Die OB-Wahl in Ludwigsburg wird spannend: Nach CDU und SPD haben sich auch die Grünen für den neuen Kandidaten Matthias Knecht ausgesprochen. Werner Spec sieht das erstaunlich gelassen.

Ludwigsburg - Es ging ziemlich zur Sache bei den Grünen. Erst haben sie auf ihrer Mitgliederversammlung am Donnerstag lange mit dem OB-Kandidaten Matthias Knecht diskutiert, dann sind nach Berichten von Teilnehmern intern die Fetzen geflogen. Am Ende gab es eine breite Mehrheit für eine Unterstützung des 43-jährigen Rechtsprofessors, allerdings bei vielen Enthaltungen. Damit stehen neben CDU und SPD auch die Grünen hinter dem bislang einzig erklärten Gegenkandidaten zu Amtsinhaber Werner Spec (Freie Wähler).

 

Die Grünen-Sprecherin Silke Gericke sagt zu der Debatte: „Es sind sehr kritische Fragen gestellt worden.“ Vor allem die Position des Kandidaten zum sozialen Wohnungsbau und zur Stadtbahn wurde hinterfragt. „Ich habe klar gemacht, dass ich zu einem stadteigenen Unternehmen Wohnungsbau Ludwigsburg stehe“, sagt Knecht auf Nachfrage.

Bei den Grünen gibt es einige Spec-Fans

Einige Mitglieder hatten ihm unterstellt, private Bauunternehmer bevorzugen zu wollen. Zudem stehe er zum Stadtbahn-Kompromiss. Offenbar muss Knecht viele Grünen-Anhänger überzeugt haben. Doch als es um die Abstimmung ging, sollen verschiedene Gruppen aufeinander getroffen sein: Anhänger des Amtsinhabers Werner Spec wie die Ex-Abgeordnete Ingrid Hönlinger oder der Honorarkonsul Siegfried Rapp und Mitglieder, die sich weder für Spec noch für Knecht erwärmen konnten. Andere wiederum waren dagegen, sich schon vor der Kommunalwahl festzulegen.

Das erklärt die hohe Zahl an Enthaltungen am Ende des Abends. „Ich habe mich sehr willkommen gefühlt“, beschreibt indes der Kandidat seine Stimmungslage nach der Versammlung. Nun freut er sich über die Unterstützung – und ist offen für die Idee, einen Vertreter der Grünen in sein Wahlkampfteam aufzunehmen. CDU und SPD haben bereits Ansprechpartner entsandt. Die FDP will sich vorerst nicht positionieren, wie der Ortsverbandschef Wolfgang Vogt erklärt: „Wir werden Gespräche mit den Bewerbern führen, haben aber keine Eile.“

Matthias Knecht ist schon mitten im Wahlkampf

Dennoch nimmt der Wahlkampf Fahrt auf. Knecht absolviert viele Termine, geht auf Feste, führt Gespräche. Urlaub kann er nicht nehmen – an der Hochschule Kempten stehen noch Prüfungen an. „Ich pendele tageweise hin und her“, erklärt der Vorsitzende des Stadtverbandes Sport und des Sportvereins MTV Ludwigsburg.

Der Amtsinhaber Werner Spec hingegen setzt auf praktische Politik: So verkündet er einen Durchbruch im Kampf gegen Fahrverbote und treibt weiter sein Lieblingsthema voran, die Digitalisierung. Die breite Allianz der Ratsparteien gegen ihn – mit Ausnahme der Freien Wähler - sieht er gelassen. „Der Eindruck, dass eine geschlossene Front da wäre, ist unzutreffend“, sagt er. Viele Mitglieder von CDU, SPD und Grünen stünden auf seiner Seite. Die Union habe sich ohnehin nur hinter Knecht gestellt, um eine rot-grüne Zusammenarbeit zu verhindern.

Spec kritisiert seinen Herausforderer

Als Ursache für die Kritik macht Spec die Stadtbahndebatte aus. „Grüne und SPD wollten den BRT-Schnellbus nicht mittragen“, sagt er. Deswegen sei es zu Konflikten gekommen. In diesem Zusammenhang kritisiert Spec erstmals seinen Kontrahenten. Knecht sei zwar eine sympathische Persönlichkeit und werde von ihm „wertgeschätzt“. Doch ihm fehle es an Verwaltungserfahrung, um die großen Herausforderungen zu meistern, vor denen Ludwigsburg stehe. Spec kritisiert zudem, Knecht stelle den BRT infrage. Dieser dementiert das umgehend: „Ich habe mich nicht positioniert, ich stehe zu den Beschlüssen der Gremien.“ Ein erstes Fingerhakeln.

Der Amtsinhaber wirbt mit seiner Bilanz: 12 000 Arbeitsplätze seien während der 16 Jahre geschaffen worden, in denen Spec Oberbürgermeister der Barockstadt sei. Und er betont einmal mehr sein ökologisches Engagement, verweist auf den Deutschen Nachhaltigkeitspreis, den Ludwigsburg 2014 erhalten habe. „Ich könnte es mir leicht machen und aufhören“, sagt Spec, „meine Work-Life-Balance würde dramatisch gewinnen.“ Doch er will bei den Themen Digitalisierung, Energie und Mobilität noch weiter gestalten.

In der Woche nach den Kommunalwahlen will der Amtsinhaber der Öffentlichkeit sein Wahlprogramm vorstellen. Spätestens dann wird der OB-Wahlkampf auch das Straßenbild prägen – mit Köpfen der Bewerber auf den Plakaten.