Nürtingen muss investieren, denn sonst landen immer mehr Menschen auf der Straße.

Nürtingen - Optimal ist der Standort im Außenbereich der Stadt angrenzend an das Gewerbegebiet Steinach III zwar nicht. Dennoch hat der Nürtinger Gemeinderat den Plänen zum Bau einer Unterkunft für Obdachlose an dieser Stelle zugestimmt. Bis zum Ende dieses Jahres soll die neue Unterkunft mit Ein- bis Zwei-Zimmer-Appartements fertig sein. 75 von Obdachlosigkeit betroffene Menschen werden dort eine Bleibe finden.

 

Die Unterkunft kostet rund 4,25 Millionen Euro

Der Neubau wird voraussichtlich 4,25 Millionen Euro kosten. Die Stadt sieht sich zum Handeln gezwungen und reagiert auf die steigende Zahl von Obdachlosen. Auch weil Wohnkapazitäten wegfallen, droht ein Mangel von 100 Plätzen, dem mit dem Bau der Unterkunft begegnet werden soll. Geplant sind zwei L-förmige Gebäude, die sich um einen gemeinschaftlichen Innenhof gruppieren. Die Baukörper sind gestaffelt. Im Anschluss an das Gewerbegebiet verfügen sie über drei Geschosse, am Übergang zur freien Landschaft sind es zwei Geschosse.

Zu den Wohneinheiten werden Laubengänge führen. Die Gänge sind überdacht und so breit, dass sie auch als Aufenthaltsbereich geeignet sind. Der begrünte und mit Bäumen bepflanzte Innenhof ist als Gemeinschaftsort und Treffpunkt für alle Bewohner gedacht. An die Unterkunft schließt sich eine städtische Fläche an, die zusätzlich als Gemeinschaftsgarten geeignet wäre oder beispielsweise auch für einen Kinderspielplatz genutzt werden könnte. Trotz der Randlage ist die Nahversorgung durch das Einkaufszentrum in der Eichendorffstraße sichergestellt. Zudem gibt es eine Bushaltestelle in unmittelbarer Nähe.

Im Kreis Esslingen sind bezahlbare Wohnungen Mangelware

Die wachsende Zahl von Obdachlosen in Nürtingen hängt mit dem Mangel an bezahlbarem Wohnraum zusammen. Die Hölderlinstadt ist mit diesem Problem freilich nicht allein. Praktisch im gesamten Landkreis Esslingen fehlt es an Wohnungen für Menschen mit geringem Einkommen. Auf diesen Missstand hatte vor einigen Wochen der Kreisdiakonieverband Esslingen hingewiesen: „Es gibt so gut wie keine Wohnungen auf dem Markt, Menschen mit einem schmalen Budget haben so gut wie keine Chance, etwas zu finden.“ Es gebe „kaum noch Möglichkeiten, sie ordentlich unterzubringen“, sagt der Geschäftsführer des Kreisdiakonieverbands, Eberhard Haußmann.

Neben den Wohlfahrtsverbänden fordert unter anderem auch der Deutsche Mieterbund von den Kommunen Investitionen in den sozialen Wohnungsbau. Der Mieterbund Esslingen-Göppingen hat sich zudem für eine Mietpreisbremse ausgesprochen, die über eine Landesverordnung wirksam werden soll. Überteuerte Marktmieten hat der Mieterbund auch in Esslingen festgestellt und beruft sich dabei auf eine Studie des F + B-Instituts im Auftrag der Landesregierung.

Teure Mieten nicht nur in Esslingen

Demnach liegen die Marktmieten deutlich über der Durchschnittsmiete des Mietspiegels von 8,34 Euro pro Quadratmeter. Mietpreise von bis zu 17 Euro pro Quadratmeter seien in Esslingen zu beobachten. Dabei hält der Mieterbund eine Mietpreisbremse nicht nur in der ehemaligen freien Reichsstadt für angezeigt, sondern auch in Denkendorf, Filderstadt, Leinfelden-Echterdingen, Kirchheim, Nürtingen, Wendlingen und Wernau.