-Stadtrat Tom Adler den Vorsitz der Fraktionsgemeinschaft SÖS/Linke, heute ist er Sprecher des neu formierten Linksbündnisses aus SÖS, Linke, Piraten und Tierschutzpartei. 2012 trat er erstmals als Kandidat bei der Stuttgarter OB-Wahl an und erhielt im ersten Wahlgang 10,4 Prozent der Stimmen. Vor dem zweiten Wahlgang, aus dem der amtierende OB Fritz Kuhn als Sieger hervorgegangen war, hatte Rockenbauch seine Bewerbung zurückgezogen.

Die FDP bleibt ohne eigenen Bewerber, die AfD denkt noch nach

Die Stuttgarter Liberalen dagegen, die ebenfalls mit dem Aufstellen eines eigenen OB-Kandidaten geliebäugelt hatten, werden dagegen nun doch keinen Bewerber ins Rennen schicken. Man habe bis zuletzt Gespräche mit interessanten und bekannten Parteimitgliedern geführt, so der Kreisvorsitzende Armin Serwani. Aber letztlich habe sich niemand bereit gefunden, für das OB-Amt zu kandidieren. Mögliche Kandidaten haben sich stattdessen für die Fortsetzung ihrer derzeitigen Laufbahn entschieden, so Serwani. Der Stuttgarter Kreisverband werde nun anderen Kandidatinnen und Kandidaten für die OB-Wahl die Gelegenheit zur einer Vorstellung bei der FDP geben. Anschließend würden die Freien Demokraten dann über Art und Zeitpunkt der möglichen Unterstützung eines Bewerbers entscheiden.

Bei der AfD bleibt offen, ob sie einen eigenen Bewerber ins Rennen schickt. Partei- und Fraktionssprecher Christian Köhler erklärte, man wolle sich der Frage auf einer Mitgliederversammlung im Juli widmen. Dort werde entschieden, ob ein eigener Bewerber überhaupt gewünscht sei. „Es kann durchaus sein, dass sich unsere Mitglieder dezidiert gegen die Unterstützung eines eigenen OB-Kandidaten aussprechen“, so Köhler. Er könne dies aber im Vorfeld nicht abschätzen. Sicher sei jedenfalls eines: Weder er selbst noch einer der drei anderen AfD-Stadträte stünden für eine Bewerbung zur Verfügung, so Köhler.