Die Vollsanierung des Oberboihinger Bahnhofes dürfte rund 500 000 Euro kosten. Einen nennenswerten Zuschuss vom Regierungspräsidium gibt es nur bei einer anschließenden öffentlichen Nutzung. Unterdessen läuft dem Gemeinderat die Zeit davon.

Oberboihingen - Der denkmalgeschützte Bahnhof in Oberboihingen hat wahrlich schon bessere Tage gesehen. An dem schmucken Zeitzeugen aus den Anfängen der Eisenbahn-Ära im Neckartal nagt der Zahn der Zeit. Die Gemeinde Oberboihingen, die das mit dem Bau des neuen Bahnhalts entbehrlich gewordene Gebäude der Deutschen Bahn abgekauft hat, sieht sich in der Zwickmühle. Sie würde das historische Gebäude gerne sanieren, hat bisher aber noch keine überzeugende und vor allem finanziell tragbare Nachnutzung gefunden. Unterdessen läuft die Zeit davon.

 

Auf der einen Seite steigen die Baupreise für die unvermeidlichen Reparaturen, auf der anderen Seite drohen Zuschüsse zu versiegen. Wenn der alte Bahnhof nicht bis zum März 2019 in neuem Glanz erstrahlt, kann die Gemeinde die Mittel aus dem ohnehin schon verlängerten Ortskernsanierungsprogramm nicht mehr abrufen. „Dann würde uns etwa die Hälfte der zwischenzeitlich auf rund 500 000 Euro gestiegenen Kosten für eine Vollsanierung wegbrechen“, sagt Bernd Edele, der Hauptamtsleiter der 5400 Einwohner zählenden Neckartalgemeinde.

Wenn aber der Bahnhof in 13 Monaten saniert sein soll, dann müssten die Bauarbeiter zügig ans Werk gehen. „Wir verhandeln am 19. Februar final mit dem Regierungspräsidium in Stuttgart, wie viel Zuschüsse wir für welchen Grad der Sanierung und Nutzung bekommen. Zwei Tage später muss der Gemeinderat dann Nägel mit Köpfen machen“, sagt Edele. Entscheidend wird sein, wie hoch das Regierungspräsidium die Latte der bürgerschaftlichen Nutzung legt. Für den Zuschussgeber gilt der Grundsatz „keine Förderung ohne öffentliche Nutzung.“ Nur wenn das zweigeteilte, aus historischem Wartesaal mit dem Fahrkartenschalter und rückwärtig gelegenem Frachtlager bestehende Gebäude einen Nutzen für alle hat, gibt’s auch Geld.

Gemeinderat fürchtet die Folgekosten

Auf einen privaten Investor, der den Weg aus dieser Klemme weisen könnte, will man im Rathaus nicht bauen. „Die potenzielle Nutzfläche ist zu klein, als dass sich der Einstieg eines Investors, wie beim Wendlinger Bahnhof geschehen, rechnen würde“, sagt Edele. Nicht mehr weiterverfolgt wird auch die Idee, den Bahnhof an Privatpersonen oder Vereine zu vermieten. Der damit verbundene personelle Aufwand würde zu sehr ins Geld gehen.

Derzeit wird immerhin der ehemalige Lagerschuppen genutzt. Der Arbeitskreis Asyl betreut dort eine Fahrradwerkstatt. Wird das Gebäude komplett saniert, dann könnte dort die gemeindeeigene Bücherei einziehen, die bisher im Rathaus mehr schlecht als recht untergebracht ist. Ein Umzug, wie alle anderen Optionen auch – im Gespräch sind unter anderem eine Heimatstube, ein vom Arbeitskreis Asyl betriebenes Café International, ein Bürgerstammtisch, Ausstellungsflächen für den Weihnachtsmarkt und Sitzungszimmer für bürgerschaftliche Arbeitskreise – könnte vielleicht zwar das Regierungspräsidium von der Förderfähigkeit überzeugen, aber noch lange nicht den Gemeinderat. Denn immer, wenn die Rede auf mögliche Folgekosten der Bahnhofsnutzung kommt, gehen dort in schöner Regelmäßigkeit die Schranken runter.