Nach zwei Amtszeiten als Nürtinger Oberbürgermeister ist Schluss. Otmar Heirich tritt bei der OB-Wahl am 5. Mai nicht mehr an. Nach seinem Ausscheiden Ende Juli will sich der 67-Jährige unter anderem in der Entwicklungshilfe engagieren.

Nürtingen - Lange ist gerätselt worden, ob der Nürtinger Oberbürgermeister Otmar Heirich (SPD) für diesen Posten erneut kandidiert. Jetzt hat der 67-Jährige bekannt gegeben, dass er bei der Oberbürgermeisterwahl am 5. Mai nicht mehr zur Verfügung steht. „Irgendwann muss man auch mal Schluss machen, es gibt noch ein Leben nach der Politik“, begründet Otmar Heirich seine Entscheidung.

 

Otmar Heirich ist seit 46 Jahren in der Kommunalpolitik aktiv

Der gebürtige Niedersachse, der in Dieburg (Hessen) sein Abitur gemacht hat, ist seit 46 Jahren in der Kommunalpolitik aktiv. Seit 1972 zunächst als Gemeinderat und Kreistagsmitglied im Kreis Darmstadt-Dieburg, von 1991 an als Bürgermeister von Lauda-Königshofen (Main-Tauber-Kreis). Das Amt des Nürtinger Oberbürgermeisters bekleidet Otmar Heirich seit Anfang 2004. Im Oktober 2011 war er in Nürtingen als Stadtoberhaupt wiedergewählt worden. Die Entscheidung jetzt sei ihm nach reiflicher Abwägung nicht leicht gefallen, bekennt der Oberbürgermeister. Mit ausschlaggebend sei letztlich auch eine schwere Erkrankung gewesen, die er in diesem Jahr überstehen musste.

Der Rathauschef hätte altershalber zwar noch für eine weitere Amtszeit kandidieren können. Denn nachdem die Landesregierung die Altersgrenze nach oben gesetzt hat, können Bewerber bis 67 Jahre zur Wahl antreten. Ausüben können Bürgermeister ihr Amt bis zur Vollendung des 73. Lebensjahres. Wäre Otmar Heirich noch einmal angetreten und hätte die Wahl gewonnen, hätte er folglich maximal weitere knapp fünf Jahre an der Spitze des Nürtinger Rathauses stehen können. Die Aussicht auf eine zusätzliche, praktisch halbe Amtszeit habe er ins Verhältnis zu den Mühen eines Wahlkampfs gesetzt. Auch diese Abwägung habe für seine Entscheidung eine Rolle gespielt.

Die Wiederwahl vor sieben Jahren war kein Glanzstück

Zwar wurde Otmar Heirich im Oktober 2011 wiedergewählt, allerdings ohne Glanz. Der Amtsinhaber verfehlte damals gegen eine insgesamt schwache Konkurrenz im ersten Anlauf die absolute Mehrheit. Erst im zweiten Durchgang setzte er sich mit 49,6 Prozent der Stimmen durch.

Gefährlich nah war ihm damals Claudia Grau gekommen. Die Nürtinger Kulturbürgermeisterin hatte gar nicht kandidiert. Trotzdem schrieben 32 Prozent der Wahlberechtigten Claudia Grau auf den Stimmzettel und machten hinter ihrem Namen das Kreuz. Das Verhältnis zwischen Heirich und seiner Stellvertreterin war dann monatelang schwer belastet. Claudia Grau starb vor einem knappen Jahr an den Folgen eines Krebsleidens im Alter von 53 Jahren.

Der Streit um ein Logistik-Zentrum ramponiert das Ansehen

Der Wiederwahl Otmar Heirichs vorangegangen war ein heftiger und jahrelanger Streit um die Ansiedlung eines Logistikzentrums des Metzinger Modekonzerns Hugo Boss in Nürtingen. Viele Bürger wehrten sich gegen ein großes Warenlager auf den Flächen des bis dahin landwirtschaftlich genutzten Großen Forsts. Im September 2010 kassierte der Verwaltungsgerichtshof in Mannheim das Bauvorhaben wegen formaler Fehler.

Boss sprang zwar schließlich ab und ging nach Filderstadt, das gemeinsame Gewerbegebiet des Gewerbezweckverbands Wirtschaftsraum Nürtingen, in dem neun Kommunen zusammengeschlossen sind, kam dann aber dennoch. Inzwischen ist der erste Bauabschnitt praktisch vermarktet. Ein Teil der Bürger wertet dies als Erfolg, andere wiederum beklagen den Verlust von fruchtbaren Ackerböden.

Otmar Heirich will Nürtingen treu bleiben

Polarisiert hat die Bürgerschaft auch der Streit um eine Wohnbebauung am Neckar. Der Wohnpark Wörth wurde gegen erheblichen Widerstand in der Bevölkerung mit knapper Mehrheit im Gemeinderat beschlossen. Wegen des nach wie vor fehlenden Hochwasserschutzes befindet sich das Bauvorhaben jedoch immer noch in der Warteschleife. Viel Beifall hat der Verwaltungsjurist Heirich jetzt für den unter Dach und Fach gebrachten Rückkauf von Anteilen der EnBW an den Stadtwerken Nürtingen bekommen.

Nach Heirichs Rückzug ist der Weg nun frei für einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin an der Spitze des Nürtinger Rathauses. Bisher hat allerdings noch kein Bewerber seinen Hut in den Ring geworfen. Otmar Heirich selbst möchte sich künftig in der Entwicklungshilfe für Afrika engagieren. Zudem möchte er seine Frau Gisela Keck-Heirich unterstützen, die in der Flüchtlingshilfe aktiv ist. Seine Frau werde noch zwei Jahre im Berufsleben stehen. Danach sei geplant, dass sie von Lauda-Königshofen hierher kommt. „Ich habe vor, in Nürtingen zu bleiben“, sagt Otmar Heirich.